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Studie zur beruflichen Weiterbildung in Wien - Arbeiterkammer Wien

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vergangenen Bildungserfahrungen oder Berufsabschnitten geschenkt werden, die bereits vor der <strong>in</strong>tendierten Aus-<br />

/<strong>Weiterbildung</strong> und häufig auch begleitend e<strong>in</strong>er professionellen Verarbeitung bedürfen.<br />

Das Aus- bzw. <strong>Weiterbildung</strong>sverständnis und somit auch die Motivation lassen sich aus den Interviews als e<strong>in</strong>deutig<br />

beruflich orientiert ableiten. Der persönliche Nutzen, der entweder zu mehr Jobsicherheit führt oder aber sich positiv<br />

am Gehaltskonto niederschlägt steht hier ganz pragmatisch im Vordergrund. Andererseits wird auch dem<br />

persönlichen Anspruch etwas S<strong>in</strong>nvolles zu lernen besondere Priorität e<strong>in</strong>geräumt. Anwendungsorientierten<br />

Kurs<strong>in</strong>halten als auch kompetenten Tra<strong>in</strong>erInnen, die sich an den spezifischen Anliegen und pädagogischen<br />

Bedürfnissen älterer Teilnehmenden orientieren und konkrete Unterstützung anbieten, werden <strong>in</strong> diesem Kontext als<br />

besonders vertrauenswürdig e<strong>in</strong>gestuft. Unbeschönigend ist gerade bei dieser Zielgruppe das eigentliche<br />

übergeordnete Ziel <strong>zur</strong> Kenntnis zu nehmen, dass nämlich die primäre Motivation <strong>zur</strong> Maßnahmenteilnahme häufig<br />

die Erlangung der gesetzlichen Voraussetzungen für e<strong>in</strong>en mehr oder weniger unmittelbar zu erwartenden<br />

Pensionierungsprozess, somit endgültiger Rückzug aus der Erwerbsarbeit ist.<br />

Die sozioökonomische Lage der Zielgruppe der Langzeitarbeitssuchenden/SozialhilfeempfängerInnen stellt sich mit<br />

zunehmender Dauer von Erwerbslosigkeit durchwegs dramatisch dar und bedarf dr<strong>in</strong>genden Handlungsbedarfes:<br />

Konstatiert werden seitens aller befragten ExpertInnen und ReferentInnen sich häufig mit zunehmender Dauer<br />

entwickelnde multiple Vermittlungsh<strong>in</strong>dernisse, als deren wichtigste sich allem voran die <strong>in</strong>dividuellen Folgen der<br />

Langzeitarbeitslosigkeit darstellen; diese umfassen <strong>in</strong>sbesondere psychische (auch und v.a. durch diskrim<strong>in</strong>ierende<br />

Faktoren wie jener e<strong>in</strong>er massenmedial mitunter vertretenen Annahme e<strong>in</strong>er freiwillig aus Arbeitsunlust gewählten<br />

„sozialen Hängematte“) und gesundheitliche Probleme, Dequalifizierung, soziale Isolation und ökonomische<br />

Verarmung (materielle Not). Zudem wird die Gefahr e<strong>in</strong>er „Vererbung“ auf die Nachkommenschaft von<br />

Langzeitarbeitslosen als beträchtlich e<strong>in</strong>geschätzt. In den Betroffenen<strong>in</strong>terviews wird nun e<strong>in</strong>erseits Resignation vor<br />

allem h<strong>in</strong>sichtlich der „Betreuung“ durch das Arbeitsmarktservice überdeutlich, wobei hier <strong>in</strong>stitutionell-strukturelle<br />

Probleme im Zuge der vom AMS zu leistenden Betreuungsarbeit identifiziert werden (mangelnde Zeitbudgets der<br />

BetreuerInnen pro zu beratender KlientIn). Langzeitarbeitslose Menschen haben zumeist unzählige Wiederholungen<br />

mitunter derselben Schulungsmaßnahmen des AMS durchlaufen (Berufsorientierung, Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs, etc.) und<br />

bereits e<strong>in</strong>e gewisse Schulungsphobie entwickelt, die auf mehrjähriger subjektiver Erfahrung von S<strong>in</strong>n- und<br />

Perspektivenlosigkeit beruht. Befragt h<strong>in</strong>sichtlich erfahrungs- und <strong>in</strong>teressensbasierter Berufsperspektiven – <strong>in</strong><br />

welcher Branche bzw. <strong>in</strong> welchem Bereich man sich selbst am ehesten sehen könnte – äußern dennoch alle<br />

befragten Betroffenen konkrete Vorstellungen und wissen ihren entsprechenden <strong>Weiterbildung</strong>sbedarf mehrheitlich<br />

sehr konkret zu benennen. 16<br />

Seitens der ExpertInnen so genannter SÖB (Sozialökonomische Betriebe) wird v.a. der psychosoziale<br />

Stabilisierungsfaktor durch Erwerbsarbeit positiv hervorgehoben und die Notwendigkeit flexibler<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen v.a h<strong>in</strong>sichtlich der <strong>in</strong>dividuellen Dauer notwendiger Betreuungsarbeit mit Blick auf zukünftige<br />

Erfolgsaussichten e<strong>in</strong>er gel<strong>in</strong>genden Re<strong>in</strong>tegration/Outplacement langzeiterwerbsloser Menschen <strong>in</strong> den ersten<br />

16 Vormals kaufmännische Angestellte streben bspw. e<strong>in</strong>e Aktualisierung oder ergänzende Erwerbung von Buchhaltungskenntnissen an. Die<br />

entsprechenden Kurse würden jedoch <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> konkret nur vom WIFI angeboten und würden den vom AMS für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Maßnahme<br />

vorgeschriebenen F<strong>in</strong>anzierungsrahmen <strong>in</strong> der Regel sprengen.<br />

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