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IV. Gebete 3. Kyrie
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Kyrie-Gebet (GG)
Gott, unsere Vorväter und -mütter waren der
Meinung, es sei in deiner Schöpfung gewollt, dass
es Menschen erster Klasse und Menschen zweiter
Klasse gibt, oben und unten, Herrschende und
Beherrschte, Chancenreiche und Chancenarme,
Weiße und Schwarze. Sie meinten, das sei von
Ewigkeit so bestimmt. Aus diesem Grund und dem
dazugehörigen Hochmut haben sie für sich in
Anspruch genommen, andere zu unterdrücken,
auszubeuten und mit Krieg zu überziehen.
In der Erinnerung daran schämen wir uns.
Doch die Spuren dieses Denkens finden sich heute
unter uns wieder. Mehr oder weniger! Verfeinert oft
oder versteckt!
Wenn ich mich ehrlich frage, was ich empfinde,
wenn der Taxifahrer, der mich nach Hause bringt,
ein Schwarzer ist,
wenn ein fifty-fifty-Verkäufer mich fordernd auf der
Straße anspricht,
wenn ein Betrunkener im Bus neben mir den Platz
einnimmt,
wenn eine Gruppe Wohnungsloser mit Hund und
Bierflasche vor dem Kaufhaus lagert,
wenn ein Drogenabhängiger im Vorraum der
Toilette liegt ...
Gott, dann bin ich froh, dass ich nicht so bin wie
einer von diesen. Und es fällt mir schwer, in so
einem dein Ebenbild zu sehen.
Das aber hast du für alle Menschen so gemeint, für
den anderen da und für mich. Das lass mich neu
sehen und lernen. Ich schaffe es oft nicht und bitte
dich deshalb, hab Erbarmen mit mir und meinen
Begrenzungen.
Kyrie eleison!
Kyriegebet (SH)
(An einigen Stellen mit Kyriegesängen unterbrochen;
mit Ideen nach dem VEM-Bekenntnis S. 35)
Gott,
das, woran wir uns heute erinnern wollen, liegt
100 Jahre zurück.
Wir haben keine Schutztruppen mehr in Namibia
und würden sicher auch kein Volk mehr in die
Wüste treiben, um es dort umkommen zu lassen.
Aber auch heute gibt es bei uns Verhaltensweisen,
die unsere Partnerschaft belastet haben oder immer
noch belasten.
Darum rufen wir zu dir:
Kyrie eleison, Gott erbarme dich ...
Wir neigen dazu, dein Ebenbild in unseren
schwarzen und braunen Brüdern und Schwestern
zu verleugnen.
Wir erkennen nicht immer die Gleichwertigkeit
unserer und ihrer Rechte auf Leben, Freiheit,
Gemeinschaft und Selbstbestimmung an.
Darum rufen wir zu dir:
Kyrie eleison, Gott erbarme dich ...
Wir laufen Gefahr, deine Menschwerdung zur
Versöhnung der Welt nur für unser privates Leben
gelten zu lassen. Deshalb mischen wir uns bei
sozialer, politischer und wirtschaftlicher
Ungerechtigkeit nicht genügend ein.
Es fällt uns schwer, die in den Menschenrechten
begründete Pflicht des Menschen zum Widerstand
gegen unmenschliche Herrschaftsverhältnisse anzuerkennen.
Darum rufen wir zu dir:
Kyrie eleison, Gott erbarme dich ...
Oft haben wir materielle Unterstützung gegeben,
ohne die Verantwortung der Empfänger für den
Aufbau im eigenen Land zu respektieren.
Dadurch haben wir unsere Partner durch unser
Geld von uns abhängig gemacht, sie für unreif und
unfähig gehalten und sie damit daran gehindert,
selbständig zu werden.
Wir erkennen, dass wir in unseren Gemeinden noch
mehr tun könnten, um sie teilhaben zu lassen am
Schicksal und der Not unserer Partner in Namibia.
Darum rufen wir zu dir:
Kyrie eleison, Gott erbarme dich ...
Und wir machen uns auch bewusst, wo wir nicht
entschlossen genug widersprochen und gehandelt
haben, wenn man in unserem eigenen Land
Schwarze und andere Fremde diskriminierte und
verfolgte.
Gott, weil wir all das erkennen, bitten wir dich um
deine Gnade und dein Verzeihen.
Zu dir rufen wir:
Kyrie eleison, Gott erbarme dich ...