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BUSINESS-INITIATIVE 2012 - Handwerkskammer Bremen

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Editorial<br />

Liebe Handwerkerinnen und Handwerker<br />

sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />

früher galt der Februar als „der Narrenmonat“, denn die Menschen<br />

feierten Feste, mit denen sie die Dämonen des Winters<br />

vertreiben wollten. Erst die Christianisierung beschränkte<br />

die ausgelassen Partys auf die Tage vor Aschermittwoch.<br />

Die Narren selbst gehörten zum Hofstaat und besaßen eine<br />

besondere Handlungsfreiheit. Sie wurden nicht wirklich ernst<br />

genommen und durften von gesellschaftlichen Normen<br />

abweichen, Kritik an den Herrschern üben und sie erinnern,<br />

falls sie sündigen würden. Heute versteht man unter einem<br />

Narren jemanden der entweder voller Vorurteile steckt oder<br />

von sich selbst glaubt, dass er großes Wissen besitzt.<br />

Fast erinnert an eine Narretei, was sich in Februar in Deutschland<br />

zeigte: 39,2 Milliarden Euro aus der Gewerbesteuer<br />

flossen 2011 in die kommunalen Kassen. Für <strong>2012</strong> erwartet<br />

der deutsche Städtetag mit 42,5 Milliarden ein historisches<br />

Allzeithoch. Auch in <strong>Bremen</strong> stiegen die Einnahmen von 3,3<br />

Milliarden Euro in 2010 auf knapp 4,3 Milliarden - ohne dass<br />

allerdings diese positive Entwicklung primär auf eigene Anstrengungen<br />

zurückzuführen wäre. Auf der anderen Seite gibt<br />

der Senat 21 Millionen Euro mehr aus als als geplant. Haushaltsdisziplin<br />

und Haushaltskonsolidierung sehen anders aus.<br />

Ein Sprichwort sagt: „Hoffen und Harren macht Manchen zum<br />

Narren.“ Statt wirklich effektiv zu sparen, Personal abzubauen<br />

und umzustrukturieren hofft <strong>Bremen</strong> einzig auf mehr und mehr<br />

Einnahmen. Ins selbe Horn stößt die Arbeitnehmerkammer und<br />

will dafür den Bürgern kräftig in die Taschen greifen: Waffensteuer,<br />

Hotelabgabe, Erhöhung der Gewerbesteuer und Initiativen<br />

zur Hebung des Spitzensteuersatzes, eine Wiedereinführung<br />

der Vermögensteuer und die Rückname der Erbschaftsteuerreform...<br />

All dies wäre aus Sicht der Vertretung der Arbeitnehmer<br />

richtig und wichtig, obwohl im selben Atemzug aufgeführt wird,<br />

dass Arbeitnehmer seit mehr als zehn Jahren mit stagnierenden<br />

oder sinkenden Löhnen und Gehältern auskommen müssten.<br />

In Wahrheit sind solche Initiativen eher kontraproduktiv. Die<br />

Waffensteuer zum Beispiel soll <strong>Bremen</strong> drei bis fünf Millionen<br />

Euro bringen. Der Bundesinnungsverband für das Büchsenmacher-Handwerk<br />

lehnt die Pläne ab. Unabhängig davon, dass<br />

sie juristisch umstritten ist und für den Fall ihrer Einführung<br />

zahlreiche Verbände Klagen angekündigt haben, könnte eine<br />

solche Steuer tatsächlich sogar zu einem finanziellen Verlust<br />

für <strong>Bremen</strong> führen. Denn alle diejenigen, die angesichts der<br />

unverhältnismäßig hohen Seuer ihre legalen Waffen abgeben,<br />

werden die Steuer nicht zahlen. Und wirklich enthusiastische<br />

Schützen würden künftig eher in niedersächsischen Vereinen<br />

ihren Sport ausüben - und sich dort für kleines Geld in Wohngemeinschaften<br />

ihren Erstwohnsitz anmelden um eine rein<br />

bremische Waffensteuer zu umgehen. Dann liefe nicht nur die<br />

neue Steuer ins Leere, sondern zusätzlich fehlten <strong>Bremen</strong> auch<br />

