Beiträge zur Sportgeschichte - Deutsche Sportgeschichte DDR
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wird die "Pille" dann nicht auch auf den Dopingindex gesetzt? Dies<br />
zeigt nur in einem anderen Bereich, wie willkürlich die Grenze zwischen<br />
Doping und anderen Medikamenten gezogen ist.<br />
Wenn viele der in der öffentlichen Aufregung beschriebenen Phänomene<br />
also anders interpretiert werden müssen, wenn man sie<br />
sich in Ruhe anschaut, stellt sich die Frage, warum es zu diesem<br />
Geschrei um Doping überhaupt kommt, wo doch die ATP vormacht,<br />
daß man auch Anabolika verwenden kann, ohne in die<br />
Schlagzeilen zu geraten.<br />
Interpretation<br />
Ich glaube, daß man gerade aus dem Fall der ATP, vom Kaffee<br />
und vom Umgang mit den Fällen in der <strong>DDR</strong> und China viel lernen<br />
kann, um das Phänomen besser zu verstehen. Man muß hierzu<br />
Doping in den Kontext der Diskussion um die innere Struktur des<br />
Spitzensports stellen. In einer solchen Diskursanalyse wird dann<br />
deutlich, daß es erhebliche Diskrepanzen zwischen Worten und<br />
Taten gibt. Wer Olympianormen aufstellt, die man nur mit Dopingsubstanzen<br />
erreichen kann, braucht sich nicht zu wundern, wenn<br />
man ihm vorhält, daß er Doping eigentlich nicht nur nicht ablehnt,<br />
sondern fordert und fördert. 22)<br />
Als die ATP sich als Gewerkschaft der Tennisspieler vom ITF losgelöst<br />
hat, ging es um die Frage: Wer hat Kontrolle über den Sport.<br />
Kontrolle über den Sport wurde dabei in zweierlei Hinsicht verstanden:<br />
Kontrolle über die Körper der Sportler und Kontrolle über die<br />
Geldströme, die der Sport generiert. Von Foucault wissen wir, wie<br />
wichtig es ist, Kontrolle über den Körper von solchen Personen zu<br />
bekommen, die man gern abhängig halten will. 23) Wobei geht es bei<br />
der Abhängigkeit? Natürlich um die Richtung der Geldströme im<br />
Sport, aber auch um das Grundverständnis von Funktionärsdasein.<br />
Dient der Funktionär dem Sportler oder dient der Sportler dem<br />
Funktionär?<br />
Es ist interessant zu sehen, was die ATP dazu selbst an Dopingregeln<br />
erlassen hat, als sie die Autonomie für ihren Teil des Sports<br />
gewann. Verboten sind Heroin, Kokain und Amphitamine. Einerseits<br />
geht es also um die Befürchtung, daß junge Leute - schnell zu<br />
Geld gekommen - dies in harten Drogen umsetzen. Da die ATP<br />
keine Drogendealer in der Tour haben will, sind Rauschgifte verbo-<br />
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