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SONJA KATRIN BAYER Bildschirmtypographie. Technische und

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nehmungssystems zu sehen ist. Hier kommt es vor allem auf die Lesequalität der<br />

Schrift an, damit dem Leser eine anstrengungsfreie Wahrnehmung <strong>und</strong> weitere kognitive<br />

Verarbeitung der Buchstaben- <strong>und</strong> Wortfolgen ermöglicht wird. Als gr<strong>und</strong>legende<br />

typografische Funktionseinheiten im Gestaltungsprozess gelten die Auswahl<br />

der Schriftart, der Schriftgröße, des Durchschusses <strong>und</strong> der Zeilenlänge sowie die<br />

Festlegung des Satzspiegels. Diese Faktoren sind interdependent <strong>und</strong> müssen in ein<br />

optisches Gleichgewicht gebracht werden. 7 In aktuellen Definitionsansätzen ist der<br />

Begriffsumfang zunehmend auf diese visuell-formalen <strong>und</strong> ästhetisch-künstlerischen<br />

Aspekte verengt. Diese Entwicklung spiegelt gleichzeitig die zunehmende Spezialisierung<br />

<strong>und</strong> Arbeitsteilung im Druckprozess wider, wo sich neben dem handwerklichtechnischen<br />

Tätigkeitsprofil ein künstlerisch-gestalterischer Aufgabenbereich etabliert<br />

hat. 8<br />

In gestalterischer Hinsicht kann der Begriff Typografie zudem in die Kategorien<br />

Makro- <strong>und</strong> Mikrotypografie unterschieden werden, Wehde führt zusätzlich noch die<br />

Kategorie Mesotypografie an. Auf der makroästhetischen Ebene steht der Satzspiegel<br />

als textübergreifendes Ordnungsschema zur Gliederung des Textzusammenhangs. 9<br />

Hier werden Elemente wie die Größe <strong>und</strong> Proportion des Formats, die Gesamtstruktur<br />

<strong>und</strong> der Kontrast zwischen den Hauptelementen <strong>und</strong> der sie umgebenden Fläche<br />

erfasst. Willi Kunz spricht der Makrotypografie die Funktion einer vordergründigen<br />

Ebene zu, die die Aufmerksamkeit des Lesers anzieht <strong>und</strong> weiterleitet zur subtileren<br />

mikrotypografischen Ebene. Auf der mikrotypografischen Ebene werden der Schriftcharakter,<br />

die Buchstabenform <strong>und</strong> -gegenform sowie die Abstände zwischen den<br />

Buchstaben, Wörtern, Zeilen <strong>und</strong> anderen grafischen Elementen erfasst. 10 Susanne<br />

Wehde spricht zudem dem Verb<strong>und</strong> der einzelnen Zeile eigenständige Bedeutung<br />

innerhalb der typografischen Gestaltung zu <strong>und</strong> bezeichnet die Komposition der<br />

Textelemente innerhalb der einzelnen Zeile als Mesotypografie. 11 Jede Gestaltung<br />

muss jedoch gr<strong>und</strong>sätzlich als Kombination betrachtet werden. Die Ebenen der Mikro-,<br />

Meso- <strong>und</strong> Makrotypografie stehen gleichwertig nebeneinander <strong>und</strong> müssen zur<br />

Lösung eines Gestaltungsproblems bewusst kombiniert werden:<br />

„Während die Aussage einer einfachen Botschaft durch eine visuell herausfordernde<br />

Anordnung von Elementen auf makroästhetischer Ebene erhöht wird, profitiert eine<br />

feinstrukturierte, komplexe Information von einer einfacheren mikroästhetischen Lösung.“<br />

12<br />

Auf elektronische Medien bezogen konstatiert Wehde, dass der Terminus Typografie<br />

heute nur selten für die Gestaltung in printfernen, multimedialen Bereichen wie CD-<br />

Rom oder Internet verwendet wird. Stattdessen werde hier bevorzugt von Grafikdesign<br />

gesprochen. 13 Dementsprechend soll sich das folgende Kapitel mit den vielfälti-<br />

7<br />

Vgl. Brekle 1994, S. 221ff.<br />

8<br />

Vgl. Wehde 2000, S. 3f.<br />

9<br />

Vgl. Wehde 2000, S. 108.<br />

10<br />

Vgl. Kunz 1998, S. 94.<br />

11<br />

Vgl. Wehde 2000, S. 108.<br />

12<br />

Kunz 1998, S. 94.<br />

13<br />

Vgl. Wehde 2000, S. 3.<br />

10

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