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Studie zur beruflichen Weiterbildung in Wien - Arbeiterkammer Wien

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wird und den deutlichen H<strong>in</strong>weis liefert, dass dieser Bildungszugang noch nicht state-of-the-art ist. 114 Jedoch dürften<br />

<strong>in</strong> der Bildungspraxis bereits Ansätze angewendet werden, die berufliche und persönliche Erwartungen mit<br />

e<strong>in</strong>schließen. Es geht dabei um e<strong>in</strong> „gegenseitiges Lernen“, um die Gestaltung von „Handlungskompetenz und –<br />

felder sowie um Rahmenbed<strong>in</strong>gungen“ 115 , die optimale Lernbed<strong>in</strong>gungen gewährleisten. 116<br />

Der <strong>Wien</strong>er Ökonom und Philosoph Rauchenschwandtner gibt allerd<strong>in</strong>gs h<strong>in</strong>sichtlich der Verknüpfung von Bildung,<br />

Glück und (Arbeits)„Markt“ unbeschönigend zu bedenken, dass die „Transformation des Humanen“ durch Bildung <strong>in</strong><br />

der Ökonomie nicht restlos gel<strong>in</strong>gen kann. Den (Selbst)Bildungsaufträgen würden zahlreiche Dispositive beigesellt,<br />

dass die E<strong>in</strong>zelnen „endlich ihren Antrieb <strong>zur</strong> Bedürfnisbefriedigung erkennen mögen, dass sie endlich wissen, wor<strong>in</strong><br />

ihr Glück begründet ist“. Diese Sorge um das „Glück des E<strong>in</strong>zelnen“, das durch den ununterbrochen fortzusetzenden<br />

Bildungsauftrag (LLL) nun <strong>in</strong> hypothetische Erreichbarkeit gerückt würde, schiebe sich an den Ort e<strong>in</strong>er formalen<br />

Leere. Das Streben nach Glück soll also der em<strong>in</strong>ente Antrieb se<strong>in</strong>, dass sich die E<strong>in</strong>zelnen so bilden, um das Glück<br />

als beständige und gleichförmige Kraft zu <strong>in</strong>stallieren. Doch sei vor allem <strong>in</strong> den Wechselfällen der F<strong>in</strong>anzwelt<br />

ebenso e<strong>in</strong> beständiges Motiv notwendig: Oberstes Ziel sei diesbezüglich immer noch F<strong>in</strong>anzbildung. 117<br />

Im Bereich der Anerkennung von <strong>in</strong>formell erworbenen Kompetenzen wurden auf europäischer Ebene Instrumente<br />

<strong>zur</strong> Identifizierung und Erfassung <strong>in</strong>formeller Kompetenzen entwickelt, die <strong>in</strong> unterschiedlichsten Lebenskontexten<br />

vom Individuum <strong>in</strong> selbstorganisierter Weise erworben wurden. Diese Tools sollen Erleichterungen bei der eigenen<br />

Kompetenzfeststellung und e<strong>in</strong>e Standardisierung für Unternehmen h<strong>in</strong>sichtlich der Persönlichkeitsprofile bieten.<br />

Hier lässt sich bspw. das Europass-Portfolio anführen, welches aus fünf E<strong>in</strong>zeldokumenten besteht: Der Europass-<br />

Lebenslauf (erfasst Informationen über persönliche technische, organisatorische, künstlerische oder soziale<br />

Fähigkeiten), das Europasse-Sprachenportfolio, der Europass-Mobilitätsnachweis, der Europass-Diplomzusatz<br />

(Hochschulabschluss) und die Europass-Zeugniserläuterung (Befähigungsnachweis). Bei Bedarf können noch<br />

weitere Dokumente h<strong>in</strong>zugefügt werden. 118 Kritik kann bei diesen Tools auch <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es erkennbaren elitären<br />

Zugangs bei der Dokumentation und Feststellung der Kompetenzen attestiert werden: Erstens muss das Wissen<br />

über solche Instrumente existieren, zweitens müssen Fähigkeiten für die Anwendung/Durchführung der<br />

Kompetenzfeststellungen vorhanden se<strong>in</strong> bzw. erkannt werden und drittens s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>zeldokumente der<br />

abgefragten Kompetenzen für hochqualifizierte Bildungsbiografien erst wirklich s<strong>in</strong>nvoll bzw. von Nutzen. 119<br />

Zusätzlich besteht die Gefahr, dass die Arbeitsmarkt<strong>in</strong>tegration noch weiter <strong>in</strong>dividualisiert wird, <strong>in</strong>dem den<br />

Arbeitssuchenden suggeriert werden, dass Erfolgsaussichten bzw. e<strong>in</strong> Scheitern von der „Qualität“ der eigenen<br />

Lebens- bzw. Erwerbsbiografie (Darstellung, renommierte Berufstätigkeiten, Karriereplanung, etc.) abhängig sei.<br />

Dass aber häufig strukturelle schwierige Arbeitsmarktlagen für e<strong>in</strong>e erschwerte Arbeitsmarkt-Re<strong>in</strong>tegration<br />

ausschlaggebend s<strong>in</strong>d, bleibt <strong>in</strong> diesem Fall unbeachtet und führt zu nicht haltbaren Erwartungen gegenüber den<br />

Potentialen von Lebens- und Karriereplanungen durch die Anerkennung von non-formalen bzw. <strong>in</strong>formellen<br />

Kompetenzen. „(…) Arbeitslosigkeit hat weniger mit mangelnden Qualifikationen der BewerberInnen als mit e<strong>in</strong>em<br />

114 vgl. AB, Z 230-233<br />

115 MV, Z 107; 109-110<br />

116 vgl. MV, Z 86-87<br />

117 vgl. Rauchenschwandtner 2010: 351<br />

118 vgl. Annen / Bretschneider 2009: 190<br />

119 vgl. ebd.: 190 ff.<br />

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