14.01.2013 Aufrufe

Magazin 01/2010 - bei den Doxs

Magazin 01/2010 - bei den Doxs

Magazin 01/2010 - bei den Doxs

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Foto: AOK<br />

34<br />

privatärztlichen Abrechnung mit Einzelleistungsvergütung.<br />

Die Frage ist aber: Wie wer<strong>den</strong> die GOÄ und<br />

die Vergütung dann aussehen? Seit Jahren wird eine<br />

neue GOÄ verhandelt, die statt Einzelleistungsvergütung<br />

eine pauschalierte Systamatik vorsieht, ähnlich<br />

<strong>den</strong> DRGs der Krankenhäuser.<br />

Die Abschläge, die Apotheken und Heilmittelerbringer<br />

für gesetzlich Versicherte zahlen müssen, zeigen,<br />

dass eine Umstellung auf Kostenerstattung nicht<br />

ohne Weiteres zu einem ungedeckelten GOÄ-System<br />

führen wird, insbesondere solange die Politik<br />

<strong>den</strong> Niedergelassenen nur eine fixe Summe der Gesundheitsausgaben<br />

zur Verfügung stellt. Im Übrigen:<br />

Was ist mit <strong>den</strong> Außenstän<strong>den</strong> säumiger Zahler<br />

(in der Schweiz sind das 30 %!). Mit anderen Worten:<br />

Das neue System würde nicht mehr Jahresumsatz<br />

bedeuten.<br />

Ein Grundprinzip, das sich seit der Einführung der<br />

Krankenkassen durch die Sozialgesetzgebung von<br />

Reichskanzler Bismarck entwickelte, war einerseits die<br />

Einbindung möglichst aller Bürger in die Versicherung<br />

mit andererseits ungehindertem Zugang zu <strong>den</strong><br />

Leistungen. Dieses Kriterium hat die WHO aufgenommen,<br />

indem sie sich für <strong>den</strong> barrierefreien Zugang<br />

zur ärztlichen Versorgung ausspricht. Dieses<br />

Grundprinzip wurde erst in <strong>den</strong> letzten 20 Jahren<br />

durch Einführung von Zuzahlungen und Praxisgebühr<br />

ausgehebelt. Die Einführung der Praxisgebühr<br />

hat dazu geführt, dass Menschen, die sich die Gebühr<br />

nicht mehr leisten konnten, dem Gesundheitswesen<br />

fernblieben. Ich kann eine Handvoll Personen<br />

aufzählen, die sich genau mit diesen Worten mir gegenüber<br />

von der medizinischen Versorgung zurückzogen<br />

und „sozialverträglich“ in <strong>den</strong> nächsten Jahren<br />

verstarben. Genauso wie die Selbstbeteiligungen und<br />

„Eintrittsgebühren“ würde die Kostenerstattung die<br />

Teilhabe armer Bevölkerungsschichten am Gesundheitswesen<br />

verhindern – mit der Gefahr, dass die Kosten<br />

noch steigen, wenn Komplikationen auftreten,<br />

die <strong>bei</strong> einem früheren Arztbesuch zu vermei<strong>den</strong> gewesen<br />

wären. Gesundheit und deren Abwesenheit –<br />

sprich Krankheit – ist nicht vergleichbar mit materiellen<br />

Werten. Ein Mensch mit körperlicher Not oder<br />

psychischer Bedrängnis muss sich ohne Ansehen des<br />

Geldbeutels an <strong>den</strong> Arzt seines Vertrauens wen<strong>den</strong><br />

können.<br />

Dem Patienten ist es nicht möglich, die Plausibiliät<br />

medizinischer Leistungen zu überprüfen. Er wird immer<br />

dem Ratschlag des Arztes für weitere Maßnahmen<br />

zur Absicherung der Diagnose folgen. Damit ist<br />

die Tür geöffnet für unnötige medizinische Untersuchungen<br />

aus pekuniären Motiven. Der Lösungsansatz:<br />

Wie bereits in vielen Ländern Europas umgesetzt<br />

und wie von der WHO empfohlen, sollte der Zugang<br />

zur primärärztlichen Versorgung ohne Barriere möglich<br />

sein. Die ersten Schritte zu einer solchen Versorgung<br />

hat der Gesetzgeber durch die § 73 b und c des<br />

SGB V geebnet.<br />

Nicht jeder Schnupfen muss zum HNO-Arzt, nicht<br />

jeder banale Rückenschmerz geröntgt wer<strong>den</strong>. Der<br />

Zugang zur fachärztlichen Ebene sollte nach medizinischen<br />

Kriterien erfolgen. Schnittstellen hierzu müssen<br />

definiert wer<strong>den</strong> – unter anderem dies ist Aufgabe<br />

der DOXS eG in <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> Jahren.<br />

Die zukünftige gesundheitspolitische Landschaft wird<br />

sich ändern. Die Hoffnung, dass es ein Zurück zur<br />

Einzelleistungsvergütung und damit zur Kostenerstattung<br />

geben wird, ist in Wahrheit ein Rückblick in<br />

die Vergangenheit.<br />

Foto: AOK

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!