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„Wenn es soweit sein wird mit mir, brauche ich den Engel in dir“

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erlebe <strong>ich</strong> <strong>es</strong> als etwas völlig Natürl<strong>ich</strong><strong>es</strong>. M<strong>ich</strong> um die<br />

Angehörigen kümmern und <strong>mit</strong> ihnen sprechen, auch wenn<br />

sie sehr traurig s<strong>in</strong>d und viel we<strong>in</strong>en, das kann <strong>ich</strong> jetzt all<strong>es</strong><br />

aushalten. Manchmal erlebe <strong>ich</strong> <strong>den</strong> Tod auch als etwas<br />

Beruhigend<strong>es</strong>, etwas Erle<strong>ich</strong>ternd<strong>es</strong>, was m<strong>ich</strong> froh macht<br />

für e<strong>in</strong>en Menschen, wenn er <strong>es</strong> dann endl<strong>ich</strong> g<strong>es</strong>chafft hat.<br />

Die Hospizbegleitung geht auch über <strong>den</strong> Tod h<strong>in</strong>aus. Als<br />

e<strong>in</strong>e alte Dame starb, die <strong>ich</strong> lange kannte, habe <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> um<br />

die Abwicklung der Formalitäten gekümmert. Mir war w<strong>ich</strong>tig,<br />

dabei zu <strong>se<strong>in</strong></strong>, als der B<strong>es</strong>tatter sie <strong>in</strong> <strong>den</strong> Sarg legte. Er<br />

sollte sorgsam <strong>mit</strong> ihr umgehen. Auch im Tod geht <strong>es</strong> noch<br />

um die Würde d<strong>es</strong> Menschen.<br />

Dabei kann auch e<strong>in</strong>e w<strong>ich</strong>tige Frage <strong>se<strong>in</strong></strong>, was der Tote tragen<br />

soll. Ich weiß noch, als me<strong>in</strong> Vater g<strong>es</strong>torben war, konnten<br />

wir das Totenhemd für ihn n<strong>ich</strong>t akzeptieren. Er hatte<br />

s<strong>ich</strong> vor uns K<strong>in</strong>dern nie unangezogen gezeigt. Wir haben ihn<br />

auch niemals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Nachthemd oder Schlafanzug g<strong>es</strong>ehen.<br />

So haben wir ihn <strong>in</strong> <strong>se<strong>in</strong></strong>em schwarzen Anzug <strong>mit</strong> weißem<br />

Hemd und Silberkrawatte <strong>in</strong> <strong>den</strong> Sarg gelegt. Das war,<br />

was zu ihm passte.<br />

Bei me<strong>in</strong>er Mutter war <strong>es</strong> ganz anders. Wir haben ihr ihr<br />

schönst<strong>es</strong> Nachthemd angezogen. Sie war so lange krank<br />

gew<strong>es</strong>en, hatte jahrelang im Bett gelegen. Es wäre unpassend<br />

gew<strong>es</strong>en, ihr im Tod wieder e<strong>in</strong> Kleid anzuziehen.<br />

Angehörige bei solchen Fragen zu begleiten, kann w<strong>ich</strong>tig<br />

<strong>se<strong>in</strong></strong>. Oder e<strong>in</strong>fach da <strong>se<strong>in</strong></strong>, wenn jemand g<strong>es</strong>torben ist und<br />

zuhören.<br />

Viel geht <strong>es</strong> bei der Hospizarbeit aber darum, <strong>den</strong> Menschen<br />

ihre letzte Lebenszeit angenehmer zu machen. Ich versuche<br />

<strong>in</strong> G<strong>es</strong>prächen immer wieder herauszuf<strong>in</strong><strong>den</strong>, was <strong>ich</strong> zu<br />

ihrem Vorteil verändern könnte.

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