Magazin 01/2010 - bei den Doxs
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Foto: DAK / van <strong>den</strong> Berg<br />
Leitlinie und Integrierte<br />
Versorgung: Hausarzt ist<br />
Vertrauensperson Nummer 1<br />
Für knapp 90 Prozent der Patienten ist der Hausarzt<br />
normalerweise der erste Ansprechpartner, also<br />
vermutlich auch die wichtigste Vertrauensperson im<br />
Gesundheitswesen. Zwar gehen innerhalb eines Jahres<br />
etwa 21 Prozent der Deutschen wegen psychischer<br />
Probleme zum Arzt oder Psychotherapeuten.<br />
Doch im Gesundheitsmonitor 2008 der Bertelsmann<br />
Stiftung gab nur die Hälfte der rund 1.500 Befragten<br />
(18 bis 79 Jahre) an, aus eigenem Antrieb psychische<br />
Schwierigkeiten anzusprechen. 68 Prozent sagten, es<br />
habe ihnen der Mut gefehlt. Jeder achte war enttäuscht,<br />
dass der Hausarzt die psychischen Beschwer<strong>den</strong><br />
nicht thematisierte. Gerade die weniger mutigen<br />
Patienten (30 Prozent) antworteten, mit ihrer ärztlichen<br />
Versorgung nicht zufrie<strong>den</strong> zu sein. Unter ihnen<br />
tendieren 42 Prozent zum Arztwechsel.<br />
Bei der Vorstellung des Gesundheitsmonitors im<br />
Frühjahr 2009 folgerte Timo Harfst von der Bundespsychotherapeutenkammer,<br />
dass „aktives Nachfragen<br />
nach psychischen Beschwer<strong>den</strong> durch <strong>den</strong> Arzt<br />
und die systematische Diagnostik psychischer Störungen<br />
in der Primärversorgung“ wichtige Ansätze<br />
zu Verbesserungen seien. Dem soll unter anderem<br />
die Verabschiedung einer Nationalen Leitlinie Depression<br />
(S3-Leitlinie zur unipolaren Depression)<br />
Rechnung tragen, die Ende vergangenen Jahres auf<br />
dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie,<br />
Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)<br />
präsentiert wurde. Die S3-Leitlinie (höchste Leitlinienstufe)<br />
wurde auf der Basis von 1.232 Publikationen<br />
und deren wissenschaftlicher Diskussion und Bewertung<br />
erstellt. Sie enthält 107 Empfehlungen zu Prävention,<br />
Diagnostik, Psycho- und Pharmakotherapie,<br />
Komorbidität, Suizidalität. Zur Versorgungskoordination<br />
wer<strong>den</strong> Ein weisungskriterien,<br />
Nahtstellen, Rehabilitation und<br />
Qualitätsmanagement b eschrieben.<br />
Hausärzte seien grundsätzlich<br />
durch ihr Medizinstudium auf die<br />
Behandlung psychischer Krankheiten<br />
vorbereitet, freiwillig ergänzt<br />
durch eine Ausbildung in<br />
psychosomatischer Grund ver sorgung,<br />
sagte der gesundheitspolitische<br />
Sprecher der DGPPN, Prof.<br />
Dr. Jürgen Fritze, auf dem Kongress<br />
seiner Gesellschaft im November<br />
2009. Gezielte Schulungen,<br />
so Dr. Mathias Berger (DG-<br />
PPN), sollten diese Berufsgruppe<br />
anhand der Nationalen Leitlinie<br />
nun besser auf die Betreuung depressiver<br />
Patienten vorbereiten.<br />
Bisher wür<strong>den</strong> etwa die Hälfte<br />
der Depressionen aufgrund ihres<br />
vielfältigen Erscheinungsbildes vom Hausarzt nicht<br />
erkannt. Der Gesundheitsmonitor 2008 registrierte<br />
sogar <strong>bei</strong> nur gut acht Prozent der Patienten, die wegen<br />
psychischer Probleme einen Hausarzt aufsuchten,<br />
eine diagnostizierte psychische Krankheit. Dagegen<br />
sei <strong>bei</strong> 53 Prozent der Patienten, die deswegen<br />
einen Spezialisten aufsuchten, die Diagnose einer<br />
psychischen Störung gestellt wor<strong>den</strong>.<br />
Eine weitere Verbesserung in der Behandlung psychisch<br />
kranker Patienten will die Techniker Krankenkasse<br />
(TK) anstoßen. Im Januar 2<strong>01</strong>0 stellte sie ihr<br />
Modell NetzWerk psychische Gesundheit (NWpG)<br />
vor, das sozial- und gemeindepsychiatrische sowie<br />
ambulante und stationäre Angebote zusammenfasst.<br />
Basis dafür sind Verträge zur Integrierten Versorgung<br />
(IV). Teilnehmende Ärzte und Psychotherapeuten erhalten<br />
eine extrabudgetäre Vergütung. Ziel ist es,<br />
psychisch Kranke so zu unterstützen, dass sie in ihrem<br />
<strong>Magazin</strong> Winter 2009<br />
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