Beiträge zur Sportgeschichte - Deutsche Sportgeschichte DDR
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Unter den bürgerlichen deutschen Sportführern nahm Ritter von<br />
Halt als Mitglied des „Freundeskreises" Himmler und vom September<br />
1944 an als amtierender Reichssportführer eine maßgebende<br />
und exponierte Stellung ein. Für seinen Aufstieg an die Spitze der<br />
faschistischen Sportorganisation war seine Position in den Chefetagen<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Bank gewiß nicht bedeutungslos, wodurch<br />
sich den deutschen Sporthistorikern die Frage aufdrängt, ob Ritter<br />
von Halt daran beteiligt war, das insbesondere europäischen Juden<br />
geraubte Eigentum in dunkle Nazikanäle zu leiten. Trotz oder gerade<br />
wegen eines solchen poltischen Profils hielten die Gründungsmitglieder<br />
des damaligen westdeutschen NOK zu ihm.<br />
Geleitet von dem Ziel, den deutschen Sport nicht jener sogenannten<br />
Führungselite auszuliefern, die seinen Mißbrauch jahrzehntelang<br />
praktiziert hatte, formierten sich in allen Besatzungszonen<br />
Deutschlands jene Kräfte, die unmittelbar nach Beendigung der<br />
Kriegshandlungen begannen, gestützt auf das Potsdamer Abkommen<br />
und unter Wahrung progressiver Traditionen, dem deutschen<br />
Sport neue Inhalte und Strukturen zu verleihen. Die Direktive 23<br />
der damaligen Besatzungsmächte bahnte dafür einen geeigneten<br />
Weg. Sie war keine Vorschrift der Demütigung, sondern ein hoffnungsvolles<br />
Dokument des humanistischen Neubeginns. Und so<br />
kam es in allen Besatzungszonen zu einer Auseinandersetzung um<br />
das neue Profil des deutschen Sportes, um neue Organisationsformen,<br />
andere Leitbilder und Führungspersönlichkeiten. In der<br />
sowjetischen Besatzungszone fanden jene Initiatoren bei den sowjetischen<br />
und deutschen Administrationen tatkräftige Hilfe, die den<br />
Mißbrauch des deutschen Sportes bereits in der Weimarer Republik<br />
und im Dritten Reich bekämpft hatten 3) In ihren Reihen fehlten<br />
jene, die von den Faschisten hingerichtet worden waren, darunter<br />
Ernst Grube, Werner Seelentinder, Paul Zobel, Käte Niederkirchner<br />
u.a. Die Pioniere des Neubeginns waren stets dem Vermächtnis<br />
des Kampfes dieser Athleten verbunden, wodurch es in der Körperkultur<br />
der <strong>DDR</strong> zu einem ausgeprägten antifaschistischen Traditionskult<br />
kam, der nach der Wende fast zum Erliegen gebracht<br />
wurde. Die Abkehr von der antifaschistischen Traditionspfege des<br />
<strong>DDR</strong>-Sportes muß als Bestandteil des Werteverfalls des Sportes<br />
der neuen Bundesländer verstanden werden.<br />
In den westlichen Besatzungszonen kam der Erneuerungsprozeß<br />
bald ins Stocken. Die Restauration gewann in dem Maße an Dy-<br />
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