Band 2 - Kompetenzzentrum für Integration - Landesregierung ...
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Für Männer scheinen andere Hürden zu existieren, an (Erst)Orientierungsmaßnahmen<br />
teilzunehmen, als <strong>für</strong> Frauen. Die männerspezifischen Teilnahmehürden und entsprechende<br />
Förderangebote zum Abbau dieser Hürden sind noch genauer auszuloten (vgl.<br />
Kap. 6.6.). Einerseits muss potentiellen männlichen Teilnehmern offenbar der Nutzen<br />
und die Wichtigkeit einer Erstorientierung stärker verdeutlicht werden als Frauen.<br />
Andererseits ist auf die tatsächliche oder be<strong>für</strong>chtete Schwierigkeit der Männer, die<br />
Erstorientierungskurse zeitlich und sozial nicht mit einer Erwerbsarbeit und -orientierung<br />
in Einklang bringen zu können, einzugehen.<br />
Weiterhin sollten integrative Maßnahmen der Pluralisierung von Lebensmustern, der<br />
Vielschichtigkeit von <strong>Integration</strong>sprozessen und einer weitgehend veränderten Migrationslandschaft<br />
in Deutschland Rechnung tragen, indem sich Kursangebote bedarfsgerecht<br />
und zielgruppenspezifisch ausdifferenzieren.<br />
Auch im Hinblick auf Geschlechtsrollenvorstellungen ergab sich kein eindeutiges Bild.<br />
Es zeigte sich vor allem eine Polarisierung der Teilnehmerinnen hinsichtlich der Erziehungsverantwortlichkeiten<br />
von Frauen und Männern sowie der Bedeutung von Berufstätigkeit<br />
<strong>für</strong> Männer und Frauen. Die Projekterfahrungen belegen, dass sich die Gruppe<br />
der Teilnehmerinnen in Frauen mit hoher Bildung und beruflichen Ambitionen und in<br />
solche mit stärkerer Familienbindung differenzieren lässt. Auch die Teilnehmerinnenbefragung<br />
bestätigt diese Erfahrung. Die Gruppe der türkischen Teilnehmerinnen mit<br />
höherem Bildungsabschluss (26 %) und die mit geringerem Bildungshintergrund (60<br />
%) unterschieden sich hinsichtlich ihrer partnerschaftlichen Vorstellungen, ihrem Wissen<br />
in Bezug auf Berufseinstieg, soziale und finanzielle Versorgung signifikant voneinander.<br />
Die Erfahrungen der Projekte decken sich zumindest tendenziell mit den Ergebnissen<br />
Schönwälder u.a. (2005). In der Studie zum Spracherwerb von Neuzugewanderten<br />
stellte sich heraus, dass in Frauengruppen vermutlich eine stärkere Polarisierung hinsichtlich<br />
der bildungsbezogenen Eingangsvoraussetzungen existiert als bei Männern.<br />
Neuzuwanderinnen sind demnach sowohl in der Gruppe, in der überdurchschnittliche,<br />
als auch in derjenigen, in der unterdurchschnittliche Lernerfolge erzielt werden, überpräsentiert.<br />
Diese Ausdifferenzierung der Frauen ergab sich in den hier beschriebenen Pilotprojekten<br />
hauptsächlich über die projektspezifischen Rahmenbedingungen und über<br />
die unterschiedlichen Profile der jeweiligen Kooperationspartner. Die Teilnehmerinnenstruktur<br />
variiert dementsprechend je nach Akquisitionsstrategie (z.B. über<br />
bestehende Gruppen, individuell) und dem Ort der Durchführung. Bildungsorientierte<br />
Frauen wurden stärker über bildungsbezogene Institutionen angesprochen. Ihr Informationsbedürfnis<br />
ging dabei deutlich über eine Erstorientierung hinaus. Ihr Ziel war<br />
eine möglichst reibungslose und zügige berufliche <strong>Integration</strong> sowie finanzielle Selbstständigkeit<br />
und Unabhängigkeit. Diese Teilnehmerinnen wünschten sich einen eher<br />
theoretischen Unterricht sowie fachlich gut qualifizierte Lehrkräfte. Teilnehmerinnen<br />
mit geringerem Bildungshintergrund zeigten hingegen ein stärkeres Interesse an sozialen<br />
Beratungsangeboten sowie Informationen im Bereich Familie und Erziehung. Bei<br />
diesen Teilnehmerinnen dominierte in den Kursen das Bedürfnis, belastende Alltagserlebnisse<br />
und Migrationserfahrungen im Gespräch zu bearbeiten, sich diesbezüglich<br />
auszutauschen und Lösungsstrategien <strong>für</strong> persönliche Problemlagen – insbesondere<br />
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