Jubiläumsmagazin Januar 2010 - Baumeler

_Interview mit Ivo Adam_ aufgezeichnet von Roman Tschäppeler
IVO ADAM’S
REISEERLEBNISSE
R.T.: Was kommt Ihnen spontan zu diesen
Destinationen in den Sinn?
I.A.: Ligurien – Knackige Oliven, gutes, vielleicht
sogar das beste Olivenöl und eine feste
Nonna, die softe Gnocchi zubereitet und diese
mit Gartenkräutern abschmeckt.
Thailand – Scharfes Curry, Dragqueens im
Rotlichtviertel und günstige Kleider. Ich habe
mir da zwei Anzüge schneidern lassen. Ah ja,
und immer wird alles mit Koriander serviert.
Toskana – Toller Wein (Favorit: Tignanello),
hübsche Frauen, heisse Tanznächte, grosse
Brioches zum Frühstück. Bevor ich mein
Engagement in Ascona anfing, verbrachte
ich 4 Wochen in Florenz, um einen
Crashkurs in Italienisch zu absolvieren.
Portugal – Da war ich leider noch
nie. Der Portwein, der ein treuer
portugiesischer Mitarbeiter aus
meinem Betrieb von seiner Heimat
mitbringt, ist allerdings super. Auch
Olivenöl nimmt er jeweils mit. Das ist
sehr frisch.
Kuba – ...Libre, nun ja, auf diese Assoziation
kommen wohl alle. Ich war noch nie
auf Fidel’s Insel, aber ein Freund von mir ging
da auf Fotoreise. Die Klischées von schönen
Menschen, Musik, Puros und alten Autos
scheinen wahr zu sein.
Griechenland – Weisser Stein und blaues
Meer. Und natürlich Feta. Damit kann man
ein einfaches, wirkungsvolles Pastagericht machen:
Zucchetti und Fleischtomate durch die
Röstiraffel, Champignons vierteln, Kräuter,
Zwiebeln, Knoblauch und ein wenig Chili,
dann Fetawürfel in die Pasta und die Sauce vor
den Servieren einmischen.
Ihre beste Reise?
Das war Sri Lanka mit einem Abstecher auf die
Malediven. Kulturell war Sri Lanka
Etwas vom besten, was ich bisher erlebte. Auch
kulinarisch: Es gibt Currys schon zum Früh-
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stück, scharf und dazu einen herben Ceylon
Tee. Die frisch geraffelte Kokosnuss war omnipräsent.
Auf was achten Sie bei einem Restaurant,
wenn Sie in einem fremden Land sind?
Man sagt ja: Wie die Toilette, so die Küche.
Der erste subjektive Eindruck ist wohl meistens
der beste. Natürlich ist auch die Speisekarte
ausschlaggebend.
Was war das Ungewöhnlichste, was Sie je
gegessen haben?
Seegurke in Japan, Schlange in China. Aber
ich wurde quasi dazu gezwungen.
Man kennt ein Land nur, wenn man dessen
Küche kennt? Stimmt das?
Ja, eigentlich schon. Denken Sie an die USA.
Wenn man dieses Land auf Fast Food reduzieren
würde, dann sieht man an seinen Bürgern,
wie das Land ist: Gross, schnell, kommerzialisiert.
Aber: Es wird immer wie schwieriger, als
Tourist ein unverfälschtes Esserlebnis zu haben.
Die Globalisierung ist überall. Eben nicht
nur beim Fast Food oder Pizza, sondern auch
Ethnofood wird von den Stadtmenschen
schon als heimisch, normal, ursprungslos betrachtet.
Wie lernt man ein Land kulinarisch kennen?
Erstens: Einheimische fragen und versuchen,
sich privat einladen zu lassen. Wobei das auch
ein wenig romantisiert ist – nicht jede Nonna
in Italien kocht gut! Zweitens: Achtung Reiseführer!
Das sind meistens Touristenfallen und
die Restaurants wissen ja, dass sie in diesen
Führern stehen. Drittens: Vor der Reise ein
Kochbuch des Landes, der Region kaufen.
Was ist Ihre erste Handlung, wenn Sie
von Reisen nach Hause kommen?
Joghurt essen, nein, zwei Joghurts essen.
Was vermissen Sie, wenn Sie auf
Reisen sind?
Nichts, sonst würde ich nicht wegfahren.
Packen Sie zu früh, zu spät oder
zuviel?
Last Minute und zuviel. Es ist so, wie
wenn man mit Heisshunger einkaufen
geht. Man packt zuviel in den Koffer, wenn
man es im letzten Moment tut. Ich weiss das,
mache es aber seit jeher falsch.
Eine Reise, die Ihr Leben verändert hat?
Damals mit der Kochnationalmannschaft
nach Singapur. Das war der eigentliche Start
meiner Karriere.
Ein Traumziel als Kind? Haben Sie sich diesen
Traum erfüllt?
Las Vegas, ich war da. Extrem viel Blingbling
und Illusion, der man sich hingeben muss.
Ihre nächste Reise?
Ich reise beruflich relativ viel. Diesen Winter
werden es privat die Schweizer Berge sein. Skilager,
wie zu Schulzeiten.
Eine Reise, die Sie enttäuscht hat?