Versuch - Kathrin von Basse

scheinungen, welche im Sensorium auftreten, besonders die H a l u c i n a t i o n e n
sowie die convulsivischen Bewegungen. Letztere markiren sich als heftiges
Stossen mit den Füssen und vagem Umherhaschen der Hände, grosser Unruhe mit
unaufhörlichem Hin- und Herwerfen des Körpers, convulsivischen Verdrehungen aller
Muskeln, besonders der Flexoren, heftigen allgemeinen Krämpfen, Trismus, Tetanus,
partielle und totale Lähmung. Die Halucinationen beziehen sich mehr auf das Gesicht
als auf das Gehör und zwar in Gestalt glänzender feuriger Erscheinungen. Das
Gemüth finden wir oft zornig aufgeregt, mit grosser Ueberempfindlichkeit aller Sinne;
dabei treten Phantasietäuschungen, Delire mit abwechselndem Lachen und Weinen,
lächerlichen Geberden, Singen und Schreien auf. Die Affection des Geistes manifestirt
sich in Verwirrung der Sinne, völligem Verlust des Verstandes, eingebildeten
fixen Ideen, grosser Redseligkeit und Geschwätzigkeit, lustigem Wahnsinn. Delire mit
Wildheit, gewaltthätiger Wuth, Neigung zum Beissen und Zerreissen so wie Neigung zu
entfliehen werden ebenfalls oft beobachtet.
Die Belladonna wirkt auf alle Gehirnnerven, wie die verschiedenen eclatanten
Erscheinungen in den Provinzen dieser Nerven beweisen. Am auffallendsten aber ist
die Wirkung auf den N. trigeminus, wo sie sich als halbseitiger Gesichtsschmerz zeigt,
der sich über die Augenbrauengegend bis in die Augenhöhle, Nasenwurzel, Jochbeine
und Zähne erstreckt. Derselbe wird durch jede Bewegung, Geräusch und freie
Luft zur Unerträglichkeit gesteigert. Kinnbackenkrampf, Mundsperre, sardonisches
Lachen sind ebenfalls Symptome von Reizung des N. trigeminus. – Die Wirkung der
Belladonna auf die übrigen Hirnnerven werden wir später zu betrachten Gelegenheit
haben.
2. Datura stramonium bietet nächst der Belladonna die meisten und bedeutendsten
Hirnsymptome dar, nämlich: Schwindel, taumelndes Wanken, Trunkenheit,
Betäubung, heftiges Kopfweh mit Zähneknirschen und convulsivischen Bewegungen
des Kopfes. Die Halucinationen des Gesichtes, die wir auch bei Datura finden, sind
meist d u n k e l f a r b i g , während die bei Belladonna hellglänzend waren. Besonders
hervorstechend sind die heftigen allgemeinen Convulsionen, die durch jede Berührung,
beim Anblicke des Lichtes und glänzender Gegenstände so wie des Wassers
erregt werden. Das G e m ü t h wird bei Stramonium besonders durch schreckhafte
Phantasiegebilde und Grausen erregende Visionen gemartert; die Affection des
G e i s t e s zeigt sich in Verrücktheit, geschwätzigen Delirien, die des Willens in tobendem
wüthendem Wahnsinn. Im Gegensatz werden natürlich auch Melancholie,
Blödsinn und gänzliche Gefühllosigkeit gefunden. Dem Stramonium sind auch erotische
Halucinationen eigen.
Auch bei Stramonium sind die Wirkungen auf alle Hirnnerven sehr in die Augen
springend, besonders auf den N. facialis, trigeminus, glossopharyngeus und vagus,
indem Verzerrungen und Zuckungen der Gesichtsmuskeln, geröthetes und gedunsenes
Angesicht, Zähneknirschen, Gesichtsschmerz und Zahnschmerz so wie heftige
Schlingebeschwerden begleitende Erscheinungen der Hirnsymptome sind.
Die pathologische Anatomie weist bei Belladonnavergiftungen
rothes, in allen Gefässen von Blut strotzendes Gehirn nach, welches leicht in Fäulniss
übergeht, Anhäufung von schwarzem, dünnflüssigem Blute in den Behältern der Dura
mater, Pia mater und Substanz des Gehirnes; Spuren von Entzündung in den Nervenscheiden,
besonders am Sehnerven.
Nach S t r a m o n i u m v e r g i f t u n g fand man Congestivzustand und Entzündung
des Hirnes und seiner Häute.
3. Hyoscyamus niger. Die Symptoma, welche dieses Mittel in Beziehung auf den
Kopf hervorruft sind: Schwindel, Benebelung und Befangenheit des Kopfes, Taumel,
stumpfer oder kriebelnder oder reissender Kopfschmerz, höchste Unruhe, Lebhaftigkeit,
Extase, Schimpfen, Zanken und Lärmen sowie sehr viele e r o t i s c h e H a l u c i -
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