Versuch - Kathrin von Basse

10. China et chininum sulph. Die China und ihr Alkaloid haben eine unleugbare
specifische Richtung auf das ganze Nervensystem und in specie auch auf das Rükkenmark,
nur sind bei den bisherigen Versuchen die auf diese Wirkung bezüglichen
Symptome nicht sehr scharf hervorgetreten. Verschiedene Schmerzempfindungen im
Rücken und den Extremitäten und Horripilationen deuten auf Kranksein der med. spinalis.
11. Cicuta virosa bewirkt reissende Schmerzen in Rücken und Extremitäten, Kraftlosigkeit,
Ermattung, Steifigkeit, Zucken und Rucken in Armen und Beinen, Absterben
und Lähmung der Extremitäten, tetanische und cataleptische Zustände, epileptische
Zuckungen und Convulsionen.
Pathol. Anatomie: Röthung der Dura mater des Rückenmarks, Injection
und seröse Infiltration des ganzen Rückenmarks.
12. Cocculus bietet sehr hervorstechende Symptome starker primärer Affection
des Rückenmarks bestehend aus stechenden, ziehenden, drückenden, reissenden
Schmerzen im ganzen Rücken, tiefen Stichen in den Armen, Sehnen, Müdigkeit, Eingeschlafensein,
Zuckungen und Lähmungen derselben so wie der untern Extremitäten;
epileptischen Anfällen. Ganz besonders charakteristisch ist das vorherrschende
h a l b s e i t i g e V o r k o m m e n der genannten Erscheinungen.
13. Conium mac. ist der natürlich verwandten Cicuta auch in seinen Wirkungen
auf das Rückenmark sehr ähnlich; nur sind sie weniger scharf ausgeprägt und überhaupt
scheint das Conium mehr das Gangliensystem in Anspruch zu nehmen.
14. Ginseng von Panax quinquefolium, die Panacee der Chinesen gegen alle
Krankheiten, scheint, wie aus den nur mangelhaften Beobachtungen an Gesunden
hervorgeht, besonders auf den untern Theil des Rückenmarkes zu wirken, wurde namentlich
gegen Paraplegieen mit Erfolg angewendet. Constant vorherrschend sollen
rechtsseitige Affectionen sein.
15. Helleborus niger, schon oben erwähnt und mehr dem folgenden Abschnitte
angehörend, bewirkt doch reissende, ziehende Schmerzen im Rücken, Erstarren der
Hände und Füße, Taubheitsgefühl in denselben, grosse Schwäche und Steifigkeit im
Rücken und in den Extremitäten.
16. Hyoscyamus niger gehört wieder ganz hierher und die Aehnlichkeit, welche
wir zwischen ihm und Beladonna und Stramonium in Beziehung auf Gehirnaffectionen
zu beobachten Gelegenheit hatten, tritt auch hier hervor, nur finden wir in den
Wirkungen der genannten 3 Mittel auf das Rückenmark keine so charakteristische
Differenz. Schmerz im Rücken und in den Extremitäten, Eingeschlafensein, Gefühllosigkeit
und Lähmungen derselben, strauchelnder Gang, heftige allgemeine Konvulsionen
sind constant beobachtet worden.
17. Ignatia, welche im ganzen Nervensystem gleichmäßig ihre Wirkung äussert,
liefert als dem Gebiete des Rückenmarks angehörende Symptome: Reissen im Rükken
und in den Extremitäten, Rucke und Zucken durch den ganzen Körper, Eingeschlafensein
der Glieder, Zittern, convulsivische Zuckungen und epileptische Anfälle.
18. Laurocerasus und die Blausäure. Letztere ist das Wirksame in Laurocerasus und
findet deshalb gleich hier ihren Platz. Die Blausäure ist ein ebenso mächtig auf das
Gangliensystem wie auf das Rückenmark wirkendes Agens. Alle hierher bezüglichen
Symptome von den feinsten subjectiven Empfindungen in den von Rückenmarksnerven
versorgten Theilen bis zu den furchtbarsten objectiven Erscheinungen tragen das
Gepräge des Torpors, des Krampfes, der Lähmung und gänzlicher Vernichtung des
Nervenlebens und sind zu allgemein bekannt, um hier speciell aufgeführt zu werden.
P a t h o l . A n a t o m i e : Blutextravasate in der Rückenmarkshöhle, strotzende
Venen des Rückenmarkes.
19. Nux vomica et Strychnin. Die N. vom. ist ein anderer sehr wichtiger Repräsentant
dieser Mittelgruppe. Wie Ac. hydroc. durch Torpor, so wird N. vom. durch den
18