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Das Benninger Ried (PDF) - Regierung von Schwaben - Bayern

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34<br />

6.1 · PFLANZEN UND TIERE AN LAND<br />

Zickzackspinner Tagpfauenauge Brauner Bär Rostfarbiger Dickkopf<br />

SCHMETTERLINGE<br />

Waldbläuling <strong>Ried</strong>gras-Urfalter Zitronenfalter<br />

(LEPIDOPTERA)<br />

Widderchen<br />

Mit ihrer Schönheit, ihrer Vielfalt<br />

an Farben und Formen, ihren an<br />

die unterschiedlichsten Bedingungen<br />

angepassten Lebensweisen<br />

faszinieren die Schmetterlinge den<br />

naturverbundenen Laien ebenso<br />

wie den Wissenschaftler. Sie sind<br />

daher innerhalb des großen Reichs<br />

der Insekten auch am gründlichsten<br />

erforscht.<br />

Flügel und Leib der Schmetterlinge<br />

sind mit kleinen, verschiedenfarbigen<br />

Schuppen besetzt. Wegen<br />

dieser Besonderheit haben sie den<br />

wissenschaftlichen Namen Lepidoptera,<br />

d. h. Schuppenflügler. Alle<br />

Schmetterlinge durchlaufen die<br />

Entwicklungsstadien Ei, Raupe,<br />

Puppe, Falter, beanspruchen dafür<br />

jedoch je nach Art und Jahreszeit<br />

recht unterschiedliche Zeiten (<strong>von</strong><br />

einigen Tagen bis zu mehreren Jahren).<br />

Je nach Witterung sind Falter<br />

einiger Arten schon im Februar,<br />

andere bis Ende Dezember in der<br />

Natur anzutreffen. Doch wo sind<br />

die Schmetterlinge, wenn Frost<br />

und Schnee das Land überziehen?<br />

Jede Art hat ihre spezielle Überwinterungsstrategie,<br />

setzt sich den<br />

Unbilden der kalten Jahreszeit als<br />

Ei, Raupe, Puppe oder Falter aus.<br />

Schmetterlinge besiedeln nahezu<br />

alle Lebensräume. Neben anspruchslosen<br />

Arten, die sich auf<br />

jeder „Grünen Insel“ einrichten<br />

können, gibt es Spezialisten, die<br />

an Standorte mit einem ganz<br />

bestimmten Kleinklima und einer<br />

ganz bestimmten Raupenfutterpflanze<br />

gebunden sind.<br />

Schmetterlinge und ihre Gefährdung<br />

nachgewiesene Arten da<strong>von</strong> Arten der Roten Liste <strong>Bayern</strong>s<br />

Die Raupen der Schmetterlinge<br />

leben an Gräsern, Kräutern, Sträuchern,<br />

Bäumen, Wurzeln, Streu,<br />

Pilzen, Federn, Wachs, verschiedenen<br />

Lebensmitteln u. a. m. Durch<br />

Tarnung, Schreckzeichnung, Anlegen<br />

<strong>von</strong> Gespinsten, Nachtaktivität,<br />

Besiedlung neuer Areale, Ablegen<br />

großer Eimengen versuchen<br />

die Schmetterlinge ihr Überleben<br />

zu sichern.<br />

In einer intakten Natur verhindern<br />

zahlreiche Feinde wie Vögel, Fledermäuse,<br />

Raubinsekten, Spinnen<br />

und Parasiten eine Massenvermehrung<br />

der Schmetterlinge und<br />

damit nennenswerte Fraßschäden.<br />

Wie bei vielen anderen Insekten-<br />

0 1 2 3 V G R Alle<br />

Tagfalter 34 2 3 3 8<br />

Nachtfalter 214 1 7 8 16<br />

Kleinschmetterlinge 119 1 3 3 8 2 1 18<br />

Gesamt 367 1 0 6 13 19 2 1 42<br />

Rote Liste <strong>Bayern</strong>s:<br />

0 Ausgestorben oder verschollen<br />

1 Vom Aussterben bedroht<br />

2 Stark gefährdet<br />

3 Gefährdet<br />

V Arten der Vorwarnliste<br />

G Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt<br />

R Extrem seltene Arten<br />

gruppen, so weisen auch bei den<br />

Schmetterlingen klimatisch begünstigte<br />

und strukturreiche Biotope<br />

die höchsten Artenzahlen auf. <strong>Das</strong><br />

<strong>Benninger</strong> <strong>Ried</strong> ist mit seinen großflächigen<br />

