Das Benninger Ried (PDF) - Regierung von Schwaben - Bayern
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6.1 · PFLANZEN UND TIERE AN LAND<br />
Zickzackspinner Tagpfauenauge Brauner Bär Rostfarbiger Dickkopf<br />
SCHMETTERLINGE<br />
Waldbläuling <strong>Ried</strong>gras-Urfalter Zitronenfalter<br />
(LEPIDOPTERA)<br />
Widderchen<br />
Mit ihrer Schönheit, ihrer Vielfalt<br />
an Farben und Formen, ihren an<br />
die unterschiedlichsten Bedingungen<br />
angepassten Lebensweisen<br />
faszinieren die Schmetterlinge den<br />
naturverbundenen Laien ebenso<br />
wie den Wissenschaftler. Sie sind<br />
daher innerhalb des großen Reichs<br />
der Insekten auch am gründlichsten<br />
erforscht.<br />
Flügel und Leib der Schmetterlinge<br />
sind mit kleinen, verschiedenfarbigen<br />
Schuppen besetzt. Wegen<br />
dieser Besonderheit haben sie den<br />
wissenschaftlichen Namen Lepidoptera,<br />
d. h. Schuppenflügler. Alle<br />
Schmetterlinge durchlaufen die<br />
Entwicklungsstadien Ei, Raupe,<br />
Puppe, Falter, beanspruchen dafür<br />
jedoch je nach Art und Jahreszeit<br />
recht unterschiedliche Zeiten (<strong>von</strong><br />
einigen Tagen bis zu mehreren Jahren).<br />
Je nach Witterung sind Falter<br />
einiger Arten schon im Februar,<br />
andere bis Ende Dezember in der<br />
Natur anzutreffen. Doch wo sind<br />
die Schmetterlinge, wenn Frost<br />
und Schnee das Land überziehen?<br />
Jede Art hat ihre spezielle Überwinterungsstrategie,<br />
setzt sich den<br />
Unbilden der kalten Jahreszeit als<br />
Ei, Raupe, Puppe oder Falter aus.<br />
Schmetterlinge besiedeln nahezu<br />
alle Lebensräume. Neben anspruchslosen<br />
Arten, die sich auf<br />
jeder „Grünen Insel“ einrichten<br />
können, gibt es Spezialisten, die<br />
an Standorte mit einem ganz<br />
bestimmten Kleinklima und einer<br />
ganz bestimmten Raupenfutterpflanze<br />
gebunden sind.<br />
Schmetterlinge und ihre Gefährdung<br />
nachgewiesene Arten da<strong>von</strong> Arten der Roten Liste <strong>Bayern</strong>s<br />
Die Raupen der Schmetterlinge<br />
leben an Gräsern, Kräutern, Sträuchern,<br />
Bäumen, Wurzeln, Streu,<br />
Pilzen, Federn, Wachs, verschiedenen<br />
Lebensmitteln u. a. m. Durch<br />
Tarnung, Schreckzeichnung, Anlegen<br />
<strong>von</strong> Gespinsten, Nachtaktivität,<br />
Besiedlung neuer Areale, Ablegen<br />
großer Eimengen versuchen<br />
die Schmetterlinge ihr Überleben<br />
zu sichern.<br />
In einer intakten Natur verhindern<br />
zahlreiche Feinde wie Vögel, Fledermäuse,<br />
Raubinsekten, Spinnen<br />
und Parasiten eine Massenvermehrung<br />
der Schmetterlinge und<br />
damit nennenswerte Fraßschäden.<br />
Wie bei vielen anderen Insekten-<br />
0 1 2 3 V G R Alle<br />
Tagfalter 34 2 3 3 8<br />
Nachtfalter 214 1 7 8 16<br />
Kleinschmetterlinge 119 1 3 3 8 2 1 18<br />
Gesamt 367 1 0 6 13 19 2 1 42<br />
Rote Liste <strong>Bayern</strong>s:<br />
0 Ausgestorben oder verschollen<br />
1 Vom Aussterben bedroht<br />
2 Stark gefährdet<br />
3 Gefährdet<br />
V Arten der Vorwarnliste<br />
G Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt<br />
R Extrem seltene Arten<br />
gruppen, so weisen auch bei den<br />
Schmetterlingen klimatisch begünstigte<br />
und strukturreiche Biotope<br />
die höchsten Artenzahlen auf. <strong>Das</strong><br />
