Jubiläumsmagazin Januar 2010 - Baumeler

Aber in Griechenland oder dem damaligen
Yugoslawien konnte man nicht einfach losmarschieren.
Dort brauchte es einen ortkundigen
Wanderleiter.
MM: Die Preise für eine Kreuzfahrt im 1970 bewegten
sich zwischen 1800 und 2000 Franken,
14 Tage, inkl. Anreise ab Zürich. Ist das vergleichbar
mit den heutigen Preisen? Unsere
achttägige Jubiläums-Kreuzfahrt ‹Dalmatinische
Inseln› kostet 3190 Franken.
HvE: Damals wars wohl etwas günstiger. Alles
war ganz neu, auch für die Partner am Mittelmeer.
Anfangs waren diese dankbar für die
Zusammenarbeit. Doch dann musste ich jedes
Jahr härter um annehmbare Preise kämpfen.
MM: Wie machten Sie die baumeler-Reisen bekannt?
HvE: Der Katalog war das wichtigste Werbemittel.
Gleichzeitig schalteten wir ganzseitige
Inserate in den Tageszeitungen wie etwa in der
Neuen Zürcher Zeitung, im Tages Anzeiger, in
den Luzerner Neuesten Nachrichten… Das
generierte sehr effizient neue Adressen. Auch
halfen uns positive Reportagen von Journa-
HRER
listen, welche im ersten Jahr der Wander-
Kreuzfahrten mit an Bord waren.
MM: Von ganzseitigen Inseraten können wir
heute nur noch träumen….
HvE: In dieser Zeit veränderte sich auch innerhalb
der Reiseindustrie das Bild von Baumeler
Reisen: «Wanderferien, ja ja», wurden
wir anfangs wohlwollend belächelt. Als die hohen
Zuwachsraten bis Ende der Siebzigerjahre
anhielten und wir bis zu 40 Mitarbeitende beschäftigten,
wurden wir dann anders angeschaut.
MM: Was war Ihre Haupt-Tätigkeit als Geschäftsführer?
HvE: Weniger Marketing als es für Sie heute
wohl ist. Mein Schwerpunkt war die Kreation
neuer Reisen. Dabei konnte ich mein Interesse
an Geografie und Geschichte ausleben und
meine Phantasie einsetzen. Viele Destinationen
rekognoszierte ich persönlich. Und die
Premiere einer neuen Reise habe ich oft begleitet,
ganz speziell die Wander-Kreuzfahrten.
Nicht zuletzt, um den Kapitänen kund zu tun,
dass man mir als Seemann nichts vormachen
kann.
MM: Haben Sie selbst Reisen geleitet?
HvE: Die erste Überseereise von baumeler
habe ich persönlich geleitet. Sie führte im Mai
1974 nach Arizona.
Da ich zuvor in den
USA gelebt hatte,
kannte ich den Südwesten
sehr gut, wusste viel über Geschichte
und die Kultur der Indianer. Das interessierte
die Gäste. Zwei Jahre später haben wir eine
ganz abenteuerliche Reise angeboten: Wir verbrachten
drei Tage auf einem Raft auf dem Colorado
River, das war eine wilde Angelegenheit!
MM: Was sagen Sie zum aktuellen Angebot von
Baumeler Reisen?
HvE: Ich empfinde das Programm als harmonische
Weiterentwicklung.
MM: Welche Reise würden Sie gerne nochmals
erleben?
HvE: Meine Traumdestination ist und bleibt
auch nach 13 Reisen der Grand Canyon. Die
USA sind zurzeit touristisch sicher wieder im
Aufwind?
MM: In der Tat verkaufen wir seit 2009 wieder
mehr USA-Reisen. Im 2010 bieten wir nebst
Trekking auf den Oregon Nature Trails neue
Wanderreisen an: ‹Florida Sunshine State› und
‹Sierra Nevada Trails›.
