Andreas Freitäger
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Ursula Basikow Bestandsprofil des Archiv s in der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung<br />
Im Verlauf ihrer 130jährigen Geschichte gab es Brüche und Gefährdungen.<br />
Die Bibliothek wechselte im Zuge gesellschaftspolitischer Wandlungen<br />
nicht nur ihren Namen, sondern auch ihr Profil und ihre Aufgaben. Seit<br />
nunmehr vierzehn Jahren führt sie ihren heutigen Namen. Mit ihrer Umbenennung<br />
1992 hat sich das Aufgabenspektrum und das Sammlungsprofil<br />
der Bibliothek geändert. Sie ist nicht mehr vornehmlich eine Bibliothek<br />
für Lehrer und Pädagogikstudenten, die die neueste pädagogische Literatur<br />
benötigen, sondern ist mit rund 700.000 Bänden die umfangreichste pädagogische<br />
Spezialbibliothek in Deutschland und gehört neben der<br />
Uschinskij-Bibliothek in Moskau und der Danmarks Pædagogiske Bibliothek<br />
in Kopenhagen zu den größten in Europa. Die Neuerwerbungen werden<br />
seit 1998 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bezuschusst<br />
und beziehen sich auf Bildungsgeschichte in einem weiten Rahmen.<br />
Seit Januar 1992 gehört wieder ein bildungsgeschichtliches Archiv zur<br />
Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung. Sein Ursprung war eng<br />
mit der Bibliothek verbunden, denn eine wichtige Zielsetzung der Gründer<br />
des Deutschen Schulmuseums war es, neben der pädagogischen Bibliothek<br />
auch ein Archiv aufzubauen. So wurden von Anfang an handschriftliche<br />
Quellen, vor allem Briefe von Lehrern und pädagogischen Schriftstellern,<br />
Berichte von Schulinspektoren, Zeugnisse und Arbeiten von Schülern,<br />
Urkunden für Lehrer, Nachlässe bekannter Pädagogen sowie Bestände<br />
pädagogischer Organisationen zusammengetragen. 1943 besaß die Deutsche<br />
Lehrerbücherei eine Handschriftensammlung mit ca. 8.000 Dokumenten<br />
sowie eine umfangreiche Bilder- und Münzsammlung.<br />
Als während des Zweiten Weltkrieges die Bombenangriffe auf Berlin zunahmen,<br />
entschloss sich der damalige Leiter der Deutschen Lehrerbücherei,<br />
besonders wertvolle Teile des Bestandes auszulagern. Dazu gehörten<br />
der Archivbestand sowie 72.000 Bücher, darunter die Sammlung „Alte<br />
Drucke“. Nach dem Krieg kehrten die Bücher und ein Teil der Handschriftensammlung<br />
nach Berlin zurück, während der größere Teil der<br />
Handschriften sowie die Bild- und Münzsammlungen bis heute als verschollen<br />
gelten. Lediglich 1.200 Stücke der Handschriftensammlung sind<br />
jetzt noch im Archiv vorhanden, darunter der (unechte) Nachlass von<br />
Adolph Diesterweg.<br />
Es ist ein neues Verzeichnis in Arbeit, das den tatsächlichen Bestand an<br />
noch vorhandenen Stücken aus der Handschriftensammlung der<br />
Deutschen Lehrerbücherei wiedergibt.<br />
Eine weit größere Bestandsgruppe des heutigen Archivs geht auf das<br />
Verwaltungsarchiv des 1949 gegründeten Deutschen Pädagogischen Zentralinstituts<br />
und seiner Nachfolgeeinrichtung, der 1970 gegründeten Akademie<br />
der Pädagogischen Wissenschaften der DDR zurück. Als diese Einrichtung<br />
am 31.12.1990 geschlossen wurde, ging der Archivbestand in den<br />
Besitz des Bundesarchivs über, blieb aber als Depositum zunächst bei der<br />
weiterbestehenden und vom Berliner Senat zwischenfinanzierten Pädagogischen<br />
Zentralbibliothek und nach endgültiger Regelung über den<br />
Verbleib der Bestände in der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche<br />
Forschung.<br />
Das ehemalige Akademiearchiv umfasst heute ca. 16.500 erschlossene<br />
Akten, davon ca. 7.000 aus der Zeit des Deutschen Pädagogischen Zentralinstituts<br />
und ca. 9.500 aus der Zeit der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften.<br />
Somit kann für die Forschung zur Bildungsgeschichte der<br />
DDR umfangreiches Material zur Verfügung gestellt werden, das häufig<br />
benutzt wird.<br />
Ergänzt wird diese Überlieferung durch 66 Nachlässe von Pädagogen,<br />
darunter 30, die in der DDR gewirkt haben. Auch der sogenannte Berliner<br />
Nachlass des wohl bekanntesten deutschen Pädagogen, Friedrich Fröbel,<br />
gehört zum Bestand des ehemaligen Akademiearchivs.<br />
2. Zum Profil des Archivs<br />
Zum Profil der archivischen Sammlungen der Deutschen Lehrerbücherei<br />
Ziel zunächst des Deutschen Schulmuseums und dann der Deutschen<br />
Lehrerbücherei war es, die Bildungssituation der Volksschullehrer zu verbessern,<br />
die von der universitären Ausbildung und von der Benutzung der<br />
Universitätsbibliotheken ausgeschlossen waren. Die Lehrer wollten sich<br />
über neue Lehrmittel informieren und Bücher für ihre Weiterbildung erhalten.<br />
Die Unterstützung durch die Stadt Berlin und durch den Staat<br />
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