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Das Benninger Ried (PDF) - Regierung von Schwaben - Bayern

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6.1 · PFLANZEN UND TIERE AN LAND<br />

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vor Fronleichnam mit der Sense<br />

gemäht wurde um sie bei der Prozession<br />

auf den Wegen zu streuen,<br />

sind leider lange vorbei. Die konkurrenzschwache<br />

<strong>Ried</strong>nelke benötigt<br />

offene Bereiche und kommt<br />

vor allem an lückigen Stellen und<br />

an Quelltrichtern des Orchideen-<br />

Kopfbinsenmoors, seltener auch<br />

des Schneidbinsenrieds vor. Durch<br />

das Nachlassen der Quellschüttung<br />

wurden solche Standorte und<br />

damit auch die <strong>Ried</strong>nelke immer<br />

seltener. Die eingeleiteten Maßnahmen<br />

zeigen bereits erste positive<br />

Wirkungen und lassen hoffen, dass<br />

auch nachfolgende Generationen<br />

sich noch an ihr erfreuen können.<br />

Raritäten<br />

Orchideen gelten im Pflanzenreich<br />

als Sinnbild für Schönheit und<br />

Vollkommenheit. Meist denkt man<br />

bei diesen Pflanzen an weit entfernte<br />

exotische Länder mit undurchdringlichen<br />

Regenwäldern.<br />

Im <strong>Benninger</strong> <strong>Ried</strong> sind eine ganze<br />

Reihe dieser seltenen Schönheiten<br />

zu bewundern.<br />

Orchideen sind konkurrenzschwach<br />

und benötigen deshalb<br />

nähstoffarme, locker bewachsene<br />

Standorte um gedeihen zu können.<br />

Zumindest zum Keimen sind alle<br />

Arten auf die Symbiose mit artspe-<br />

zifischen Pilzen angewiesen, die<br />

den Keimling mit Wasser, Nährstoffen<br />

und Vitaminen versorgen.<br />

Alle Orchideen zeichnen sich<br />

durch fleischige unterirdische Speicherorgane<br />

aus, die verschieden<br />

gestaltet sind und <strong>von</strong> dem sich<br />

häufig der deutsche bzw. wissenschaftliche<br />

Namen der Arten ableitet.<br />

Fingerförmige Speicherorgane<br />

gaben z.B. den Gattungen Dactylorhiza<br />

(griechisch: Fingerwurz)<br />

und Händelwurz den Namen,<br />

rundliche Knollen der Gattung<br />

Orchis (griechisch für Hoden), die<br />

aus demselben Grund auch den<br />

deutschen Namen ,Knabenkräuter‘<br />

tragen.<br />

Sie sehen ganz unscheinbar aus,<br />

die fleischfressenden Pflanzen des<br />

<strong>Benninger</strong> <strong>Ried</strong>s. Für Insekten und<br />

andere Kleintiere, die sich <strong>von</strong><br />

ihnen täuschen lassen, gibt es allerdings<br />

kein Entkommen.<br />

Der Sonnentau (Drosera spec.), <strong>von</strong><br />

dem im <strong>Ried</strong> drei Arten zu finden<br />

sind, fängt seine Beute mit klebrigen<br />

Tröpfchen, die sich an der Spitze<br />

<strong>von</strong> fadenförmigen Auswüchsen<br />

der Blätter befinden. <strong>Das</strong> Blatt<br />

rollt sich um das Opfer, Verdauungssäfte<br />

werden abgegeben und<br />

die Nährstoffe durch die Blattwand<br />

aufgenommen. Ähnliches<br />

geschieht auch bei den beiden hier<br />

vorkommenden Fettkraut-Arten,<br />

deren Beute direkt an den klebrigen<br />

Blättern festhaftet. Der Wasserschlauch,<br />

<strong>von</strong> dem nur die gelben<br />

Blüten aus dem Wasser ragen, hat<br />

eine besondere Fangmethode entwickelt.<br />

Er besitzt an seinen Unterwasserblättern<br />

kleine Blasen, die<br />

einen Unterdruck in ihrem Inneren<br />

erzeugen. Berührt ein kleines Tier<br />

die Tasthaare an diesen Blasen,<br />

öffnet sich ein Deckel, die Beute<br />

wird eingesogen und verdaut.<br />

Mit den Gletschern zogen sich<br />

nach der letzten Eiszeit auch kälteresistente<br />

Tier- und Pflanzenarten<br />

der Tundren in die Alpen zurück.<br />

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Bild 10: Weiße Waldhyazinthe<br />

(Platanthera bifolia)<br />

Bild 11: Mücken-Händelwurz<br />

(Gymnadenia conopsea)<br />

Bild 12/13: Fleischfarbenes- und<br />

(Dactylorhiza incarnata) Breitblättriges<br />

Knabenkraut (Dactylorhiza majalis)<br />

Bild 14: Rundblättriger Sonnentau<br />

(Drosera rotundifolia)<br />

Bild 15: Kleiner Wasserschlauch<br />

(Utricularia minor)<br />

Bild 16/17: Gewöhnliches- und<br />

(Pinguicula vulgaris) Alpen-Fettkraut<br />

(Pinguicula alpina)<br />

Bild 18: Alpen-Maßliebchen<br />

(Aster bellidiastrum)<br />

Bild 19: Alpenhelm (Bartsia alpina)<br />

Bild 20: Tarant (Swertia perennis)<br />

19 20<br />

Nur an besonders kältebegünstigten<br />

Stellen, wie es z.B. das Quellmoor<br />

<strong>Benninger</strong> <strong>Ried</strong> darstellt,<br />

konnten sie sich auch weitab der<br />

Alpen bis heute erhalten. Von diesen<br />

sogenannten ,Eiszeitrelikten‘<br />

kommen eine ganze Reihe im <strong>Ried</strong><br />

vor und machen das Gebiet zu einem<br />

floristischen Kleinod.<br />

Zu nennen sind in diesem Zusammenhang<br />

neben der bereits erwähnten<br />

<strong>Ried</strong>nelke u.a. das Alpenfettkraut<br />

(Pinguicula alpina),<br />

Alpenmaßliebchen (Aster bellidiastrum),<br />

der Alpenhelm (Bartsia<br />

alpina), die Blaue Heckenkirsche<br />

(Lonicera coerulea) und der Tarant<br />

(Swertia perennis).<br />

23<br />

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