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Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe

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Judaica<br />

der Altstadt besaß. Allmählich vergrößerte<br />

er sein Sortiment um Stoffe und<br />

schließlich auch um Bücher. Bevor er<br />

aber die Genehmigung der russischen<br />

Behörden zur Errichtung einer Buchhandlung<br />

bekam, musste er eine „Loyalitätserklärung<br />

ablegen, in der er sich verpflichtete,<br />

nur die durch die Zensur zugelassenen Bücher zu<br />

verkaufen“ 1 Nach sieben Jahren erhielt er<br />

die Genehmigung, sich in der Neustadt<br />

in der Hauptstraße anzusiedeln. Der Bestand<br />

seiner Buchhandlung schwankte<br />

zwischen 270 und 400 Büchern. In den<br />

folgenden Jahren gelang es Gutsztadt,<br />

sein Angebot an Büchern auf 824 Bände<br />

in polnischer und deutscher Sprache zu<br />

vergrößern. Neben seiner Buchhandlung<br />

wurde auch eine Leihbibliothek eingerichtet.<br />

Die Leihbibliotheken waren<br />

Anstalten, die gegen eine bestimmte Gebühr<br />

Bücher für einen definierten Zeitraum<br />

zur Verfügung stellten. Sie wurden<br />

oft von Buchhandlungen geführt.<br />

Dreißig Jahre später entstanden die<br />

nächsten jüdischen Buchhandlungen,<br />

die bereits Bücher in jiddischer Sprache<br />

verkauften, wie z.B. die Buchhandlungen<br />

von Fajwel Bornstein, Abraham Beder,<br />

Mordka Kalenberg und Icchak Henoch<br />

Zonenberg. Die neuen Buchhandlungen<br />

wurden auch außerhalb der Hauptstraße<br />

eingerichtet. Da es in den achtziger Jahren<br />

des 19. Jahrhunderts in Lodz nur wenige<br />

öffentliche Bibliotheken gab, konnten<br />

die Einwohner der Stadt die Leihbibliotheken,<br />

die bei den großen Buchhandlungen<br />

existierten, (z.B. von Salomon<br />

Strakun, Abraham Mittler) in Anspruch<br />

nehmen. Die ersten Leihbibliotheken in<br />

1 J. Konieczna: Kultura książki polskiej<br />

w Łodzi przemysłowej (1820-1918), Łódź 2005,<br />

S. 40.<br />

48<br />

der Zawadzkastr. 17 und der Zgierskastr.<br />

15, die von der „Gesellschaft für die Verbreitung<br />

der Bildung“ in den Jahren<br />

1907 und 1908 eingerichtet wurden und<br />

über jiddische Bücher verfügten, setzten<br />

sich den Kampf gegen den Analphabetismus<br />

unter der jüdischen Bevölkerung,<br />

die kein Polnisch konnte, zum Ziel. Im<br />

Jahre 1911 zählten die Bestände dieser Bibliotheken<br />

3026 Bände, die jährlich von<br />

ca. 1800 Lesern ausgeliehen wurden. Im<br />

Jahr 1916 wurden die Bestände dieser Bibliotheken<br />

von der „Jüdischen Musikalisch-Dramatischen<br />

Gesellschaft Harfa“<br />

übernommen. Sie gründete die Bronislaw-Grosser-Bibliothek.<br />

Einen großen<br />

finanziellen Beitrag zur Entstehung der<br />

jüdischen Bibliotheken leistete die Familie<br />

des Großindustriellen Poznański.<br />

Die am Volkshaus „Bet Am“ 1918 gegründete<br />

Bibliothek zählte 2127 Bücher,<br />

darunter 220 in polnischer, 822 in hebräischer,<br />

645 in jiddischer, 335 in russischer<br />

und 105 in deutscher Sprache 2 .<br />

Es gab auch eine Bibliothek der Lodzer<br />

Gesellschaft “Talmud Tora“ und einiger<br />

anderer Gesellschaften, Parteien und<br />

Gewerkschaften. Zu den bedeutendsten<br />

Bibliotheken gehörten in der Zeit<br />

zwischen den beiden Weltkriegen die<br />

Ajzenszlos- und Grosser-Bibliothek, die<br />

mit der linken Partei „Bund“ verbunden<br />

waren. Die Abzas-Bibliothek wurde<br />

vom Verband der Webermeister und die<br />

Brochow-Bibliothek von der Partei Poalej<br />

Syjon geführt.<br />

Nach der Besetzung von Lodz durch<br />

die deutschen Truppen am 8. September<br />

1939 wurden die meisten Bibliotheken<br />

aus der Vorkriegszeit im Winter<br />

1939/1940 vom Propagandabüro des<br />

2 J.Konieczna, op.cit. S. 188.

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