SZ 01/2005-Druck - Senioren Zeitschrift Frankfurt
SZ 01/2005-Druck - Senioren Zeitschrift Frankfurt
SZ 01/2005-Druck - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
In der <strong>Senioren</strong>initiative Höchst findet einer der Kurse zur Sturzprävention statt.<br />
Foto: Koubek<br />
Der Riedhof bebt: 32 Füße trommeln<br />
auf den Boden. „Ich höre noch<br />
nichts“, sagt Oliver Knobl, Doktorand<br />
am Institut für Sportwissenschaft der<br />
Universität Gießen. 16 <strong>Senioren</strong> im Alter<br />
zwischen 60 und 90 Jahren trampeln<br />
fester. Die Anleitungen zur körperlichen<br />
Fitness machen sichtlich<br />
Spaß. Der Übungsleiter ist zufrieden.<br />
Weiter geht es mit der Auflockerung,<br />
wobei Oliver Knobl die Trainingsteilnehmer<br />
einzeln auffordert, Übungen<br />
vorzumachen, die sie für sinnvoll halten.<br />
Martha Moebius ruht sich noch ein<br />
bisschen auf einem Stuhl aus, doch<br />
dann ist sie dabei. Else Rupp will sich<br />
festhalten, um auf einem Bein zu stehen,<br />
doch Oliver Knobl sagt: „Nur mit<br />
zwei Fingern“. Als Else Rupp vor acht<br />
Monaten mit den Übungen begann,<br />
brauchte sie noch einen Stock zum<br />
Laufen.<br />
Sturzprävention wissenschaftlich<br />
untersucht<br />
Mit dem Projekt „Sturzprävention<br />
im Alter“, hat der <strong>Frankfurt</strong>er Verband<br />
im November vergangenen Jahres<br />
eine Kooperation mit dem Sportinstitut<br />
der Universität Gießen begonnen.<br />
Das Forschungsteam besteht aus drei<br />
Wissenschaftlern sowie fünf Studenten,<br />
die ihre Abschlussarbeit über das<br />
Projekt schreiben. „Wir wollen etwas<br />
für die Bewusstseinsbildung und für<br />
die Vorsorge vor der Sturzgefahr tun“,<br />
sagt Matthias Hüfmeier, beim <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Verband zuständig für die Offenen<br />
<strong>Senioren</strong>dienste Höchst.<br />
Altersgemäße körperliche Fitness<br />
und gesunde Ernährung sind wichtige<br />
Voraussetzungen, um den körperlichen<br />
und geistigen Abbau eines Men-<br />
36 <strong>SZ</strong> 3/<strong>2005</strong><br />
schen zu verzögern. Mit entsprechendem<br />
Training können <strong>Senioren</strong> der<br />
Sturzgefahr und einer etwa damit verbundenen<br />
Pflegebedürftigkeit vorbeugen.<br />
Auch der bewusste Umgang<br />
mit körperlichen Einschränkungen<br />
wie Hör- und Sehbehinderung kann<br />
dazu dienen, den Alltag in einer Großstadt<br />
besser zu bewältigen.<br />
Außer, dass die Lebensqualität älterer<br />
Menschen länger erhalten bleibt,<br />
führt Hüfmeier als weiteren wichtigen<br />
Aspekt des Projekts die Einsparung<br />
von immensen Kosten bei den Kranken-<br />
und Pflegekassen an. Dr. Nadja<br />
Schott vom Institut für Sportwissenschaft<br />
in Gießen hat Zahlen: „In<br />
Deutschland werden von 120.000<br />
Schenkelhalsbrüchen im Jahr 70.000<br />
durch einen Sturz verursacht, was<br />
einer Belastung von 1 Milliarde Euro<br />
entspricht.“<br />
Die Kooperation ist für die Dauer<br />
eines Jahrs angelegt. Bei den Teilnehmern<br />
besteht aber durchaus der<br />
Wunsch, das Training fortzusetzen –<br />
auch gegen einen geringen Kostenbeitrag.<br />
Lebensqualität und Selbstvertrauen<br />
im Alltag<br />
Praktisch sieht die Sturzprävention<br />
so aus: Fünf Gruppen von insgesamt<br />
140 Teilnehmern im Alter von 60 bis<br />
93 Jahren absolvieren in fünf Begegnungsstätten<br />
des <strong>Frankfurt</strong>er Verbandes<br />
in Goldstein, Höchst, Nied und<br />
Sachsenhausen während eines Jahres<br />
zwei Mal pro Woche ein Trainingsprogramm.<br />
Die Fortschritte der Teilnehmer<br />
in Hinblick auf Bewegungsfähigkeit,<br />
Beweglichkeit und Selbstvertrauen<br />
werden verglichen und anschließend<br />
wissenschaftlich ausgewertet.<br />
Kraft,<br />
Balance,<br />
Beweglichkeit<br />
Gezieltes Training kann<br />
Stürzen vorbeugen<br />
„Wir wollen der Frage nachgehen,<br />
ob man mit solchen gezielten Angeboten<br />
die Sturzhäufigkeit und die Sturzangst<br />
der älteren Menschen reduzieren<br />
kann“, sagt Oliver Knobl. Getestet<br />
werden Kraft, Balance, Beweglichkeit<br />
und die geistigen Fähigkeiten der Teilnehmer.<br />
Parallel werden Veränderungen<br />
in der Lebensqualität, der Erfüllung<br />
der Alltagsanforderungen, der<br />
Aktivität sowie der Einschätzung des<br />
eigenen Gesundheitszustandes abgefragt.<br />
Darüber hinaus wird kontrolliert,<br />
ob sich die Angst vor Stürzen<br />
verändert.<br />
Oliver Knobl: „Mit der Stabilisierung<br />
und Verbesserung der körperlichen<br />
und geistigen Fähigkeiten sollen<br />
die Trainingsteilnehmer ihre Sicherheit<br />
in Bewegungsabläufen erhalten<br />
oder zurück gewinnen.“<br />
Die Ergebnisse des Projektes können<br />
ab Mai 2006 bei Matthias Hüfmeier<br />
vom <strong>Frankfurt</strong>er Verband abgerufen<br />
werden. Telefon 0 69/ 29 98 07 34.<br />
Jutta Perino<br />
Anzeige