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Staufner Dorfzeitung Jubiläumsausgabe 2011 - Staufen

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entius, Apostel Petrus und Paulus neben<br />

dem Märtyrer Stephanus.<br />

In der Frühzeit gehörten <strong>Staufen</strong>, Schafisheim,<br />

Lenzburg, Ammerswil, Dottikon,<br />

Othmarsingen, Hendschiken, Niederlenz<br />

und Möriken zu der weitverzweigten Urpfarrei.<br />

Die Marienverehrung spielte auf<br />

dem Staufberg bis zur Reformation eine<br />

besondere Rolle; eine Sage berichtet vom<br />

wundertätigen Marienbild. Als letzter katholischer<br />

Priester amtete Johannes Fry<br />

auf dem Staufberg. Am 7. Februar 1528<br />

erliess die Regierung in Bern das Reformationsmandat.<br />

Im gesamten Amt Lenzburg<br />

wurde die Reformation angenommen. Die<br />

Kirche auf dem Staufberg war nun ein reformiertes<br />

Gotteshaus.<br />

Die Pfarrer auf dem Staufberg betreuten<br />

eine weitverzweigte Gemeinde. Darum bat<br />

die Gemeinde Staufberg die „Obrigkeit<br />

für ihren Pfarrer, dessen Fleiss und Eifer<br />

sie anerkenne, wegen seines Alters um<br />

einen Vikar.“ „Ein Gehülfe sey ihm umso<br />

nöthiger, da er beym besten Willen der<br />

Unterweisung der zahlreichen etwas verwilderten<br />

Jugend und der Aufsicht über<br />

7 Schulen nicht gewachsen sey“.<br />

Vikar Ganz spielte unter diesen Gehilfen<br />

eine besondere Rolle. Im Frühling 1816<br />

wurde er als Vikar von Pfarrer Lüpold<br />

auf dem Staufberg bestimmt. Er wollte<br />

die Leute bekehren, predigte Busse und<br />

stellte ihnen die Folgen der Sünde und<br />

die Qualen der Hölle vor Augen. In jener<br />

unsicheren Zeit, wie es die Jahre nach<br />

dem Zusammenbruch des napoleonischen<br />

Weltreiches waren, waren die Leute empfänglich<br />

für die klare Weisung. Immer<br />

mehr Kirchgänger aus der ganzen Gegend<br />

kamen auf den Staufberg, so dass die<br />

grosse Kirche nicht alle Besucher fassen<br />

konnte. Vikar Ganz hatte einen Zulauf,<br />

der nun der weltlichen Behörde ein Dorn<br />

im Auge war. Man schickte die Polizei von<br />

Das Pfarrhaus<br />

Lenzburg auf den Staufberg, um zu beobachten,<br />

ob bei diesem Menschenandrang<br />

alles ordnungsgemäss zu und her gehe.<br />

Unter fadenscheinigen Begründungen wurde<br />

Vikar Ganz verhaftet und ausgewiesen.<br />

Die Glocken<br />

Die ersten Glocken der Staufberger Kirche<br />

gingen beim Brand von 1419 zugrunde.<br />

Im Jahre 1420 wurde der wiederhergestellte<br />

Turm mit zwei neuen Glocken ausgestattet,<br />

die noch heute ihren Dienst<br />

tun. Als die Stadt Lenzburg im Jahr 1491<br />

durch eine Feuersbrunst ihr Geläut verlor,<br />

schenkte <strong>Staufen</strong> seinen Nachbarn eine<br />

ihrer Glocken, datiert 1420. Hier versah sie<br />

ihren Dienst bis ins Jahr 1935. Dann wurde<br />

sie mit den drei anderen Glocken als<br />

Leihgabe von Lenzburg im Turm der neuen<br />

reformierten Kirche von Birmenstorf<br />

aufgehängt.<br />

Das Geläut der Staufberg-Kirche bestand<br />

während Jahrhunderten aus drei Glocken.<br />

Bei der Renovation im Jahre 2002 wurde<br />

die alte Glocke mit der Jahrzahl 1420 von<br />

Birmenstorf wieder nach Hause geholt –<br />

das vierstimmige Geläut auf dem Staufberg<br />

hat nun einen besonderen Wohlklang.<br />

Gemeinsam mit Birmenstorf fand<br />

man eine allseits befriedigende Lösung.<br />

Sodbrunnen und Tretrad<br />

Bis ins 15. Jahrhundert schleppten Esel das<br />

Wasser vom Dorf zu Pfarrhaus und Sigristenhaus<br />

auf den Staufberg. Im Jahre 1490<br />

wurde ein Sodbrunnen mit einer Tiefe von<br />

28 Metern gegraben. Mit einem Tretrad<br />

von 3,80 m Durchmesser konnte nun das<br />

Wasser in Kesseln ans Tageslicht befördert<br />

werden. Das Tretrad war an der Landes-<br />

Die Scheune<br />

ausstellung von 1939 ausgestellt; es war<br />

an einen Generator gekoppelt. Hier wurde<br />

demonstriert, wie aus Muskelkraft Strom<br />

erzeugt werden kann.<br />

Seit dem Bau des Reservoirs und der Einführung<br />

der Elektrizität 1910 konnte fortan<br />

das Wasser auf den Staufberg gepumpt<br />

werden. Sodbrunnen und Tretrad können<br />

jederzeit besichtigt werden.<br />

Pfarrhaus, Scheune und Sigristenhaus<br />

Der Häuserkomplex auf dem Staufberg<br />

wird neben der Kirche vom Pfarrhaus dominiert.<br />

Seine Grösse erinnert daran, dass<br />

es früher nicht nur das Wohnhaus der<br />

Pfarrfamilie war, sondern auch Pfarrhelfer<br />

und Bedienstete beherbergte. Über die<br />

Jahrhunderte erfuhr es immer wieder Renovierungsarbeiten.<br />

Wie der Name sagt, diente die Pfarrscheune<br />

den Bewohnern auf dem Staufberg als<br />

Stall und Scheune. Nachdem sie lange Jahre<br />

als Remise gebraucht wurde, entschied<br />

sich die Kirchenpflege, sie als Gemeinschaftsraum<br />

auszubauen. Verschiedene<br />

Anlässe wie Chile-Kafi oder Zusammenkünfte<br />

im kleinen Rahmen finden regelmässig<br />

statt.<br />

Das heutige Sigristenhaus wurde ursprünglich<br />

als Beinhaus-Kapelle erbaut.<br />

Über dem Eingang weist die Jahrzahl 1513<br />

auf das Baujahr hin. Nach der Reformation<br />

wurde die Kapelle nicht mehr benutzt und<br />

in der Folge zu einer Sigristenwohnung<br />

umgebaut.<br />

Der Staufberg – ein mystischer Ort? Es ist<br />

etwas Eigenes um diesen Hügel. Für uns<br />

<strong>Staufner</strong> aber ist er einfach „unser Berg“,<br />

ohne den wir uns unsere Heimat nicht vorstellen<br />

können.<br />

Verena Sandmeier

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