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Andreas Freitäger

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Angela Dolgner Wo Kunst entsteht<br />

Interesse der inzwischen erneuerten Hochschulleitung an der eigenen Geschichte<br />

offenbar erloschen. Das Archiv ging wieder ein. Den von Nauhaus<br />

nach seiner Pensionierung privat gehüteten und ständig ergänzten<br />

Teil des Materials übergab er schließlich dem Stadtarchiv.<br />

1974 begann die damalige Sektion Bildende und angewandte Kunst, ein<br />

Archiv einzurichten (Archiv der Forschungsgruppe Kunsthandwerk). Gesammelt<br />

wurden neben Fotos und Dias der aktuellen Studienarbeiten<br />

Zeitungsartikel, Kataloge, Künstlerbiographien und anderes mehr. 4 Das<br />

heutige Burgarchiv existiert erst seit 1984. 5 Nach zögerlichen Anfängen<br />

wurden seit 1988 neben zahlreichen Akten, Dokumenten, Druckerzeugnissen<br />

und Fotos nun endlich auch Sachzeugen zusammengetragen. In den<br />

einzelnen Fachbereichen lagerten noch immer unzählige Dokumente und<br />

künstlerische Arbeiten aus vergangenen Jahrzehnten, und die Böden der<br />

Unterburg Giebichenstein gaben so manche Schätze frei. Der Kontakt zu<br />

ehemaligen Lehrern und Schülern erbrachte wie schon zu Nauhaus’ Zeiten<br />

weitere wertvolle Fakten und Dokumente sowie Kunst- und Design-<br />

Objekte. Inzwischen hat sich der Bestand vervielfacht.<br />

Während der Vorbereitung der Ausstellung zum 75jährigen Schuljubiläum<br />

1990 wurde deutlich, wie viele Exponate noch in den eigenen Werkstätten<br />

vorhanden waren. 1992 kam es schließlich zur Gründung einer<br />

eigenständigen hochschuleigenen Kunst- und Designsammlung (Kustodie),<br />

die heute dem Archiv angegliedert ist. Zwar lagert eine Vielzahl von<br />

Exponaten inzwischen in einem zentralen Depot, aber auch in den einzelnen<br />

Werkstätten werden Werke vergangener und gegenwärtiger Zeit aufbewahrt,<br />

die der Anschauung und Unterweisung dienen und die künstlerisch-schöpferische<br />

Atmosphäre prägen. In der DDR blieben die Diplomund<br />

Studienarbeiten Eigentum der Schule, und so wuchs der Bestand jähr-<br />

4 In loser Folge gab die Schule eine Reihe von sogenannten Fachbereichskatalogen mit<br />

historischer Einleitung heraus. Metall-Email (1983), Handeinband (1987), Schmuck<br />

(1989), Plastik (1990). Auch für die jüngeren Designbereiche edierte die Schule Kataloge.<br />

5 Zu den Beständen des Hochschularchivs siehe: http://www.burg-halle.de/kustodiearchiv.html.<br />

Zu Geschichte und Beständen des Hochschularchivs siehe außerdem:<br />

Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design Halle. Geschichte und<br />

Geschichtsdokumentation einer Kunstschule, in: Jahrbuch für Universitätsgeschichte 6<br />

(2003), S. 251-261.<br />

lich beträchtlich an. Der Umgang mit diesem Potential und dessen Wertschätzung<br />

war in den einzelnen Werkstätten jedoch sehr unterschiedlich,<br />

so dass es verschiedentlich größere Überlieferungslücken gibt. Manche<br />

Arbeit wurde verschenkt, an Mitarbeiter zu besonderen Anlässen oder an<br />

Funktionäre. Andere Werke wurden verkauft. Was aber vor allem fehlte,<br />

waren die Arbeiten vor 1958. Mit kriminalistischem Spürsinn konnten<br />

diverse Werke aufgefunden werden. Manche Lücke in der Sammlung<br />

wurde inzwischen durch großzügige Geschenke ehemaliger Absolventen<br />

oder mit Hilfe von privaten Spendern geschlossen. Dauerleihgaben ergänzen<br />

den heutigen Bestand (Land Sachsen-Anhalt, Stadt- und Saalkreissparkasse<br />

Halle, Privatpersonen). Der in den 90er Jahren eingerichtete Ankaufsfonds,<br />

der denkbar knapp bemessen war, bot die Möglichkeit, wichtige<br />

Arbeiten für die Schule zu erwerben. Einen solchen Fonds gibt es<br />

inzwischen nicht mehr, und die Sammlung ist ausschließlich auf Spenden<br />

und Sponsoren angewiesen. Doch wo Kunst entsteht, kommen auch ständig<br />

neue Arbeiten hinzu, wenngleich diese Art der Bestandserweiterung<br />

heute schwieriger ist als vor 1989, da sich die rechtlichen und finanziellen<br />

Grundlagen verändert haben.<br />

Die Kunst- und Designsammlung setzt sich aus Arbeiten aller Werkstätten<br />

bzw. Fachgebiete und aller Zeitabschnitte künstlerischen Schaffens<br />

an der Burg zusammen. Zum Kunstgut der Hochschule zählen Kunst- und<br />

Designobjekte, Sachgegenstände, Originale, Modelle, Pläne, Zeichnungen<br />

und Entwürfe, die im wesentlichen während des Aufenthaltes von Lehrkräften,<br />

Studenten und Schülern an der Schule entstanden sind. Dazu<br />

gehören auch Kunst- und Designobjekte aus ehemals angegliederten<br />

Betrieben und Werkstätten der Hochschule.<br />

Die werbegrafische Sammlung umfasst heute 1500 verschiedene Plakate<br />

und andere gebrauchsgrafische Arbeiten. Mitte der zwanziger Jahre hatten<br />

Erwin Hahs und Hans Finsler eine Werbeklasse gegründet. In der Zeit des<br />

Nationalsozialismus wurden Werbeentwürfe und Akzidenzen in der<br />

Druckwerkstatt unter der Leitung von Herbert Post entworfen. 1946 eröffnete<br />

der ehemalige Bauhäusler Walter Funkat eine Klasse für Gebrauchsgrafik,<br />

später übernahmen seine Schüler Gerhard Voigt und Helmut Brade,<br />

letzterer bis 2003, die Leitung. Die Sammlung beinhaltet Künstlerplakate<br />

und solche, die eher nur dokumentarischen Charakter haben. Es handelt<br />

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