Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe
Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe
Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Komunikacja interkulturowa<br />
ater immer wieder totgesagt wird – eine<br />
Einrichtung für einen angeblich immer<br />
kleineren Prozentsatz der Bevölkerung,<br />
der es zumindest in der deutschen politischen<br />
Landschaft immer schwerer fällt,<br />
die Subventionen zu rechtfertigen.<br />
Wenngleich es die Regel gibt, der zufolge<br />
ein Medium niemals durch ein anderes<br />
verdrängt wird, kann doch gesagt<br />
werden, dass der ehemalige funktionale<br />
Platz des Theaters zu nicht unbeträchtlichen<br />
Teilen wohl derzeit von Kino<br />
und Fernsehen eingenommen wird, die<br />
ihrerseits wiederum aktuell im Begriff<br />
sind, vom Internet abgelöst zu werden.<br />
Häufig wurde bereits die Vermutung geäußert,<br />
dass Shakespeare, lebte er heute,<br />
wohl für den Film arbeiten würde. Dies<br />
dürfte jedoch zu nicht unbeträchtlichen<br />
Teilen auf das Ego und die Geschäftstüchtigkeit<br />
eines zeitgenössischen Autors<br />
Shakespeare ankommen. Bei allen Parallelen<br />
ist nämlich auffallend, dass die Frage<br />
der Autorschaft beim Wechsel von der<br />
Theaterbühne auf Leinwand oder Bildschirm<br />
signifikant anders bewertet wird.<br />
Zwar soll in Hollywood die Redensart<br />
kursieren, die drei wichtigsten Faktoren<br />
eines Films seien Drehbuch, Drehbuch<br />
und Drehbuch, doch hat schon der Regisseur<br />
und Autor Billy Wilder süffisant<br />
bemerkt, dass der Zuschauer für den<br />
Urheber dieser zentralen Komponente<br />
wenig Würdigung findet, weil er gemeinhin<br />
den Eindruck habe, die Schauspieler<br />
erfänden den Text in dem Moment, in<br />
dem sie ihn aussprechen. Allein Harold<br />
Pinter hat es unlängst als frischgebackener<br />
Nobelpreisträger auf dem Werbeplakat<br />
der nicht sonderlich erfolgreichen<br />
Neuverfilmung von Sleuth immerhin als<br />
Drehbuchautor zur gleichen Schriftgrö-<br />
34<br />
ße wie die Schauspieler Michael Caine<br />
und Judd Law sowie der Regisseur Kenneth<br />
Brennagh gebracht.<br />
Drehbuchautoren sind zwar im<br />
Grunde ebenso wie Theaterautoren Dramatiker,<br />
genießen jedoch kaum literaturwissenschaftliche<br />
Aufmerksamkeit.<br />
Auf die Frage nach dem Grund kann<br />
zunächst einmal darauf verwiesen werden,<br />
dass Filme als Bestandteil einer Industrie<br />
gerne als Genremachwerke, die<br />
auf den Effekt und nicht auf das freie<br />
Spiel der Erkenntniskräfte aus sind, und<br />
somit nicht als pure Kunstwerke angesehen<br />
werden, mit denen sich die Philologie<br />
lieber beschäftigt. In der Folge wäre<br />
die ästhetische Qualität einer großen<br />
Anzahl an Drehbüchern zu diskutieren.<br />
Zum anderen könnte als Grund für das<br />
Ignorieren dieser spezifischen Artefakte<br />
die häufige Abwesenheit von Drehbüchern<br />
in den Verlagsprogrammen angeführt<br />
werden: Drehbücher werden<br />
nicht primär gelesen, sondern in der filmischen<br />
Realisation gesehen. Dieses Gegenargument<br />
überzeugt allerdings nicht<br />
wirklich, denn auch Theaterstücke sieht<br />
man häufig allein in der Inszenierung<br />
– wenngleich etliche moderne Inszenierungen<br />
präzises vorheriges Studium der<br />
gedruckten Publikationsform vorauszusetzen<br />
scheinen.<br />
Drehbuchautor und der Stückeschreiber<br />
unterscheiden sich grundlegend<br />
in einer rein quantitativen<br />
Hinsicht: Ein Theaterstück kann und<br />
wird auf verschiedene Weisen von unterschiedlichen<br />
Personen aufgeführt.<br />
Potentiell unendlich viele Ausführungsformen<br />
kreisen immer um das Zentrum<br />
des zugrundeliegenden Textes – wenn<br />
sich die Aufführung auch mitunter be-