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SONJA KATRIN BAYER Bildschirmtypographie. Technische und

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Die der Mustererkennung zugr<strong>und</strong>e liegenden Prozesse der Merkmalsextraktion <strong>und</strong><br />

-kombination sind dem Bewusstsein nicht zugänglich, bewusst werden nur die Muster.<br />

69<br />

In oben beschriebenem Modell wurde die Mustererkennung so aufgefasst, als ob<br />

die einzige Information, die einem Mustererkennungssystem zur Verfügung steht, im<br />

physikalischen Stimulus besteht, was jedoch nicht der Fall ist. Objekte treten in Kontexten<br />

auf, die zur Erleichterung der Objekterkennung genutzt werden. Wenn Kontext<br />

oder allgemeines Weltwissen die Wahrnehmung steuern, so wird die Art der<br />

Verarbeitung als Top-down-Verarbeitung bezeichnet, da allgemeines Wissen auf einer<br />

hohen Ebene bestimmt, wie Wahrnehmungseinheiten auf einer niedrigen Ebene interpretiert<br />

werden. Es ist eine allgemeine Frage der Wahrnehmungsforschung, wie<br />

Top-down-Einflüsse mit durch den Stimulus gelieferten Bottom-up-Informationen<br />

kombiniert werden. Auch hier ergaben sich wichtige Bef<strong>und</strong>e aus Experimenten zum<br />

Buchstabenerkennen. Im Gegensatz zur Verwendung von Einzelbuchstaben als Stimuli<br />

werden bei der Verwendung von Wörtern durch die Probanden weniger Fehlentscheidungen<br />

getroffen, weshalb von einem Wortüberlegenheitseffekt gesprochen<br />

wird. Als Erklärung für die Tatsache, dass Probanden besser mit der Wortbedingung<br />

zurechtkamen, wurde vorgeschlagen, dass bei der Buchstabenerkennung Merkmalsinformationen<br />

durch den Wortkontext ergänzt werden, also etwa ein fehlender Buchstabe<br />

aus dem Wortkontext erkannt wird. 70<br />

Abb. 10: Einfluss von Kontextvariablen auf die Mustererkennung.<br />

(http://lamar.colostate.edu/~bclegg/PY453/pattern_recognition.pdf)<br />

Ein interessantes Modell in diesem Zusammenhang ist das konnektionistische Modell<br />

(PDP-Modell/Parallel Distributed Processing) von McClelland & Rumelhart, bei dem<br />

Stimulus- <strong>und</strong> Kontextinformation im Prozess der Mustererkennung kombiniert<br />

werden. Es soll als Modell dafür dienen, wie die Wortstruktur genutzt wird, um das<br />

Erkennen einzelner Buchstaben zu erleichtern. Nach diesem Modell werden einzelne<br />

Merkmale zu Buchstaben <strong>und</strong> einzelne Buchstaben zu Wörtern kombiniert. Das<br />

Verhalten des Netzes zur Mustererkennung hängt stark von Aktivationsausbreitungsmechanismen<br />

ab. Hier gibt es exzitatorische <strong>und</strong> inhibitorische Prozesse. Die<br />

Aktivationsausbreitung findet von den Merkmalen hin zu den Buchstaben <strong>und</strong> von<br />

den Buchstaben hin zu Wörtern statt, alternative Buchstaben <strong>und</strong> Wörter hemmen<br />

einander. Der Aktivationsfluss kann aber auch von Wörtern hin zu Buchstaben verlaufen,<br />

wodurch ein Wort die Aktivation eines Buchstabens unterstützen <strong>und</strong> dadurch<br />

dessen Erkennung erleichtern kann. Die Aktivierung tendiert in einem solchen<br />

System dazu, sich auf ein Wort zu konzentrieren, während die Aktivierung anderer<br />

Wörter durch Hemmung unterdrückt wird. Das dominierende Wort fördert die Ak-<br />

69<br />

70<br />

Vgl. Anderson 2001, S. 49–53.<br />

Vgl. Anderson 2001, S. 63f.<br />

38

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