Quellaustritten relativ<br />

kalt und daher eher „schmetterlingsfeindlich“.<br />

Trotzdem konnten<br />

im Kerngebiet und in den angrenzenden<br />

Streuwiesen mit den verschiedenen<br />

Gehölzsäumen in<br />

den vergangenen Jahren insgesamt<br />

367 Schmetterlingsarten aus 35 Familien<br />

nachgewiesen werden. In<br />

der folgenden Übersicht sind die<br />

beobachteten Arten den Tagfaltern,<br />

Nachtfaltern und Kleinschmetterlingen<br />

zugeordnet, wobei die Tagund<br />

Nachtfalter zusammen die<br />

Gruppe der Großschmetterlinge<br />

bilden (eine nicht wissenschaftliche<br />

jedoch häufig angewandte Einteilung).<br />

Während die Großschmetterlinge<br />

im Schutzgebiet schon<br />

über einen längeren Zeitraum beobachtet<br />

werden, wurde mit der<br />

Kartierung der Kleinschmetterlinge<br />

erst 2004 begonnen.<br />

Tagfalter<br />

Die bekannteste Gruppe unter den<br />

Schmetterlingen stellen die Tagfalter<br />

dar, die aufgrund ihrer Farbenpracht<br />

und Anmut mit Sicherheit<br />

zu den beliebtesten Insekten überhaupt<br />

zählen. Nicht umsonst werden<br />

sie mit so klingenden Namen<br />

wie „fliegende Edelsteine“, „Sommervögel“<br />

oder „Gauckler der Lüfte“<br />

belegt und <strong>von</strong> vielen namhaften<br />

Dichtern besungen.<br />

Neben den eigentlichen Tagfaltern,<br />

die auf den ersten Blick an den<br />

endständigen, knopfförmigen Fühlerkolben<br />

zu erkennen sind, wer-<br />

den meist auch die nur entfernt<br />

verwandten Dickkopffalter und<br />

die zu den Nachtfaltern gehörigen<br />

aber tagaktiven Widderchen unter<br />

diesen Oberbegriff gestellt.<br />

Einer der eindrucksvollsten heimischen<br />

Tagfalter ist der Schwalbenschwanz<br />

(Papilio machaon), der<br />

zu der in unseren Breiten relativ<br />

artenarmen Familie der Ritterfalter<br />

gehört. Die attraktive Raupe dieser<br />

Art lebt an verschiedenen Doldenblütlern<br />

und ist an trockenen<br />

Standorten ebenso anzutreffen wie<br />

in Feuchtgebieten. Erfreulicherweise<br />

zeigt diese Art, die auch im<br />

<strong>Benninger</strong> <strong>Ried</strong> gelegentlich beobachtet<br />

werden kann, seit einigen<br />

Jahren eine beständige Aufwärtsentwicklung.<br />

Die Familie der Weißlinge ist v.a.<br />

durch die Kohlweißlingsarten<br />

bekannt und deshalb – insbesondere<br />

bei Gärtnern – wenig beliebt.<br />

Wenig bekannt ist, dass zu dieser<br />

Gruppe auch gelb gefärbte Falter<br />

1 2<br />

3 4<br />

wie der Zitronenfalter (Gonepteryx<br />

rhamni) oder der Postillion (Colias<br />

crocea) gehören. Eine Besonderheit<br />

im <strong>Benninger</strong> <strong>Ried</strong> ist der seltene<br />

Baumweißling (Aporia crataegi),<br />

dessen Raupe an baumförmigen<br />

Rosengewächsen lebt. Sehr häufig<br />

ist dagegen z.B. der Aurorafalter<br />

(Anthocharis cardamines) anzutrefffen,<br />

bei dem nur das Männchen<br />

die auffällige orangerote<br />

Färbung der Vorderflügel zeigt.<br />

Bild 1: Großer Schillerfalter<br />

(Apatura iris)<br />

Bild 2: Raupe des Zickzackspinners<br />

(Notodonta ziczac)<br />

Bild 3: Schachbrett<br />

(Melanargia galathea)<br />

Bild 4: Kleiner Kahnspinner<br />

(Bena prasinana)<br />

35<br />

RICHARD HEINDEL · HUBERT ANWANDER

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