noch die lukrativen Einnahmen aus der Lohn- und Einkommensteuer<br />

derjenigen, die es mit einer Waffensteuer vergrault<br />

hat. Der Weg der SPD-Fraktion ist falsch. Hier bewahrheitet<br />

sich der alte Handwerker-Spruch: Derjenige, der sein eigener<br />

Lehrmeister sein will, hat einen Narren zum Schüler.<br />

Jedes vernünftige Prinzip mündet irgendwann in Absurdität,<br />

wenn es verabsolutiert wird. Angesichts von <strong>Bremen</strong>s<br />

Insel-Lage hat die Maxime immer mehr, mehr und noch mehr<br />

Geld von den Bürgern zu fordern, diesen Grad erreicht! Die<br />

Euro-Schuldenkrise hält uns drastisch vor Augen, dass Politik<br />

auf Nachhaltigkeit zielen und auch Länder und Stadtstaaten<br />

sich wie ehrbare Kaufleute verhalten müssen. Maßvolles<br />

Wirtschaften und Generationengerechtigkeit - wie dies die<br />

inhabergeführten Familienbetrieben des Handwerks seit<br />

Jahrhunderten praktizieren - kann aber nur über täglich aufs<br />

Neue gelebte Werte gelingen. Statt mit dem tiefen Griff ins<br />

Portemonnaie verschreckt zu werden, wenn die Wirtschaft gut<br />

dasteht, muss Politk die Menschen durch Anreize mitnehmen!<br />

Im Moment scheint die Konjunktur gut. Und obwohl uns<br />

ein „hartes Jahr <strong>2012</strong>“ prophezeit wurde, ist auch im Handwerk<br />

die Stimmung nicht schlecht. Unverständlich ist, warum<br />

angesichts negativer Prognosen die Umsetzung der<br />

Energiewende blockiert, die Solarförderung gekürzt und<br />

die steuerliche Förderung der Gebäudesanierung ihre Zustimmung<br />

verweigert wird. Verlierer sind die Menschen<br />

und das Klima. Diese Blockade sollte sofort aufhören.<br />

Ebenso wenig nachvollziehbar ist, dass in <strong>Bremen</strong> den Bremer<br />

Bau- und Ausbau-Gewerken Knüppel zwischen die Beine<br />

geworfen werden, indem der Geltungszeitraum des Bremischen<br />

Gesetzes zur Erleichterung von Investitionen auslaufen<br />

gelassen wurde. Damit dürfen öffentliche Auftrage<br />

über Bauleistungen nur noch bis zu einem Auftragswert von<br />

zehntausend Euro freihändig an bremische Betriebe vergeben<br />

werden und bremische Arbeitsplätze sichern. Auch die Wertgrenzen<br />

für beschränkte Ausschreibungen wurden drastisch<br />

gesenkt. Oberhalb dieser Grenzen gilt der grundsätzliche<br />

Vorrang der öffentlichen Ausschreibung. In nächster Zeit wird<br />

die <strong>Handwerkskammer</strong> ihre Fragebögen für ihre Frühjahrs-<br />

Konjunkturumfrage versenden. Dann wird sich zeigen, ob<br />

sich die positive Erwartung der Bau- und Ausbau-Gewerke<br />

- die sich noch in unserer Herbstumfrage zeigte - auch auf<br />

Jahressicht abzeichnet. Ich wünsche mir, dass viele Betriebe<br />

teilnehmen, damit die Daten möglichst aussagekräftig sind.<br />

Herzlichst<br />

Joachim Feldmann<br />

Präses der <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Bremen</strong><br />

Ihr<br />

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