Der Birklehof in der Nachkriegszeit 1946-1963 - Schule Birklehof
Der Birklehof in der Nachkriegszeit 1946-1963 - Schule Birklehof
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Aus „50 Jahre <strong>Birklehof</strong>“ Bil<strong>der</strong> und Texte 1932 – 1982<br />
<strong>Birklehof</strong> 1941 – 1947<br />
Jürg Zutt<br />
Ausgelöst werden me<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerungen an die H<strong>in</strong>terzartener Schulzeit, fast mehr noch als von<br />
Treppen, Türen, Zimmerecken <strong>in</strong> den Häusern des <strong>Birklehof</strong>s, von den Straßen – <strong>der</strong> Straße <strong>in</strong>s<br />
Höllental, <strong>der</strong> Straße nach Breitnau, verän<strong>der</strong>t und gleichgeblieben <strong>in</strong> den so verschiedenen<br />
Jahren.<br />
Die Höllentalstraße im Frühjahr 1941, Schneeplacken auf <strong>der</strong> W<strong>in</strong>deck, Alpersbach<br />
wolkenverhangen, graue Wehrmachtsautos das Tal heraufkriechend;<br />
w<strong>in</strong>terliche Wege zum Mittagessen vom Hirschen <strong>in</strong>s Haupthaus, an <strong>der</strong> Schmiede vorbei, wo <strong>der</strong><br />
rabenschwarze, freundliche Schmied rauchende Eisenreifen auf hölzerne Wagenrä<strong>der</strong> zog;<br />
1943 auf <strong>der</strong> Straße vor dem Hirschen e<strong>in</strong>e „Jungvolk“-Kolonne mit uniform-kostümierten<br />
Tertianern im Gleichschritt, daneben e<strong>in</strong> Obersekundaner, mit breiter Brust als „Fähnle<strong>in</strong>führer“<br />
verkleidet;<br />
die Straße nach Breitnau, sonntags zwischen Abendessen und Abendfeier, mit den – <strong>in</strong> den<br />
Augen von Zwölfjährigen – berühmten Liebespaaren <strong>in</strong> Schulanzug und Schulkleid;<br />
Heuwagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sommerhitze auf <strong>der</strong> Straße bei <strong>der</strong> „Lafette“ mit schwitzenden,<br />
fliegenbedeckten Gäulen;<br />
nächtliche Bobfahrten, die Ravenna-Straßenkurven h<strong>in</strong>unter, den Frost und das Unerlaubte<br />
stechend <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nase;<br />
im Mai 1945 auf <strong>der</strong> Straße vor dem Haupthaus Jeeps mit fröhlichen Amerikanern und, an e<strong>in</strong>er<br />
Eberesche, das blauweiße Schild <strong>der</strong> französischen Besetzer: „PONT COUPE“;<br />
Heimwege <strong>in</strong> stockf<strong>in</strong>steren Nächten, von Freiburger Matthäuspassionen an <strong>der</strong> gesprengten<br />
Ravenna-Brücke vorbei, vom Dorf nach tröstlichen Mentorenabenden.<br />
*<br />
Ich b<strong>in</strong> im Februar 1941, noch nicht zwölfjährig, nach H<strong>in</strong>terzarten gekommen. Die Kle<strong>in</strong>en<br />
wohnten im Hirschen. Fusel, e<strong>in</strong> dürrer, überlanger 14-jähriger, weckte mit Kavalleriesignalen aus<br />
e<strong>in</strong>er zerbeulten Trompete. Verfrorene Frühsports mit dem rotbäckigen Kießl<strong>in</strong>g, <strong>der</strong><br />
anschließend Ohrfeigen verteilte, wenn wir den kalten Frühstücks-Pamps verweigerten, neben<br />
dem Hockey das Symbol <strong>der</strong> angelsächsischen Wurzeln unserer Erziehung. Ich wohnte lange –<br />
heute sche<strong>in</strong>t es mir jahrelang – im „Zwölferstall“, e<strong>in</strong>em grau <strong>in</strong> grau gestrichenen Zimmer, wo<br />
man aus den Jahresr<strong>in</strong>gen vieler kle<strong>in</strong>er Bettnässer <strong>in</strong> den Klappbett-Matratzen das Alter <strong>der</strong><br />
<strong>Schule</strong> unschwer ermitteln konnte. Dort fand das mittägliche „Liegen“ mit Anfällen von<br />
Heimweh statt; dort raunte Friedhelm Heuner nach „Schluß“ selbstgedichtete<br />
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