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Dokumentation Fachdialog: <strong>„Wertschätzung</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Pflegenden</strong> <strong>ist</strong> <strong>grundlegend</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Fachkräftesicherung“<br />

Zwar gelten <strong>die</strong> pflegenden Dienstle<strong>ist</strong>ungen nicht mehr als laienhaft erbrachte Hilfe, <strong>die</strong><br />

„doch Jeder und Jede im Auftrag der Nächstenliebe erledigen kann“. Trotzdem sind pflegende<br />

Tätigkeiten aufgrund vielfacher Faktoren „Berufe im Schatten“. Dies drückt sich in<br />

schlechter Bezahlung, belastenden Arbeitsbedingungen und fehlender Anerkennung der<br />

Le<strong>ist</strong>ungen und Anforderungen aus. Bei 48 % der Beschäftigten lag der monatliche Lohn<br />

unter 1.500 Euro brutto, bei 72 % unter 2.000 Euro – kein attraktiver Lohn <strong>für</strong> eine Tätigkeit<br />

mit einer solchen Belastung. Zudem <strong>ist</strong> ein so geringer Lohn auch hinsichtlich der gesellschaftlichen<br />

Relevanz von Pflege unangemessen.<br />

Einer Umfrage nach empfinden 46 % der Krankenpflegerinnen und -pfleger ihre Arbeits- und<br />

Einkommensbedingungen als belastend. Unter den Altenpflegerinnen und -pflegern sind es<br />

sogar 52 % – das <strong>ist</strong> ein klares Warnsignal und ein Zeichen da<strong>für</strong>, dass sich etwas ändern<br />

muss bei den Arbeitsbedingungen und bezüglich der Wertschätzung innerhalb der Gesellschaft.<br />

Erlauben Sie uns noch einen kurzen Blick auf <strong>die</strong> Betreuungssituation und <strong>die</strong> wirtschaftliche<br />

Bedeutung: Bereits Ende 2007 gab es in Deutschland rund 2,25 Mio. Pflegebedürftige, davon<br />

wurden ca. 68 % zu Hause und 32 % in Pflegeheimen betreut. In Berlin sehen <strong>die</strong> Zahlen<br />

ähnlich aus: von den knapp 90.000 Pflegebedürftigen werden rund 30 % in Heimen und<br />

70 % ambulant versorgt. 2008 wurden mehr als 9 Mrd. Euro in der Berliner Gesundheitswirtschaft<br />

erwirtschaftet; davon über 6 Mrd. Euro allein im Gesundheits- und Sozialwesen.<br />

Inzwischen haben private Träger an der Pflege – aber auch an der Krankenhausversorgung<br />

in Deutschland – einen nennenswerten Anteil. Bei der Krankenhausversorgung liegt er zwischen<br />

15 % und 28 %. Einer Untersuchung zufolge <strong>ist</strong> der Arbeitsdruck bei privaten Kliniken<br />

deutlich höher als in öffentlich geführten Kliniken. Demnach musste im Jahr 2006 eine Pflegekraft<br />

in einem privaten Krankenhaus durchschnittlich 515 Betten versorgen. Das sind 65<br />

Betten mehr als in einer öffentlich geführten Klinik. Ebenso hat <strong>die</strong> Privatisierung erhebliche<br />

Konsequenzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> gewerkschaftliche Tarifpolitik. Bindungen an <strong>die</strong> Tarifverträge des öffentlichen<br />

Dienstes werden im Zuge von Privatisierungen oftmals gekündigt, bei der Einführung<br />

eigener Haus- oder Konzerntarifverträge können zudem höhere Lohnspreizungen zwischen<br />

den Beschäftigtengruppen und Abweichungen vom Tarif im öffentlichen Dienst entstehen.<br />

Dies hat negative Konsequenzen – <strong>für</strong> Pflegende, Ass<strong>ist</strong>enz- und Hilfskräfte, Geringqualifizierte<br />

und auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> zu <strong>Pflegenden</strong> selbst.<br />

In den vergangenen Jahren war eine verstärkte Entwicklung zu Gunsten der ambulanten<br />

Versorgung erkennbar. Die Nutzung stationärer Einrichtungen zu begrenzen und Versorgungsle<strong>ist</strong>ungen<br />

in den ambulanten Bereich zu verlagern, zeigt sich im Krankenhausbereich<br />

deutlich an der sinkenden Verweildauer der Patienten. Lag im Jahr 1990 <strong>die</strong> durchschnittliche<br />

Verweildauer noch bei 18,9 Tage, hat sie sich bis zum Jahr 2006 um mehr als <strong>die</strong> Hälfte<br />

auf 8,2 Tage reduziert.<br />

Auch in der klinischen geriatrischen Versorgung hat sich <strong>die</strong> Verweildauer älterer und pflegebedürftiger<br />

Menschen von 1990 bis 2006 um ca. 6 Tage auf durchschnittlich 17 Tage reduziert.<br />

Die Folge <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beschäftigten <strong>ist</strong> eine zunehmende Arbeitsverdichtung und<br />

-beschleunigung, da Patienten nur noch in den „pflegeintensivsten Phasen“ im Krankenhaus<br />

verweilen.<br />

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