10.01.2013 Aufrufe

Staufner Dorfzeitung Jubiläumsausgabe 2011 - Staufen

Staufner Dorfzeitung Jubiläumsausgabe 2011 - Staufen

Staufner Dorfzeitung Jubiläumsausgabe 2011 - Staufen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der Staufberg diente seit jeher als Ort der<br />

Anbetung und Verehrung von Gottheiten.<br />

Er wurde schon vor der Christianisierung<br />

Europas als Kultstätte genutzt. Zur Zeit<br />

der Wintersonnenwende entfachte man<br />

riesige Feuer, um die Götter freundlich zu<br />

stimmen und seine Freude über die länger<br />

werdenden Tage auszudrücken. Als Relikt<br />

dieser heidnischen Zeit ist das Silvesterfeuer<br />

geblieben. Weder die Christianisierung<br />

noch die Reformation konnten diese althergebrachte<br />

Tradition beseitigen.<br />

Die ersten Vorbereitungen laufen bereits<br />

im Frühling. Ortsbürgerkommission, GLuT<br />

– Verein für Geselligkeit, Lebenslust und<br />

Tradition – und Mitglieder der turnenden<br />

Vereine finden sich im Wald ein um gemeinsam<br />

„Stuude“ zu binden. Die Arbeiten<br />

werden aufgeteilt: Ausästen, ablängen<br />

und schliesslich die „Stuuden“ binden. Die<br />

Technik wird von Generation zu Generation<br />

weitergegeben.<br />

In der Adventszeit versammeln sich die<br />

Schüler der Abschlussklasse zum ersten<br />

Mal. Ziel dieser Besprechung ist das bestimmen<br />

des „Chefs“. Dann werden die<br />

Fackeln vorbereitet. Es handelt sich um<br />

etwa 4 m lange Buchenstämme, welche<br />

nach alter Tradition präpariert werden.<br />

Eine solche Fackel kann mehr als 50 kg<br />

wiegen.<br />

Unmittelbar nach Weihnachten beginnen<br />

die Schüler unter der Leitung der Abschlussklasse<br />

mit dem Bau eines Gerüstes<br />

auf dem Gelände des ehemaligen Steinbruchs<br />

unterhalb des Friedhofes auf dem<br />

Staufberg. Kurz vor Silvester ist dieses Gerüst<br />

mit mehreren Etagen zur Aufnahme<br />

des Brennmaterials bereit.<br />

Zum Abschluss dieser Arbeit treffen sich<br />

die Helfer, mit Ausnahme der Schulpflichtigen,<br />

zum Seppli-Ball. Dieser neuere Teil<br />

des Brauchtums dient der Geselligkeit,<br />

Schwelgen in Erinnerungen und Pflegen<br />

von alten Freundschaften aus gemeinsamen<br />

Silvesterzeiten. Nach der Stärkung in<br />

einem Gasthaus begibt man sich auf den<br />

Silvesterplatz und verbringt die Zeit mit<br />

Gesang und angeregten Diskussionen.<br />

Am 31. Dezember ist früh Tagwache. Die<br />

Kinder versammeln sich beim Lindenplatz<br />

um einen Brückenwagen, an dessen<br />

Deichsel ein langes Seil mit Querstangen<br />

befestigt wird. Noch vor Tagesanbruch beginnt<br />

die Runde durchs Dorf. Unter dem<br />

Kommando der ältesten Schüler ziehen<br />

die Jüngeren den Wagen, hinter den Querstangen<br />

gehend, durch die Gassen. Die<br />

oft abenteuerlich aufgemachte „Arbeits-<br />

Silvesterfeuer<br />

Silvesterfeuer<br />

kleidung“ der Kinder verleiht der Szenerie<br />

ein rustikales Gepräge. Mit dem Sprechchor:<br />

„Strauwälle – Stuude, Strauwälle<br />

– Stuude!“ erbitten die Sammler Brennmaterial<br />

von der Dorfbevölkerung: Strohballen,<br />

Reiswellen und die ausgedienten<br />

Weihnachtsbäume werden auf den Wagen<br />

gestapelt. Die Kindergesichter unter<br />

19<br />

den alten Filzhüten ihrer Väter werden<br />

oft schon im Laufe des Vormittags bleich<br />

und bleicher, wenn ihnen die an diesem<br />

besonderen Tag tolerierten Glimmstengel<br />

nicht bekommen, messen doch etliche<br />

Knirpse ihre „Grösse“ anhand gepaffter<br />

Zigaretten.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!