Staufner Dorfzeitung Jubiläumsausgabe 2011 - Staufen
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Der Staufberg diente seit jeher als Ort der<br />
Anbetung und Verehrung von Gottheiten.<br />
Er wurde schon vor der Christianisierung<br />
Europas als Kultstätte genutzt. Zur Zeit<br />
der Wintersonnenwende entfachte man<br />
riesige Feuer, um die Götter freundlich zu<br />
stimmen und seine Freude über die länger<br />
werdenden Tage auszudrücken. Als Relikt<br />
dieser heidnischen Zeit ist das Silvesterfeuer<br />
geblieben. Weder die Christianisierung<br />
noch die Reformation konnten diese althergebrachte<br />
Tradition beseitigen.<br />
Die ersten Vorbereitungen laufen bereits<br />
im Frühling. Ortsbürgerkommission, GLuT<br />
– Verein für Geselligkeit, Lebenslust und<br />
Tradition – und Mitglieder der turnenden<br />
Vereine finden sich im Wald ein um gemeinsam<br />
„Stuude“ zu binden. Die Arbeiten<br />
werden aufgeteilt: Ausästen, ablängen<br />
und schliesslich die „Stuuden“ binden. Die<br />
Technik wird von Generation zu Generation<br />
weitergegeben.<br />
In der Adventszeit versammeln sich die<br />
Schüler der Abschlussklasse zum ersten<br />
Mal. Ziel dieser Besprechung ist das bestimmen<br />
des „Chefs“. Dann werden die<br />
Fackeln vorbereitet. Es handelt sich um<br />
etwa 4 m lange Buchenstämme, welche<br />
nach alter Tradition präpariert werden.<br />
Eine solche Fackel kann mehr als 50 kg<br />
wiegen.<br />
Unmittelbar nach Weihnachten beginnen<br />
die Schüler unter der Leitung der Abschlussklasse<br />
mit dem Bau eines Gerüstes<br />
auf dem Gelände des ehemaligen Steinbruchs<br />
unterhalb des Friedhofes auf dem<br />
Staufberg. Kurz vor Silvester ist dieses Gerüst<br />
mit mehreren Etagen zur Aufnahme<br />
des Brennmaterials bereit.<br />
Zum Abschluss dieser Arbeit treffen sich<br />
die Helfer, mit Ausnahme der Schulpflichtigen,<br />
zum Seppli-Ball. Dieser neuere Teil<br />
des Brauchtums dient der Geselligkeit,<br />
Schwelgen in Erinnerungen und Pflegen<br />
von alten Freundschaften aus gemeinsamen<br />
Silvesterzeiten. Nach der Stärkung in<br />
einem Gasthaus begibt man sich auf den<br />
Silvesterplatz und verbringt die Zeit mit<br />
Gesang und angeregten Diskussionen.<br />
Am 31. Dezember ist früh Tagwache. Die<br />
Kinder versammeln sich beim Lindenplatz<br />
um einen Brückenwagen, an dessen<br />
Deichsel ein langes Seil mit Querstangen<br />
befestigt wird. Noch vor Tagesanbruch beginnt<br />
die Runde durchs Dorf. Unter dem<br />
Kommando der ältesten Schüler ziehen<br />
die Jüngeren den Wagen, hinter den Querstangen<br />
gehend, durch die Gassen. Die<br />
oft abenteuerlich aufgemachte „Arbeits-<br />
Silvesterfeuer<br />
Silvesterfeuer<br />
kleidung“ der Kinder verleiht der Szenerie<br />
ein rustikales Gepräge. Mit dem Sprechchor:<br />
„Strauwälle – Stuude, Strauwälle<br />
– Stuude!“ erbitten die Sammler Brennmaterial<br />
von der Dorfbevölkerung: Strohballen,<br />
Reiswellen und die ausgedienten<br />
Weihnachtsbäume werden auf den Wagen<br />
gestapelt. Die Kindergesichter unter<br />
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den alten Filzhüten ihrer Väter werden<br />
oft schon im Laufe des Vormittags bleich<br />
und bleicher, wenn ihnen die an diesem<br />
besonderen Tag tolerierten Glimmstengel<br />
nicht bekommen, messen doch etliche<br />
Knirpse ihre „Grösse“ anhand gepaffter<br />
Zigaretten.