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Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe

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Komunikacja interkulturowa<br />

oder aber das Fehlen lediglich unterstellt<br />

wird. Hierbei muss es keine Übereinkunft<br />

der Kopartizipanten geben. Es<br />

ist ohne weiteres denkbar, dass etwa ein<br />

deutscher Sprecher ein Gespräch mit<br />

einem so genannten Spätaussiedler intuitiv<br />

als interkulturell erachten, während<br />

letzterer es aufgrund seiner dezidiert<br />

deutschen kulturellen Identität keineswegs<br />

als solches ansehen würde. Unabhängig<br />

von tatsächlich vorhandenen unterschiedlichen<br />

Diskurssystemen liegt<br />

interkulturelle Kommunikation vor,<br />

wenn im Verlauf der Interaktion mindestens<br />

ein Partizipant diese als interkulturell<br />

interpretiert und daraufhin sein<br />

kommunikatives Herangehen und sein<br />

Sprechverhalten analog modifiziert.<br />

Wenn es nun nicht mehr allein staatliche<br />

oder sprachliche Grenzen sind,<br />

welche Kulturen trennen, so kann gefragt<br />

werden, welche interkulturellen<br />

Annäherungen in der Wissenschaft<br />

noch möglich sind. Im Bereich etwa der<br />

Literaturwissenschaft gibt es einige in<br />

der Praxis eingehaltene Setzungen, welche<br />

spezifische Bereiche künstlerischen<br />

Wirkens ohne explizite Diskussion von<br />

der wissenschaftlichen Betrachtung ausgrenzen,<br />

etwa die Grenze zwischen Theater<br />

und Film oder jener zwischen Lied<br />

und Gedicht in der philologischen Betrachtung.<br />

Die Literaturwissenschaft im Sinne<br />

einer Forschungsgemeinschaft aus Individuen,<br />

die über etablierte Mengen<br />

an gemeinsamem Wissen sowie Systeme<br />

von gemeinsamen Standards des<br />

Wahrnehmens, Glaubens, Bewertens<br />

und Handelns verfügt, beschäftigt sich<br />

üblicherweise mit dem gedruckten<br />

Wort der Literaten. Diese kaum zu leug-<br />

32<br />

nende Einschränkung von Literatur<br />

und Dichtung auf Schriftlichkeit mag<br />

verständlich sein. Schon allein das Wort<br />

‚Literatur‘ verweist auf das Wortfeld<br />

von Buchstabe und Schrift. Die Schrift<br />

ist es schließlich, die aufgrund der Dauer,<br />

die sie dem Geschriebenen verleiht,<br />

die Zeitlosigkeit von Literatur ermöglicht<br />

und auch die Analyse zumindest<br />

erleichtert, wenn die Schrift nicht sogar<br />

überhaupt erst möglich macht, „Gedanken<br />

einer beharrlichen, konzentrierten<br />

Prüfung zu unterziehen“ 11 . Die adäquate<br />

Publikationsform der Wortkünstler, die<br />

gemeinhin der Beschäftigung wert befunden<br />

werden, ist somit das Buch, das<br />

sich jedoch zugleich auch spezifischen<br />

Genres zu widmen hat, um von der Forschungsgemeinschaft<br />

der Philologen als<br />

Kunstwerk anerkannt zu werden. Zum<br />

Ausdruck mag dies beispielhaft in der<br />

Vergabepraxis des Literaturnobelpreises<br />

kommen. Obwohl dessen Statuten es<br />

erlauben würden, jegliche Art von wortbasierter<br />

Tätigkeit vom Zeitungsjournalismus<br />

bis zum Kabarett auszuzeichnen,<br />

rekrutiert sich der Kreis der Laureaten<br />

in den letzten Jahrzehnten doch auf die<br />

Produzenten von den ‚Belle Lettres‘ –<br />

wenngleich Schönheit nicht unbedingt<br />

das erste Wort sein mag, das einem im<br />

Zusammenhang mit Elfriede Jelineks<br />

Oeuvre in den Sinn kommt. In der Anfangszeit<br />

des Preises wurden zwar auch<br />

Historiker, etwa Theodor Mommsen,<br />

und Philosophen, etwa Rudolf Eucken,<br />

ausgezeichnet, doch gab es in dieser Hin-<br />

11 Postman, Neil: Wir amüsieren uns zu<br />

Tode. Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie.<br />

Aus dem Amerikanischen übersetzt<br />

von Reinhard Kaiser. Frankfurt am Main:<br />

Fischer, 1988, S. 22.

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