Kunst und aktuelle Medienkultur in der Schule kiss - Universität ...
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24 / 25 <strong>kiss</strong><br />
Julia Dick / Rob<strong>in</strong> Rhode<br />
Inspiration <strong>der</strong> mitgebrachten Bil<strong>der</strong> spezifische Gegenstände, mit<br />
denen sich Szenen spielen lassen: Playstation spielen, sich unter e<strong>in</strong>e<br />
Palme legen, auf e<strong>in</strong>en Boxsack boxen, Blumen gießen, Fußball spielen,<br />
Bong rauchen. Aber: Die Handlungen am Ende dieser E<strong>in</strong>heit vor<br />
den an<strong>der</strong>en vorzuführen, fällt den Jungen erneut schwer.<br />
In <strong>der</strong> nächsten E<strong>in</strong>heit versuchen wir, mit den Jugendlichen anhand<br />
<strong>in</strong>szenierter Zeichnungen e<strong>in</strong>e Narration aufzubauen. Die zuvor gef<strong>und</strong>enen<br />
Bildmotive sollen ausgebaut werden. Vorweg zeigen wir Animationen<br />
von Rob<strong>in</strong> Rhode, <strong>in</strong> denen kle<strong>in</strong>e Geschichten, Prozesse <strong>und</strong><br />
Verläufe dargestellt werden. [M4] Dann wird die Aufgabe erteilt, für<br />
e<strong>in</strong>e eigene Animation m<strong>in</strong>destens drei Zeichnungen anzufertigen, auf<br />
denen sich das jeweilige Bildmotiv verän<strong>der</strong>t. E<strong>in</strong> Prozess soll dargestellt<br />
werden.<br />
Die Aufgabe:<br />
»Das D<strong>in</strong>g <strong>und</strong> ihr selbst sollt euch durch die Interaktion verän<strong>der</strong>n.«<br />
Schließlich sehen wir uns auf dem Fernseher die entstandenen kurzen<br />
Animationen an.<br />
E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Möglichkeit, e<strong>in</strong> gef<strong>und</strong>enes Motiv zu e<strong>in</strong>er Narration<br />
auszubauen, wäre auf darstellerischer Ebene gegeben. Bisher mangelte<br />
es jedoch beim Bespielen <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> an Präsenz <strong>und</strong> Körperpräzision,<br />
vor allem aber an Spielfreude. Der Bezug zum eigenen Leib, <strong>und</strong><br />
deswegen wohl auch zum eigenen Ich <strong>und</strong> zu den eigenen Sehnsüchten,<br />
sche<strong>in</strong>t bei den meisten Jugendlichen <strong>der</strong> Gruppe schwierig zu<br />
se<strong>in</strong>. Deswegen erschien e<strong>in</strong> spielerisches Herangehen an den Körper,<br />
das motivieren sollte, sich selbst zu <strong>in</strong>szenieren, als nächster Schritt<br />
s<strong>in</strong>nvoll. [M5]<br />
Der zugespitzte Versuch hat deutlich gemacht, dass die Thematisierung<br />
<strong>und</strong> Offenbarwerdung <strong>der</strong> Illusion, welche durch das Bespielen <strong>der</strong><br />
Bil<strong>der</strong> stattf<strong>in</strong>det, <strong>in</strong> <strong>der</strong> harten Alltagsrealität des Gefängnisses, <strong>der</strong><br />
das Projekt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zu ger<strong>in</strong>gen Zeitraum entgegenzuwirken versucht,<br />
ke<strong>in</strong>en weiteren S<strong>in</strong>n macht. Sie wäre nur unter <strong>der</strong> Bed<strong>in</strong>gung,<br />
dass von vornhere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gewisse Spielfreude beim »So-Tun-als-ob«<br />
aufkommt, weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoll gewesen.<br />
Nachdem wir den bisherigen Verlauf ausgewertet haben, [M6] weichen<br />
wir von <strong>der</strong> Methodik Rob<strong>in</strong> Rhodes ab. Die ästhetischen Interessen<br />
<strong>der</strong> Jugend lichen rücken <strong>in</strong>s Zen trum. Wir fragen die Jungen, worauf<br />
sie Lust hätten <strong>und</strong> was sie <strong>in</strong>teressieren würde. – Sie würden gerne<br />
e<strong>in</strong> Graffito sprü hen. Das Markieren, das H<strong>in</strong>terlassen<br />
von Spu ren, das Posen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hauch von<br />
Coolness <strong>und</strong> Illegalität, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Graffitikunst<br />
verb<strong>und</strong>en ist, zieht die Jungen an <strong>und</strong> sche<strong>in</strong>t<br />
sie zu motivieren. E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Graffito wird<br />
geplant. Das Thema »Wünsche <strong>und</strong> Utopien im<br />
Bild« wird aber beibehalten <strong>und</strong> nun auf diese Art<br />
weiter untersucht. Ziel ist die Darstellung e<strong>in</strong>er<br />
surrealen Landschaft <strong>der</strong> Wünsche <strong>und</strong> Sehnsüchte,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> die bisher ent standenen Bild motive<br />
vorkommen können, jedoch auch neue <strong>und</strong> über -<br />
steigerte Utopien Platz f<strong>in</strong>den können.<br />
Für die nächsten beiden Unterrichtse<strong>in</strong>heiten übertrage ich diejenigen<br />
Motive, die bisher entstanden s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>zeln auf Overheadfolie. Auf<br />
dem Projektor kann man diese Zeichnungen h<strong>in</strong>- <strong>und</strong> herschieben <strong>und</strong><br />
so nach <strong>der</strong> richtigen Komposition <strong>der</strong> unter schied lichen Bildmotive<br />
suchen. 3 Außerdem br<strong>in</strong>ge ich surrealistische Landschaftsmalereien<br />
3 Diese Methode geht auf e<strong>in</strong>e Idee me<strong>in</strong>er Kommiliton<strong>in</strong> Cor<strong>in</strong>na Kirchner zurück.<br />
l<strong>in</strong>ks: Wandbild »Wünsche <strong>und</strong> Utopien«<br />
oben: Posierende Jugendliche<br />
mit, um den Jungen zu verdeutlichen, dass <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Landschaft unterschiedliche D<strong>in</strong>ge nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
stehen, die sich durch die Art ihrer<br />
Anord nung wechselseitig neuen S<strong>in</strong>n zusprechen<br />
können. Zusätzlich br<strong>in</strong>ge ich Bücher von Graffitikünstlern<br />
mit sowie e<strong>in</strong> YouTube-Video, [M7]<br />
das e<strong>in</strong>e Gruppe von Graffitikünstlern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Unterführung beim Sprühen e<strong>in</strong>es kollektiven<br />
Bildes zeigt. Der neue <strong>und</strong> vielseitige Input kommt<br />
gut bei den Jugendlichen an.