Die Starfish Vision - Wolfgang Simson
Die Starfish Vision - Wolfgang Simson
Die Starfish Vision - Wolfgang Simson
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
sagen werden muss: „Was sagt ihr Herr, Herr zu mir und tut nicht, was ich<br />
euch sage? Geht weg von mir, ihr Übeltäter, ich kenne euch nicht!“ (Mt<br />
7,21-23). Dort, wo Menschen ohne Bindung an den König Aktivitäten<br />
entwickeln, also „ohne Führerschein Auto fahren“ oder Sexualität außerhalb<br />
des ehelichen Rahmens praktizieren, Dinge vermeintlich für Gott<br />
tun, die Gott ihnen nie auftrug, ist es durchaus möglich, dass „Kinder“<br />
gezeugt werden: <strong>Die</strong>nste, Werke, Gemeinden und ganze Kirchen, die<br />
rechtlich aus Gottes Perspektive wie uneheliche Kinder sind. Sie sind<br />
Kinder, aber existieren außerhalb legitimer Eheverhältnisse. Dinge, die<br />
außerhalb des legitimen Rahmens des Imperiums entstehen, bergen die<br />
große Gefahr in sich, für ihre Eltern schnell zum Götzen zu werden, zu etwas,<br />
das unberechtigterweise die Stelle Gottes einnimmt. Doch dort, wo<br />
Menschen eine eindeutige, gehorsame Loyalität zum König und seinem<br />
Reich leben, dort bekommen sie das Recht, „im Namen von Jesus“, d.h.<br />
in legitimer Stellvertretung des Imperators selbst, auch übernatürliche<br />
Dinge, die Zeichen des Reiches, zu tun. Gott der Vater gibt Menschen die<br />
Charismen und damit die Fähigkeiten; doch noch etwas Zweites muss<br />
dazu treten, damit wir diese Macht auch im Sinne ihres Erfinders einsetzen<br />
können: Jesus gibt die Lizenz, die legale Vollmacht (exousia; siehe<br />
Mt 10,1 oder Mk 16,17) diese Fähigkeiten in direkter und persönlicher<br />
Absprache mit ihm einzusetzen.<br />
In Deutschland ist es beispielsweise eine besondere Herausforderung, Fische<br />
zu fangen. Man kann nicht einfach eine Angelrute schnappen und<br />
sie irgendwo ins Wasser hängen. Man braucht dazu zwei Dinge: zuerst<br />
einen „Führerschein zum Fischen“, im Volksmund genannt Angelschein.<br />
Dazu muss man einen recht ausführlichen Test über das Wissensgebiet<br />
„Fischen“ bestehen, der über 800 Einzelfragen umfasst, und erst nach<br />
Bestehen des Tests bekommt man den Fischereischein, wie es offiziell<br />
heißt. Aber um dann auch wirklich fischen gehen zu dürfen, braucht<br />
man etwas Zweites: den „Fischerei-Erlaubnisschein“, eine zeitbegrenzte<br />
Angelkarte, die für einen Tag, eine Woche, einen Monat oder ein Jahr das<br />
Fischen an einem bestimmten Gewässer erlaubt. Erst mit diesen beiden<br />
Dokumenten bewaffnet kann man in Deutschland legal fischen gehen<br />
(wer allerdings dann in den fast hoffnungslos überfischten Gewässern<br />
tatsächlich etwas fängt, der hat dann das wirkliche Wunder erlebt<br />
- aber das ist ein anderes Thema). Mit anderen Worten: Gott stellt den<br />
Fischereischein aus, Jesus, der Herr der Ernte, stellt die Angelkarte aus,<br />
in seinen Wassern Menschen zu fischen, so wie Petrus dies tat. Nur mit<br />
beiden Bewilligungen – mit charisma und exousia, mit Geistbegabung<br />
und imperialer Legitimität – können Menschen davon sprechen, wirklich<br />
„in seinem Namen“ zu handeln - und die Früchte davon sind überraschend.<br />
<strong>Die</strong> 186 verschiedenen Berichte von einzelnen Zeichen und<br />
Wundern in den Evangelien und der Apostelgeschichte bezeugen fast<br />
immer, dass Menschen in der Folge sich für Gott öffnen und oft schlagartig<br />
empfänglich werden für das Evangelium vom Reich Gottes. Es ist<br />
eine bekannte Tatsache der Kirchengeschichte und auch der heutigen<br />
missionarischen Wirklichkeit, dass oft viele namenlose, gesichtslose,<br />
unausgebildete, aber gehorsame und loyale Männer und Frauen Gottes,<br />
ja oft Kinder die erstaunlichsten Wunder und Zeichen in ihrem <strong>Die</strong>nst<br />
erfahren, während namhafte Theologen und kirchliche Würdenträger<br />
damit verglichen oft völlig kraftlos erscheinen und Theorien wie etwa<br />
den Dispensationalismus erfinden, um letztlich hinwegzuerklären, weshalb<br />
durch ihren <strong>Die</strong>nst nur so wenig Übernatürliches geschieht. Aber<br />
<strong>Die</strong> StarfiSh viSion 2<br />
Nur mit beiden Bewilligungen<br />
– mit charisma und exousia, mit<br />
Geistbegabung und imperialer<br />
Legitimität – können Menschen<br />
davon sprechen, wirklich „in seinem<br />
Namen“ zu handeln - und die<br />
Früchte davon sind überraschend.