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SONJA KATRIN BAYER Bildschirmtypographie. Technische und

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zu einer Verringerung beanspruchender Hell-Dunkel-Anpassungen für das Auge<br />

(in medizinischer Ausdrucksweise Adaptation oder Adaption).<br />

Es erfolgt eine Angleichung der Leuchtdichten insbesondere von Papier-Vorlage<br />

<strong>und</strong> Bildschirmanzeige. Auch dies reduziert beanspruchende Hell-Dunkel-<br />

Anpassungen.<br />

Die Lesbarkeit der Zeichen wird verbessert, weil bei gleichem Kontrast die Erkennbarkeit<br />

von Zeichen vor einem hellen Hintergr<strong>und</strong> besser ist als vor einem<br />

dunklen Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Nicht vermeidbare Reflexionen <strong>und</strong> Spiegelungen werden nicht als so störend<br />

wahrgenommen. Dadurch ist eine weniger eingeschränkte Anordnung der Arbeitsplätze<br />

<strong>und</strong> des Bildschirms auf dem Schreibtisch möglich.“ 62<br />

Allerdings ist die Positivdarstellung nicht ohne Einschränkung als empfehlenswert<br />

anzusehen. Joe Gillespie, Autor von Web Page Design for Designers, führt einen sehr<br />

einleuchtenden technischen Gr<strong>und</strong> an, der für die Negativdarstellung am Bildschirm<br />

spricht: Auf dem Selbstleuchter Bildschirm erscheint gegenteilig zum Druck schwarze<br />

Schrift auf weißem Untergr<strong>und</strong> dünner <strong>und</strong> negative Schrift dicker, so dass Gillespie<br />

eine farbliche Text-Hintergr<strong>und</strong>-Gestaltung von beispielsweise weißer Schrift auf<br />

blauem Gr<strong>und</strong> für bildschirmgeeigneter hält.<br />

„On a luminous display, flare makes regular type thinner and reversed out type thicker,<br />

the complete opposite of the print. [...]. The flare of the luminous source enroaches into<br />

surro<strong>und</strong>ing dark areas making black on white text appear thinner and reversed-out text<br />

bolder. [...] You will also find that professional writers often prefer to do their word<br />

processing white-on-blue and not black-on-white. [...] In fact, the black text on a white<br />

backgro<strong>und</strong>, to which print has accustomed us, no longer makes sense.“ 63<br />

Zum jetzigen Zeitpunkt wird dies aber schon aus Gewohnheitsgründen der User<br />

schwer durchzusetzen sein. Genau jener Gesichtspunkt, den Gillespie im letzten Satz<br />

seines Zitats anspricht, kann auch gegenteilig ausgelegt werden. Das Erlernen der<br />

Kulturtechnik Lesen erfolgt anhand schwarzer Schrift auf weißem Papier, so dass<br />

anzunehmen ist, dass habituelle Leser von Printdokumenten auch für das Lesen bildschirmemittierter<br />

Dokumente weiter die Positivdarstellung vorziehen. Programmierer<br />

jedoch bevorzugen beispielsweise bei der Arbeit weiße Schrift auf blauem Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Richenhagen weist aber im Handbuch der Bildschirmarbeit auf eine andere<br />

Problematik hin, die auch bei der Negativdarstellung die Zeichenwahrnehmung am<br />

Bildschirm verschlechtern kann:<br />

„Farbschirme weisen oft erhebliche [...] Konvergenzfehler auf. Die [...] Farbstrahlen [..]<br />

können vor allem in den Eckbereichen nicht immer vollständig deckungsgleich auf dem<br />

Schirm justiert werden. Es kommt z.B. bei weißen Zeichen zu farbigen Rändern, was<br />

wiederum die Zeichenschärfe negativ beeinflusst.“ 64<br />

Es wird abzuwarten sein, ob sich eine Art von ,aufgabenbezogener‘ Hintergr<strong>und</strong>gestaltung<br />

herausbildet, beispielsweise in der Form, dass für das kombinierte Arbeiten<br />

von Papier <strong>und</strong> am Bildschirm schwarze Schrift auf weißem Hintergr<strong>und</strong> gewählt<br />

wird <strong>und</strong> somit für das Auge die Adaptation erleichtert wird, für das reine <strong>und</strong> lang-<br />

62<br />

63<br />

64<br />

Richenhagen 1997, S. 20.<br />

Gillespie o.A., „Alien Typography“.<br />

Richenhagen 1997, S. 29.<br />

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