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Andreas Freitäger

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<strong>Andreas</strong> <strong>Freitäger</strong><br />

Was war nun mit Blick auf den Ansatz von Pilger an diesem kleinen<br />

Bestand festzustellen? Es war in vielen Fällen gar nicht möglich, die zeitlichen<br />

Schnitte von drei Jahren einzuhalten, weil der Prüfer lediglich zwei<br />

Prüfungen betreut hatte – im Extremfall am Beginn und am Ende seiner<br />

Zugehörigkeit zum Prüfungsamt. Die Vielzahl der Prüfungsberechtigten –<br />

nämlich alle habilitierten Fachvertreter der Erziehungswissenschaft – bedingte<br />

eine im Vergleich zum statistischen Sample deutlich höhere Zahl<br />

von archivwürdigen Akten. Nur noch einmal zur Erinnerung:<br />

Aus rund 7.500 Magisterprüfungsakten wurden statistisch 214 durch<br />

Zufallszahl ausgewählt, aus 377 Diplomprüfungsakten 52 anhand des<br />

Prüferkriteriums. Die Zahl der archivwürdigen Akten ist hier zu Anfang<br />

der Tätigkeit des Prüfungsamtes recht hoch, reguliert sich aber im Fortschreiten<br />

der Jahre. Diese Beobachtung habe ich anhand der Bewertung<br />

von Prüfungsakten der Diplomstudiengänge Regionalwissenschaften<br />

bestätigt gefunden, die erst seit zwei Jahren sukzessive an das Archiv abgegeben<br />

werden und nach dem Pilger’schen Modell bewertet werden sollen.<br />

Ich fasse abschließend zusammen:<br />

Prüfungsakten der ersten Abschlussprüfungen sind wie alle massenhaft<br />

gleichförmigen Akten (Sozialhilfe, Wohngeld, Führerschein) zu bewerten.<br />

Einen besonderen Stellenwert als „Wissenspool“ vermag ich ihnen nicht<br />

beizumessen. Zum Zwecke der wissenschaftsgeschichtlichen Forschung<br />

bedarf es aber einer Samplebildung.<br />

Dabei erwies sich das Modell von Kathrin Pilger aus arbeitsökonomischen<br />

Gründen bei uns retrograd auf den großen Bestand an Magisterprüfungen<br />

nicht anwendbar. Bei einem kleinen Bestand von unter 400<br />

Akten stieß dieser Ansatz auch an die methodischen Grenzen. Ich halte<br />

ihn gleichwohl für einen wohlfundierten Ansatz, dem bei der fortlaufenden<br />

Übernahme neuer Prüfungsämter aus meiner Sicht der Vorzug vor<br />

einem statistischen Auswahlverfahren zu geben ist.<br />

176 Universitätsreden 73<br />

Bewertung von Prüfungsarbeiten<br />

im Universitätsarchiv Augsburg<br />

Werner Lengger<br />

In der Presse tauchen von Zeit zu Zeit Klagen darüber auf, dass alljährlich<br />

Hunderttausende von Magister- und Diplomarbeiten nach dem Abschluss<br />

des Prüfungsverfahrens in den dunklen Kellern der Prüfungsämter und<br />

Fakultäten verschwinden – und mit ihnen die darin niedergelegten Forschungsergebnisse,<br />

die zuvor mit großem Aufwand – und wenigstens teilweise<br />

auch mit öffentlichen Mitteln 1 – erarbeitet wurden. 2 Diese Kritik<br />

mag etwas überspitzt formuliert sein und auch nicht in allen Fällen zutreffen.<br />

Sie lenkt freilich den Blick auf ein Problem, das an vielen Universitäten<br />

noch immer einer sinnvollen Lösung harrt.<br />

Auch das Universitätsarchiv Augsburg sah sich kurz nach seiner Errichtung<br />

im Sommer 2000 mit der Anforderung seitens der Universitätsverwaltung<br />

konfrontiert, rasch ein Archivierungskonzept für die aus Platzmangel<br />

bereits auf den Gängen lagernden Prüfungsarbeiten zu entwickeln.<br />

Die daraus resultierenden Überlegungen zu Fragen der Bewertung und der<br />

Benützung der Prüfungsarbeiten aus rechtlicher Sicht wurden bereits im<br />

Jahre 2001 im Internet zugänglich gemacht – nicht zuletzt mit dem Ziel,<br />

eine fachliche Diskussion anzuregen. 3 Bereits 1989 hatte sich Klaus Graf<br />

1 Für die an der Fachhochschule des Bundes (Fachbereich Allgemeine Innere Verwaltung)<br />

in Brühl eingereichten Diplomarbeiten werden die anteiligen Kosten auf 6.000-<br />

11.000 € geschätzt, was rund 5 Prozent der Gesamtkosten pro Absolvent von 120.000-<br />

200.000 € entspricht (Burkhart Krems: Ein sinnvoller Qualifikationsbeitrag? Erfahrungen<br />

mit Diplomarbeiten an der FH Bund, Brühl, in: Spectrum FH. Zeitschrift der<br />

Verwaltungsfachhochschule in Wiesbaden, Heft 2004/1, S. 8f.).<br />

2 Siehe etwa http://www.archiv.twoday.net/stories/640906/ und http://www.archiv.<br />

twoday.net/stories/145219/.<br />

3 Werner Lengger: Überlegungen zu Fragen der Archivierung von Prüfungsarbeiten<br />

(Magister-, Diplom-, Staatsexamensarbeiten), 2001. Der Text ist im Internet abrufbar<br />

Universitätsreden 73 177

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