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„Wenn es soweit sein wird mit mir, brauche ich den Engel in dir“

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Bei me<strong>in</strong>er Pensionierung habe <strong>ich</strong> dann kurz überlegt, was<br />

<strong>ich</strong> weiter mache. Als <strong>ich</strong> <strong>in</strong> der Zeitung auf e<strong>in</strong>e Anzeige<br />

vom Hospizdienst am Reformierten Geme<strong>in</strong>d<strong>es</strong>tift stieß, war<br />

di<strong>es</strong> wie e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>gerzeig: <strong>ich</strong> entschied m<strong>ich</strong>, bei <strong>den</strong> Alten<br />

und Sterben<strong>den</strong> zu bleiben. 1999/2000 habe <strong>ich</strong> die<br />

Ausbildung zur Hospizhelfer<strong>in</strong> gemacht und b<strong>in</strong> seit<br />

Pf<strong>in</strong>gsten 2000 <strong>in</strong> di<strong>es</strong>em Dienst.<br />

E<strong>in</strong>e Begleitung ist <strong>mir</strong> b<strong>es</strong>onders <strong>in</strong>tensiv <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung<br />

geblieben, die von Herrn E. und <strong>se<strong>in</strong></strong>er Frau. Herr E., e<strong>in</strong><br />

Wuppertaler Fabrikant, litt an e<strong>in</strong>er Krebserkrankung und<br />

wurde vom ambulanten Pflegedienst d<strong>es</strong> Reformierten<br />

Geme<strong>in</strong>d<strong>es</strong>tift<strong>es</strong> betreut. Der Pflegedienst bietet <strong>den</strong><br />

Patienten und ihren Angehörigen unseren Hospizdienst an<br />

und wenn er gewünscht ist, gehen wir zu <strong>den</strong> Menschen h<strong>in</strong>.<br />

Herr E. war e<strong>in</strong> Mann, der <strong>in</strong> ganz positiver Weise wusste,<br />

wer er war und er war s<strong>ich</strong>erl<strong>ich</strong> ke<strong>in</strong> Mensch, der s<strong>ich</strong><br />

jedem öffnete. Se<strong>in</strong>e Frau hat <strong>mir</strong> später erzählt, dass er vor<br />

me<strong>in</strong>em ersten B<strong>es</strong>uch recht kritisch war: „Was kommt da<br />

wohl jetzt für e<strong>in</strong>e Betschw<strong>es</strong>ter?“<br />

Bei me<strong>in</strong>em ersten B<strong>es</strong>uch an Sylv<strong>es</strong>ter fragte er m<strong>ich</strong><br />

zunächst, wer <strong>ich</strong> b<strong>in</strong> und wie <strong>ich</strong> zur Hospizarbeit gekommen<br />

sei. Unserem G<strong>es</strong>präch hatte <strong>ich</strong> vorausg<strong>es</strong>chickt, dass<br />

er <strong>mir</strong> sagen solle, wenn ihm me<strong>in</strong> B<strong>es</strong>uch zu viel würde. Wir<br />

haben uns dann gut unterhalten und als <strong>ich</strong> zum Schluss<br />

fragte, ob <strong>ich</strong> wiederkommen solle, bejahte er di<strong>es</strong>. Als <strong>ich</strong><br />

danach <strong>mit</strong> <strong>se<strong>in</strong></strong>er Frau sprach, war sie sehr erstaunt, dass er<br />

<strong>mir</strong> so viel erzählt hatte.<br />

In <strong>den</strong> Wochen bis zu <strong>se<strong>in</strong></strong>em Tod im Februar war <strong>ich</strong> immer<br />

wieder bei ihm und er hat <strong>mir</strong> <strong>se<strong>in</strong></strong>e ganze Lebensg<strong>es</strong>ch<strong>ich</strong>te<br />

erzählt. Ich habe di<strong>es</strong> als ganz großen Vertrauensbeweis<br />

empfun<strong>den</strong>.<br />

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