<strong>Benninger</strong> <strong>Ried</strong> ist mit seinen großflächigen<br />
Quellaustritten relativ<br />
kalt und daher eher „schmetterlingsfeindlich“.<br />
Trotzdem konnten<br />
im Kerngebiet und in den angrenzenden<br />
Streuwiesen mit den verschiedenen<br />
Gehölzsäumen in<br />
den vergangenen Jahren insgesamt<br />
367 Schmetterlingsarten aus 35 Familien<br />
nachgewiesen werden. In<br />
der folgenden Übersicht sind die<br />
beobachteten Arten den Tagfaltern,<br />
Nachtfaltern und Kleinschmetterlingen<br />
zugeordnet, wobei die Tagund<br />
Nachtfalter zusammen die<br />
Gruppe der Großschmetterlinge<br />
bilden (eine nicht wissenschaftliche<br />
jedoch häufig angewandte Einteilung).<br />
Während die Großschmetterlinge<br />
im Schutzgebiet schon<br />
über einen längeren Zeitraum beobachtet<br />
werden, wurde mit der<br />
Kartierung der Kleinschmetterlinge<br />
erst 2004 begonnen.<br />
Tagfalter<br />
Die bekannteste Gruppe unter den<br />
Schmetterlingen stellen die Tagfalter<br />
dar, die aufgrund ihrer Farbenpracht<br />
und Anmut mit Sicherheit<br />
zu den beliebtesten Insekten überhaupt<br />
zählen. Nicht umsonst werden<br />
sie mit so klingenden Namen<br />
wie „fliegende Edelsteine“, „Sommervögel“<br />
oder „Gauckler der Lüfte“<br />
belegt und <strong>von</strong> vielen namhaften<br />
Dichtern besungen.<br />
Neben den eigentlichen Tagfaltern,<br />
die auf den ersten Blick an den<br />
endständigen, knopfförmigen Fühlerkolben<br />
zu erkennen sind, wer-<br />
den meist auch die nur entfernt<br />
verwandten Dickkopffalter und<br />
die zu den Nachtfaltern gehörigen<br />
aber tagaktiven Widderchen unter<br />
diesen Oberbegriff gestellt.<br />
Einer der eindrucksvollsten heimischen<br />
Tagfalter ist der Schwalbenschwanz<br />
(Papilio machaon), der<br />
zu der in unseren Breiten relativ<br />
artenarmen Familie der Ritterfalter<br />
gehört. Die attraktive Raupe dieser<br />
Art lebt an verschiedenen Doldenblütlern<br />
und ist an trockenen<br />
Standorten ebenso anzutreffen wie<br />
in Feuchtgebieten. Erfreulicherweise<br />
zeigt diese Art, die auch im<br />
<strong>Benninger</strong> <strong>Ried</strong> gelegentlich beobachtet<br />
werden kann, seit einigen<br />
Jahren eine beständige Aufwärtsentwicklung.<br />
Die Familie der Weißlinge ist v.a.<br />
durch die Kohlweißlingsarten<br />
bekannt und deshalb – insbesondere<br />
bei Gärtnern – wenig beliebt.<br />
Wenig bekannt ist, dass zu dieser<br />
Gruppe auch gelb gefärbte Falter<br />
1 2<br />
3 4<br />
wie der Zitronenfalter (Gonepteryx<br />
rhamni) oder der Postillion (Colias<br />
crocea) gehören. Eine Besonderheit<br />
im <strong>Benninger</strong> <strong>Ried</strong> ist der seltene<br />
Baumweißling (Aporia crataegi),<br />
dessen Raupe an baumförmigen<br />
Rosengewächsen lebt. Sehr häufig<br />
ist dagegen z.B. der Aurorafalter<br />
(Anthocharis cardamines) anzutrefffen,<br />
bei dem nur das Männchen<br />
die auffällige orangerote<br />
Färbung der Vorderflügel zeigt.<br />
Bild 1: Großer Schillerfalter<br />
(Apatura iris)<br />
Bild 2: Raupe des Zickzackspinners<br />
(Notodonta ziczac)<br />
Bild 3: Schachbrett<br />
(Melanargia galathea)<br />
Bild 4: Kleiner Kahnspinner<br />
(Bena prasinana)<br />
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RICHARD HEINDEL · HUBERT ANWANDER