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Das Benninger Ried (PDF) - Regierung von Schwaben - Bayern

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6.2 · DAS LEBEN IM WASSER<br />

1 2<br />

mit dem Kescher oder in Emergenzfallen<br />

gefangen. Vier Arten<br />

konnten im Larvenstadium bestimmt<br />

werden.<br />

Über 2.000 Steinfliegenarten sind<br />

weltweit bekannt. In Mitteleuropa<br />

sind bisher 115 Arten nachgewiesen.<br />

Im <strong>Ried</strong> waren die Steinfliegen<br />

mit 9 Arten vertreten. Überwiegend<br />

gefunden wurde die Art<br />

Nemourella pictetii (Gelbbeinige<br />

Uferfliege), welche insbesondere<br />

Gewässer besiedelt, die gleichzeitig<br />

nur <strong>von</strong> wenigen anderen Steinfliegenarten<br />

besiedelt werden.<br />

Typische Lebensräume <strong>von</strong> N. pictetii<br />

sind Oberläufe und Quellregionen,<br />

denen auch das <strong>Ried</strong> zuzuordnen<br />

ist.<br />

Aschenputtel an Land, Baumeister<br />

im Wasser: Köcherfliegen<br />

Oft werden die Köcherfliegen vom<br />

Laien als „Motten“ angesprochen.<br />

Schließlich schauen diese meist<br />

unauffällig graubraun gefärbten<br />

Insekten am ehesten dieser wenig<br />

attraktiven Gruppe der Schmetterlinge<br />

(Lepidoptera) ähnlich. Ihr<br />

lateinischer Name „Trichoptera“<br />

weist jedoch auf einen wesentlichen<br />

Unterschied hin: Sie haben<br />

auf ihren Flügeln feine Härchen<br />

(gr.: trichos=Haar, ptera=Flügel),<br />

während die Schmetterlingsflügel<br />

mit feinen Schuppen (gr.: lepidos =<br />

die Schuppe) belegt sind. Augenfälliger<br />

ist die Erklärung der deutschen<br />

Bezeichnung: viele Köcherfliegenlarven<br />

bauen sich während<br />

ihrer Entwicklung im Wasser ein<br />

kunstvoll aus den verschiedensten<br />

Materialien (Sand, Steinchen, Blättchen…)<br />

gestaltetes köcherförmiges<br />

Gehäuse oder bilden ein solches<br />

bei der Verpuppung. Dies bietet<br />

einen gewissen Schutz vor Fressfeinden<br />

und dient auch der Tarnung.<br />

In der Größe unterscheiden<br />

sich die Arten beträchtlich.<br />

Die kleinsten Tiere erreichen nur<br />

3 mm, die größten werden fast<br />

3 cm groß. Vielfältig ist auch die<br />

3 4<br />

Ernährung der Larven im Gewässer:<br />

Von Steinen werden Algen<br />

abgeweidet, mit kunstvollen Netzen<br />

werden feine Schwebstoffe aus<br />

dem Wasser filtriert und auch räuberische<br />

Arten sind unterwegs. Die<br />

Larven verpuppen sich nach fünf<br />

Entwicklungsstadien, schlüpfen<br />

und leben – je nach Art – entweder<br />

nur mehrere Tage oder einige<br />

Monate. Sie paaren sich, legen die<br />

befruchteten Eier ins Wasser ab<br />

und sterben. Die Kurzlebigen nehmen<br />

in dieser Zeit so gut wie keine<br />

Nahrung auf. Die anderen Arten<br />

lecken mit verkümmerten Mundwerkzeugen<br />

etwas Flüssigkeit und<br />

Nektar und paaren sich erst nach<br />

einer mehrmonatigen Entwicklungspause.<br />

Eine Generation entwickelt<br />

sich somit innerhalb eines<br />

Jahres.<br />

Bild 1: Steinfliege Perlodes<br />

und Leuctra<br />

Bild 2: Steinfliegenlarve<br />

Bild 3: Steinfliege Leuctra<br />

Bild 4: Steinfliege Nemourella<br />

5<br />

Da die Köcherfliegen überwiegend<br />

streng an ihren jeweiligen Lebensraum<br />

gebunden sind und alle Gewässerregionen<br />

<strong>von</strong> der Quelle bis<br />

zur Mündung besiedeln, haben sie<br />

auch eine ausgeprägte Indikatorfunktion<br />

für den ökologischen Zustand<br />

unserer Gewässer. Von den<br />

weltweit über 12.000 nachgewiesenen<br />

Arten sind in Deutschland<br />

314 und in <strong>Bayern</strong> 275 Arten bekannt.<br />

Fast 50% da<strong>von</strong> sind in der<br />

„Roten Liste der gefährdeten Tiere<br />

in <strong>Bayern</strong>“ einer Gefährdungskate-<br />

gorie zugewiesen. Im <strong>Ried</strong> konnten<br />

immerhin 49 Arten nachgewiesen<br />

werden. Da<strong>von</strong> wiederum 10 Arten<br />

der Roten Liste gefährdeter Tiere.<br />

Oxyethira simplex wurde mit dieser<br />

Untersuchung im <strong>Ried</strong> erstmals<br />

für <strong>Bayern</strong> nachgewiesen. 17 Arten<br />

können als typische Quellregion-<br />

Bewohner bezeichnet werden. Sie<br />

sind damit wichtige Indikatoren<br />

für die Qualität des Quellkomplexes<br />

und dieser wiederum ein<br />

schützenswerter Lebensraum für<br />

die gefährdeten Arten.<br />

7 8 9<br />

4<br />

10 11 12<br />

6<br />

Bild 5: Köcherfliege<br />

Bild 6: Köcherfliege Anabolia nervosa<br />

Bild 7: Köcherfliegenlarven mit<br />

Köcher: Limnephilus<br />

Bild 8: Oxyethira<br />

Bild 9: Sericostoma<br />

Bild 10: Limnephilidae<br />

Bild 11: Limnephilus<br />

Bild 12: Anabolia nervosa<br />

71<br />

THOMAS WITTLING

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