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II. Historischer Hintergrund<br />

Man hatte doch in der Schule gelernt: Schwarze<br />

sind von Gott fern. Sie haben keine Zivilisation.<br />

Sie sind so anders. Getrieben und gefährlich. Sie<br />

sind doch wahrscheinlich den Tieren näher als den<br />

Menschen. Sie können nur von uns geführt werden.<br />

Am 12. Januar 1904 begann der Krieg. Die Herero<br />

führten ihn gegen deutsche Männer, unter<br />

Schonung der Frauen und Kinder, der Missionare<br />

und aller Nichtdeutschen. Deutsche Soldaten mit<br />

Geschützen wurden schnell in das Land verschifft.<br />

Schließlich musste der Gouverneur durch einen<br />

härteren Militär ersetzt werden. Alle Herero, vielleicht<br />

sechzigtausend, vielleicht achtzigtausend<br />

Menschen, vielleicht mehr, unter ihnen viele Alte,<br />

Frauen, Kinder mit all ihren Viehherden waren zu<br />

einem wasserführenden Berg gezogen. Dort gegen<br />

den Waterberg, der nicht wirklich genug Wasser<br />

hatte, wollte man sie im August umzingeln. Bis sie<br />

sich ergeben mussten. Es gelang nicht.<br />

Bei aller Überlegenheit mit Militärmacht und Kanonen,<br />

aber bei allen Schwierigkeiten in diesem<br />

fremden, furchtbar trockenen Land schaffen es<br />

immer wieder verzweifelte Herero zu entweichen.<br />

Einen Tag Vorsprung zu haben. Das Volk flieht in<br />

die Wüste. Nur wenige Buschleute können dort<br />

noch von etwas Wasser und Nahrung leben. Nach<br />

vier Monaten treffen der Häuptling und knapp<br />

1200 Herero jenseits der Wüste in englischem<br />

Schutz ein. 800 oder 1000 andere sind in der anderen<br />

Richtung, in der Walfischbucht an der Küste<br />

in englischen Schutz gelangt. Es mögen welche<br />

Konzentrationslager bei der Feste in Windhoek<br />

dazwischen in den Bergen stecken. Doch mehrere<br />

Zehntausend sind nicht mehr da. Sieben Jahre später<br />

stellt die Volkszählung noch fünfzehntausend<br />

Herero fest. Vielleicht 80 Prozent eines Volkes sind<br />

verschwunden. Wahrscheinlich sind die meisten<br />

verdurstet. In der Zwischenzeit hat man für Gefangene<br />

Konzentrationslager errichtet. Auch sie haben<br />

Opfer gefordert.<br />

Heute erzählen die Tourismusbücher den deutschen<br />

Reisenden von den Herero in Namibia. Kein<br />

anderes Volk dort ist den Deutschen so interessant.<br />

Es gibt bunte Hefte, die die große Mehrheit der<br />

anderen Menschen schlicht verschweigen.<br />

Und Herero versammeln sich jährlich. Der Häuptling,<br />

der in der Fremde starb, ist 1923 in Namibia,<br />

in der Heimat, begraben worden. Herero exerzieren<br />

bei ihren großen Treffen in alten deutschen<br />

Uniformen.<br />

Die Völker kommen nicht voneinander los. Sie sind<br />

wie Brüder. Aber ihre Geschichte ist Vernichtungskrieg.<br />

Völkermord. Durch den einen Bruder. Am<br />

andern.<br />

Lesen wir 2004 als Christinnen und Christen aus<br />

Deutschland und Namibia gemeinsam die Geschichte<br />

von Jakob und Esau? Wie gleich in diesem<br />

Gottesdienst? Und versetzen uns hinein? Wird uns<br />

das zeigen, welchen neuen Weg wir gehen können?<br />

In einer Welt, die statt Rücksichtslosigkeit,<br />

statt Ausbeutung, statt des fremdenfeindlichen<br />

Rassismus die Botschaft der Versöhnung braucht?<br />

Das lebendige Zeichen der Versöhnung braucht?<br />

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