HvE: Was ist denn heute das Schönste an Ihrem
Job? Und was sind die Schattenseiten?
MM: Kreativität kann auch ich ausleben. Auch
als Geschäftsführer bin ich hier immer noch
nahe am Produkt und lasse es mir nicht nehmen,
dieses mitzugestalten. Ebenso Freude
bereitet mir der Kundenkontakt. Wobei wir
bei baumeler in der dankbaren Situation sind,
überdurchschnittlich zufriedene Kunden zu
haben. Zu den Schattenseiten zählt für mich
die Schnelllebigkeit. Manchmal habe ich das
«Gefragt sind authentische Reiseerlebnisse.»
Gefühl, eine Krise mündet in die nächste.
Eventuell war das auch früher schon so? Aber
da müssen wir flexibel und einmal mehr kreativ
sein. Auf der anderen Seite werden wir natürlich
knallhart an den Zahlen gemessen.
HvE: Also sind auch heute noch Phantasie und
Wachsamkeit gefragt?
MM: Durchaus. Das Bedürfnis nach naturnahem
Reisen und
Programmen mit emotionalem
oder intellektuellem
Mehrwert
nimmt zu, ebenso die Nachfrage nach Aktivreisen
im Alter. Wenn aufgrund zunehmender
Individualisierung klassische Gruppenreisen
weniger gefragt sind, müssen wir Mehrwert
bieten. Dies tun wir mit speziellen Angeboten
für einzelne Kundensegmente, z.B. Frauen.
Weiter öffnen wir Destinationen mit Pioniercharakter,
die mangels Infrastruktur nach wie
vor besser in der Gruppe bereist werden. Diese
sind wir am Aufstöbern, ohne dass wir die
Welt neu erfinden können. So sind jetzt etwa
Papua Neuguinea, São Tomé und Malawi im
baumeler-Visier. Themenorientierte Reisen
bauen wir weiter aus, dazu zwei Erfolgsbeispiele:
Die Cinque Terre – seit 50 Jahren die
beliebteste baumeler-Tour – kombinieren wir
mit einem Kochkurs. Biker können in der toskanischen
Bike Station Massa Vecchia Themen
wie Oliven, Pilze und Weine vertiefen. So
werden wir in Zukunft vermehrt als fantasievoller
Anbieter von Speziellem auftreten.
HvE: Der baumeler-Slogan «Echt unterwegs»
trifft den Nerv der Zeit.
MM: Ja, baumeler hat sich zum Nischen-Veranstalter
gemausert, und der Slogan «Echt unterwegs»
bedeutet ein Bekenntnis zu authentischen
Reiseerlebnissen, aber auch ein wenig
«back to the roots».
HvE: Welches ist Ihre Traum-Reise?
MM: Das weiss ich ebenso sicher wie Sie. Meine
Traum-Region ist das südliche Afrika. Und
ja: ich werde im Oktober 2010 eine spannende
Pionierreise nach Malawi leiten.
Heinz von Euw, geb. 1. Mai 1931. Verheiratet, zwei Söhne und vier Enkelkinder.
Geschäftsführer Baumeler Reisen 1968 bis 1993. Vorher sieben Jahre (1958 – 1964) in verschiedenen
Reisebüros in Kalifornien sowie sechs Monate als Skilehrer ebenfalls in Kalifornien tätig, anschliessend
(1964 – 1968) für eine amerikanische Reiseorganisation in Luzern beschäftigt.
Hobbies: Seefahrt, Segeln, Eisenbahnen, Reisen, Geschichte
Michael Mettler, geb. 8. August 1971. Verheiratet, zwei Kinder.
Geschäftsführer Baumeler Reisen seit Januar 2008. Vorher Leiter Profitcenter Velo & Bike sowie Leiter
Marketing und Mitglied der GL Baumeler Reisen, vorher (1998 – 2006) diverse Positionen Knecht
Reisen AG, Aarau
Hobbies: Reisen, Biken, Langlauf, Kochen.
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