Magazin 01/2010 - bei den Doxs
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Foto: AOK<br />
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privatärztlichen Abrechnung mit Einzelleistungsvergütung.<br />
Die Frage ist aber: Wie wer<strong>den</strong> die GOÄ und<br />
die Vergütung dann aussehen? Seit Jahren wird eine<br />
neue GOÄ verhandelt, die statt Einzelleistungsvergütung<br />
eine pauschalierte Systamatik vorsieht, ähnlich<br />
<strong>den</strong> DRGs der Krankenhäuser.<br />
Die Abschläge, die Apotheken und Heilmittelerbringer<br />
für gesetzlich Versicherte zahlen müssen, zeigen,<br />
dass eine Umstellung auf Kostenerstattung nicht<br />
ohne Weiteres zu einem ungedeckelten GOÄ-System<br />
führen wird, insbesondere solange die Politik<br />
<strong>den</strong> Niedergelassenen nur eine fixe Summe der Gesundheitsausgaben<br />
zur Verfügung stellt. Im Übrigen:<br />
Was ist mit <strong>den</strong> Außenstän<strong>den</strong> säumiger Zahler<br />
(in der Schweiz sind das 30 %!). Mit anderen Worten:<br />
Das neue System würde nicht mehr Jahresumsatz<br />
bedeuten.<br />
Ein Grundprinzip, das sich seit der Einführung der<br />
Krankenkassen durch die Sozialgesetzgebung von<br />
Reichskanzler Bismarck entwickelte, war einerseits die<br />
Einbindung möglichst aller Bürger in die Versicherung<br />
mit andererseits ungehindertem Zugang zu <strong>den</strong><br />
Leistungen. Dieses Kriterium hat die WHO aufgenommen,<br />
indem sie sich für <strong>den</strong> barrierefreien Zugang<br />
zur ärztlichen Versorgung ausspricht. Dieses<br />
Grundprinzip wurde erst in <strong>den</strong> letzten 20 Jahren<br />
durch Einführung von Zuzahlungen und Praxisgebühr<br />
ausgehebelt. Die Einführung der Praxisgebühr<br />
hat dazu geführt, dass Menschen, die sich die Gebühr<br />
nicht mehr leisten konnten, dem Gesundheitswesen<br />
fernblieben. Ich kann eine Handvoll Personen<br />
aufzählen, die sich genau mit diesen Worten mir gegenüber<br />
von der medizinischen Versorgung zurückzogen<br />
und „sozialverträglich“ in <strong>den</strong> nächsten Jahren<br />
verstarben. Genauso wie die Selbstbeteiligungen und<br />
„Eintrittsgebühren“ würde die Kostenerstattung die<br />
Teilhabe armer Bevölkerungsschichten am Gesundheitswesen<br />
verhindern – mit der Gefahr, dass die Kosten<br />
noch steigen, wenn Komplikationen auftreten,<br />
die <strong>bei</strong> einem früheren Arztbesuch zu vermei<strong>den</strong> gewesen<br />
wären. Gesundheit und deren Abwesenheit –<br />
sprich Krankheit – ist nicht vergleichbar mit materiellen<br />
Werten. Ein Mensch mit körperlicher Not oder<br />
psychischer Bedrängnis muss sich ohne Ansehen des<br />
Geldbeutels an <strong>den</strong> Arzt seines Vertrauens wen<strong>den</strong><br />
können.<br />
Dem Patienten ist es nicht möglich, die Plausibiliät<br />
medizinischer Leistungen zu überprüfen. Er wird immer<br />
dem Ratschlag des Arztes für weitere Maßnahmen<br />
zur Absicherung der Diagnose folgen. Damit ist<br />
die Tür geöffnet für unnötige medizinische Untersuchungen<br />
aus pekuniären Motiven. Der Lösungsansatz:<br />
Wie bereits in vielen Ländern Europas umgesetzt<br />
und wie von der WHO empfohlen, sollte der Zugang<br />
zur primärärztlichen Versorgung ohne Barriere möglich<br />
sein. Die ersten Schritte zu einer solchen Versorgung<br />
hat der Gesetzgeber durch die § 73 b und c des<br />
SGB V geebnet.<br />
Nicht jeder Schnupfen muss zum HNO-Arzt, nicht<br />
jeder banale Rückenschmerz geröntgt wer<strong>den</strong>. Der<br />
Zugang zur fachärztlichen Ebene sollte nach medizinischen<br />
Kriterien erfolgen. Schnittstellen hierzu müssen<br />
definiert wer<strong>den</strong> – unter anderem dies ist Aufgabe<br />
der DOXS eG in <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> Jahren.<br />
Die zukünftige gesundheitspolitische Landschaft wird<br />
sich ändern. Die Hoffnung, dass es ein Zurück zur<br />
Einzelleistungsvergütung und damit zur Kostenerstattung<br />
geben wird, ist in Wahrheit ein Rückblick in<br />
die Vergangenheit.<br />
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