6 Das Arbeitsfeld Hilfen zur Erziehung (Nicola Gragert) 193 6.1 ...
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Die <strong>Arbeitsfeld</strong>er<br />
Methodische Kompetenzen, eine humanistische und systemische Sichtweise<br />
sowie Kenntnisse der analytischen Psychologie sind für die Elternarbeit wichtig,<br />
da Familienproblematiken von den Fachkräften ständig berücksichtigt und bearbeitet<br />
werden müssen, wenn im Sinne der Elternarbeit vermittelt wird und<br />
Vereinbarungen getroffen werden (vgl. Krüger 1994). Umfangreiche Beratungskompetenz<br />
ist für die Begleitung der Herkunftsfamilie eine grundlegende<br />
Fähigkeit (vgl. Arbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter 1996).<br />
Angesichts der gravierenden Problemlagen der jungen Menschen benötigen<br />
die Fachkräfte diagnostische und therapeutische Kompetenzen sowie die Fähigkeit,<br />
diese flexibel und angemessen kombinieren zu können (vgl. Lambach<br />
2003).<br />
Auch Entwicklungsprobleme und individuelle Lernschwierigkeiten erkennen<br />
und geeignete <strong>Hilfen</strong> in die Wege leiten zu können ist eine erforderliche<br />
Kompetenz der Fachkräfte, weil die meisten Kinder in der Tagesgruppe einen<br />
hohen Auffälligkeitsgrad und schulische Schwächen aufweisen (vgl. Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Landesjugendämter 1996).<br />
Im Rahmen der konkreten pädagogischen Arbeit und der Beziehungsarbeit<br />
müssen die Fachkräfte spezielle Kompetenzen in der pädagogischen Einzelförderung<br />
sowie Kompetenzen <strong>zur</strong> Unterstützung des sozialen Lernens in der<br />
Gruppe aufweisen (vgl. Lambach 2003; Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter<br />
1996).<br />
Die Fachkräfte arbeiten in den Tagesgruppen überwiegend mit Kindern und<br />
Jugendlichen männlichen Geschlechts, die häufig etwas älter sind als die weiblichen<br />
Klientinnen (vgl. van Santen u.a. 2003). Die Fachkräfte haben daher aller<br />
Wahrscheinlichkeit nach mit dem stärker nach außen gerichteten Problemverhalten<br />
von Jungen zu tun. Sie benötigen deshalb Genderkompetenzen und<br />
Kenntnisse aus dem Bereich der geschlechtsspezifischen Sozialisation, um Bedingungen<br />
herstellen zu können, in denen auch Mädchen Freiräume haben und<br />
ihre Bedürfnisse ausleben können (vgl. hierzu auch Friedl u.a. 1994).<br />
Neue Herausforderungen für die Fachkräfte ergeben sich durch mögliche<br />
Entwicklungen, die in Bezug auf die Tagesgruppen diskutiert werden. Tagesgruppen<br />
sollen eine stärkere Vernetzung mit unterschiedlichen ambulanten,<br />
teilstationären und stationären Hilfeleistungen anstreben, um flexiblere Übergänge<br />
zwischen den verschiedenen Angeboten zu ermöglichen und den Bedarfslagen<br />
der Klientel besser Rechnung zu tragen (vgl. Späth 2001). Diese<br />
Entwicklung würde bedeuten, dass von den Fachkräften eine erhöhte Kooperations-<br />
und Vermittlungsfähigkeit sowie die Fähigkeit zum angebotsübergreifenden<br />
oder auch interdisziplinären Denken und Handeln gefordert sind. Ein umfangreiches<br />
Wissen über die verschiedenen Angebote der Jugendhilfe sowie über<br />
die gesamten Lebenszusammenhänge der jungen Menschen wird zunehmend<br />
wichtiger. Deutlich wird dies durch die Entwicklungstendenz, Tagesgruppenplätze<br />
zu Gunsten integrativer Angebote (z.B. integrative Horte) zu reduzieren.<br />
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