Kunst und aktuelle Medienkultur in der Schule kiss - Universität ...
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Theresa Rieß / Com&Com<br />
An diesem Punkt <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den bereitgestellten<br />
Materialien werden die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler mit Com&Com <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong>en Projekt »GugusDADA« bekannt gemacht. Durch den entstandenen<br />
Bezug zu dieser kle<strong>in</strong>en Figur, die als fiktive Person bereits e<strong>in</strong><br />
Eigenleben führt, entsteht reges Interesse an <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong> von Com&Com.<br />
Als es darum geht, die Personen <strong>und</strong> Szenen »<strong>in</strong> Szene« zu setzen<br />
<strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er Digitalkamera zu fotografieren, wird es turbulent. [M5]<br />
Die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler beschaffen sich Kleidung zum Verkleiden,<br />
proben, agieren, beziehen Litfasssäulen mit e<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> parkendes<br />
Auto wird zum H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, kurzerhand wird e<strong>in</strong> Fahrkartenautomat<br />
19 Vgl. Flusser, Vilém: Für e<strong>in</strong>e Philosophie <strong>der</strong> Fotografie, Gött<strong>in</strong>gen, 4. überarbeitete Auflage<br />
1989 (European Photography).<br />
20 Beim Anmelden werden mehrere Sicherheitsabfragen zur Überprüfung <strong>der</strong> Authentizität<br />
gestellt, denn es ist sehr wichtig, die Sicherheit zu haben, dass die Gruppe tatsächlich nur<br />
aus den bekannten »Mitspielern« besteht <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e unbekannten Personen dabei s<strong>in</strong>d.<br />
gebaut. Sie erhalten den Arbeitsauftrag, den<br />
wichtigsten <strong>und</strong> treffendsten Moment <strong>der</strong> Dialoge<br />
<strong>der</strong> durch das Losverfahren zugeteilten<br />
Geschichten zu f<strong>in</strong>den. Dieser Moment soll mit<br />
e<strong>in</strong>em Foto dokumentiert werden.<br />
In <strong>der</strong> nächsten St<strong>und</strong>e herrscht gespannte Erwartungsstimmung.<br />
Wie s<strong>in</strong>d die ausgedruckten<br />
Fotos geworden? Welches ist am besten? Welches<br />
br<strong>in</strong>gt die Geschichte genau auf den Punkt? Wer<br />
spielte am überzeugendsten Ben, Almut, Mischa,<br />
Kater<strong>in</strong>a?<br />
Der Beschäftigung <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />
mit ihren eigenen Fotos wird die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>set-<br />
zung mit e<strong>in</strong>er Arbeit von Com&Com vorangestellt. Wir schauen uns<br />
e<strong>in</strong>ige Videostills aus dem Projekt »Side by Side« an. Aus dem Umgang<br />
mit den Stills entstehen eigene Fiktionen, die <strong>der</strong> von Com&Com<br />
erzählten Geschichte sehr ähneln. E<strong>in</strong> Foto als Realitätsversprechen? 19<br />
Die fotografierten Szenen <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler werden nun,<br />
e<strong>in</strong>em Realitätsbeweis gleich, an Schnüren zwischen den Plakaten <strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>zelnen Personen befestigt. Dadurch entsteht e<strong>in</strong> visualisiertes Kommunikationsnetz.<br />
Durch diese materialisierte Form <strong>der</strong> Vernetzung werden<br />
die zunächst im Kopf produzierten Bil<strong>der</strong> <strong>und</strong> Vorstellungen gleichsam<br />
veräußerlicht. Es wird möglich, die Grenze zwischen Realität <strong>und</strong><br />
Fiktion <strong>und</strong> das Medium <strong>der</strong> Fotografie zu reflektieren.<br />
Fragen, die auf die Überprüfung <strong>und</strong> Reflexion <strong>der</strong> Herstellung <strong>der</strong><br />
eigenen Identität abzielen, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> zentrales Moment <strong>der</strong> Unterrichts-<br />
e<strong>in</strong>heit. Durch die Kommunikation zwischen Fiktionen<br />
kann e<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>terfragung <strong>der</strong> eigenen Identitätskonstrukte<br />
<strong>in</strong> Gang kommen. Derart können<br />
statische, festgeschriebene Identitäten gelockert<br />
werden; es kann zu Verschiebungen <strong>und</strong> Erweiterungen<br />
<strong>der</strong> Identitätskonzepte kommen.<br />
Konkret lautet die Frage: Was macht e<strong>in</strong>e Person<br />
aus? Setzt sie sich aus realen genauso wie aus<br />
fiktiven Anteilen zusammen? Was muss man über<br />
e<strong>in</strong>e Person wissen, um <strong>in</strong> fantastischen Welten<br />
e<strong>in</strong> Eigenleben zu haben? Den Namen? Das Alter?<br />
Geme<strong>in</strong>sam werden Kriterien erarbeitet <strong>und</strong> Steckbriefe<br />
entworfen. So bereiten die Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Schüler sich auf den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den virtuellen<br />
Raum vor.<br />
Der zweite Teil <strong>der</strong> Unterrichtse<strong>in</strong>heit beg<strong>in</strong>nt.<br />
Den vorangegangenen Part haben die Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Schüler als Sensibilisierung, als Trockenübung<br />
im H<strong>in</strong>terkopf.<br />
Im cc-space haben die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />
die Möglichkeit, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er virtuellen Community<br />
zu bewegen. Die Social Community im cc-space<br />
ist nur den am Projekt beteiligten Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Schülern zugänglich. 20 In diesem virtuellen<br />
Raum können sie D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art »(noch-)Nicht-<br />
Schwimmerbecken« ausprobieren, ohne dass<br />
dies zu unangenehmen Konsequenzen führt. Sie<br />
können Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen erfahren,<br />
haben dabei aber die Sicherheit, dass es e<strong>in</strong>en regulierenden<br />
Mechanismus im H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> gibt,<br />
<strong>der</strong> zur Not e<strong>in</strong>greifen <strong>und</strong> Probleme thematisieren<br />
kann.<br />
Nun liegt es an den Schülern, ob sie diesen Möglichkeitsraum<br />
mit ihrer Präsenz füllen. Um das<br />
anzuregen, wird <strong>der</strong> Webspace <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ansprechenden<br />
Design präsentiert. Mit auffor<strong>der</strong>n dem<br />
P<strong>in</strong>k leuchtet dieser Raum <strong>in</strong> die Welt <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Schüler h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Die Gestaltung weist<br />
zwar Ähnlichkeiten mit SchülerVZ auf, <strong>der</strong> Raum<br />
ist jedoch viel stärker personalisiert.<br />
Der Arbeitsauftrag besteht dar<strong>in</strong>, sich auf e<strong>in</strong> Spiel<br />
e<strong>in</strong>zulassen, sich auf e<strong>in</strong>en geheimen Pakt e<strong>in</strong>zulassen.<br />
Es kommt durchaus e<strong>in</strong> Moment <strong>der</strong> Ver -<br />
führung zum E<strong>in</strong>satz: