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Ausgabe - 15 - Produktion

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3D-DRUCKER<br />

WOLFGANG BAHLE<br />

PRODUKTION NR. <strong>15</strong>, 2012<br />

3D-Extrusions-Printer kosten im Web inzwischen weniger als zweieinhalbtausend<br />

Euro. Wer es schneller und präziser will, dünne Wände<br />

benötigt und auf exakte Farbübergänge Wert legt, muss allerdings<br />

bedeutend tiefer in die Tasche greifen.<br />

eins. Das Unternehmen mit Sitz in<br />

Minneapolis begann Anfang der<br />

neunziger Jahre mit der Entwicklung<br />

des patentierten FDM-Verfahrens<br />

(Fused Deposition Modeling),<br />

das Thermoplaste wie ABS als Baumaterial<br />

verwendet. Dicht auf den<br />

Fersen folgt der Rapid-Pionier 3D<br />

System aus South Carolina. Der<br />

von Chuck Hull gegründete Hersteller<br />

entwickelte 1984 in Kalifornien<br />

die erste Stereolithographieanlage,<br />

hat im Laufe seines Beste-<br />

hens diverse Maschinen-Werkstoffhersteller<br />

aus dem Rapid-Bereich<br />

aufgekauft. Jüngstes Beispiel<br />

ist der im Januar dieses Jahres<br />

übernommene 3D-Drucker-Spezialist<br />

Z Corporation aus Boston. Die<br />

bürotauglichen 3D-Inkjet-Drucker<br />

sind bei 3D Systems in der Produktlinie<br />

ProJet zusammengefasst, die<br />

mit Photopolymeren arbeiten,<br />

jüngst ergänzt durch die Z Printer<br />

mit ihrer Inkjet-Bindertechnolgie.<br />

Der dritte im Bunde<br />

der großen<br />

Player ist der israelische<br />

Hersteller<br />

Objet, dessen Inkjet-<br />

3D-Drucker mit dem<br />

hauseigenen Polyjet-<br />

beziehungsweise Polyjet-<br />

Matrix-Verfahren, ebenfalls<br />

auf Photopolymer-Basis, arbeiten.<br />

Alle diese Verfahren arbeiten<br />

generativ – manche sagen auch<br />

additiv – und kommen ohne Laser<br />

aus. Ausgangspunkt für den Bauprozess<br />

ist grundsätzlich ein 3D-<br />

CAD-Modell, das aus dem CAD-<br />

System meist im STL-Format<br />

(Standard Transformation Language)<br />

exportiert wird. Im nächsten<br />

Schritt wird das Bauteil mit der<br />

speziellen Drucker-Software in<br />

einzelne Schnittebenen zerlegt<br />

(Slice-Prozess). Für jede Schicht<br />

wird dabei auch die für den Bauprozess<br />

relevante Geometrieinformation<br />

generiert. In Schichtbauweise<br />

werden die Modelle dann in<br />

einer geschlossenen Kammer Lage<br />

für Lage innerhalb weniger Stunden<br />

aufgebaut. Der zu erzeugende<br />

Gegenstand wächst dabei in Schritten<br />

von einigen Zehntel bis zu wenigen<br />

hundertstel Millimetern, je<br />

nach Gerät, Verfahren und Anforderung.<br />

Während die Produkte von<br />

Objet sowie 3D Systems bei den<br />

Produktlinien ProJet und ZPrinter<br />

mit (technologisch unterschiedlich<br />

arbeitenden) Inkjet-Verfahren<br />

12. April 2012 · Nr. <strong>15</strong> · <strong>Produktion</strong> · Fertigung · 27<br />

Bauteile aus dem Drucker für wenig Geld<br />

MÜNCHEN (SM). Spätestens der<br />

Einstieg von HP in den Markt für<br />

3D-Drucker vor zwei Jahren war<br />

ein wichtiges Indiz, dass Rapid-<br />

Technologien sich im Büroalltag<br />

fest etabliert haben und zum unverzichtbaren<br />

Arbeitsmittel von<br />

Designern, Entwicklern und Konstrukteuren<br />

geworden sind. Zwar<br />

fertigt der IT-Riese und weltgrößte<br />

Druckerhersteller die Geräte nicht<br />

selbst, sondern lässt seine Designjet-3D-Printer<br />

vom 3D-Marktführer<br />

Stratasys herstellen, die Signalwirkung<br />

aber bleibt.<br />

Doch was sind eigentlich 3D-<br />

Drucker? Es gibt keine klare Definition,<br />

aber der Begriff wird seit ein<br />

paar Jahren gerne als Synonym für<br />

generativ arbeitende Rapid-Prototyping-Geräte<br />

verwendet, die äußerlich<br />

fast normalen Papierdruckern<br />

gleichen, im Büro neben<br />

Kaffeemaschine und Kopierer stehen<br />

und sich, jedenfalls theoretisch,<br />

ebenso leicht bedienen lassen.<br />

Damit unterscheiden sich die<br />

hier verwendeten Verfahren von<br />

anderen generativ arbeitenden<br />

Rapid-Technologien wie Stereo-<br />

Lithographie (kurz SLA) oder das<br />

selektive Lasersintern und das weitestgehend<br />

verfahrensgleiche Laserschmelzen<br />

(SLS und SLM), die<br />

auf Grund ihrer anderen und zumeist<br />

anspruchsvolleren Aufgabenstellung,<br />

der damit verbundenen<br />

Anlagengröße und der benötigten<br />

Betriebsmittel vorwiegend<br />

im Labor- und Fertigungsumfeld<br />

anzutreffen sind.<br />

Der Markt für bürotaugliche 3D-<br />

Drucker ist nach einigen Firmenübernahmen<br />

ziemlich überschaubar<br />

geworden. Gerade mal drei<br />

Hersteller dominieren die Szene.<br />

Hinzu kommen einige Anbieter<br />

aus dem untersten Preissegment,<br />

die Geräte und Bausätze über das<br />

Internet vertreiben. Mit rund 40 %<br />

Marktanteil 2010 ist Stratasys mit<br />

seinen Marken Dimension, Fortus<br />

und uPrint global die Nummer<br />

Funktionsfähiges Planetengetriebe<br />

aus ABS, gebaut mit einem Dimension<br />

Elite Printer (22.<strong>15</strong>0 Euro) von<br />

Stratasys. Bild: Stratasys<br />

Drei größere Hersteller geben<br />

den Ton auf dem Markt an<br />

Der noch recht schnelle und genaue ProJet <strong>15</strong>00 von 3D Systems arbeitet mit Inkjet-Technik auf Photopolymer-Basis<br />

und ist farbtauglich. Bild: 3D Systems<br />

Seit Jahren Marktführer:<br />

Die Dimension-Reihe<br />

von Stratasys<br />

läutete vor zehn<br />

Jahren den Markt<br />

für bürotaugliche<br />

3D-Drucker im Budget-Bereich<br />

ein.<br />

Bild: Stratasys/ Alphacam<br />

arbeiten, kommt bei Stratasys mit<br />

FDM ein Extrusionsverfahren zum<br />

Einsatz. Baumaterial ist thermoplastischer<br />

Kunststoff, meist ABS,<br />

der in Drahtform auf Spulen aufgewickelt<br />

ist und die man in Form<br />

praktischer Kassetten einfach von<br />

vorne in den Printer einschiebt.<br />

Wie bei einer Heißklebepistole<br />

wird das Material aus der sich in x-<br />

und y-Richtung bewegenden Düse<br />

extrudiert und auf die Bauplattform<br />

aufgebracht, die sich wiederum<br />

in Z-Richtung nach unten absenkt<br />

und so für Schichtdicken - je<br />

nach Modell – zwischen 0,18 und<br />

0,33 mm sorgt. Das in zahlreichen<br />

Farben erhältliche ABS hat als Baumaterial<br />

den Vorteil, dass es dem<br />

späteren Spritzgussteil materialmäßig<br />

fast gleicht, temperaturbeständig<br />

und langlebig ist und sich<br />

zudem gut nachbearbeiten - und<br />

sogar galvanisieren – lässt. Nachteil<br />

ist das gegenüber den Technologien<br />

der Mitbewerber langsamere<br />

Bautempo sowie prinzipbedingte<br />

Probleme beim Erzeugen von<br />

Überhängen. Trotzdem hat die<br />

bürofreundliche Technologie mit<br />

den Kunststoffdrähten sofort überzeugt,<br />

weshalb es Stratasys mit<br />

seiner 2002 gestarteten Budget-<br />

Marke Dimension gelang, damals<br />

zu Preisen ab knapp unter 30 000<br />

Dollar bis heute über 12 000 Geräte<br />

zu verkaufen. Stratasys kann damit<br />

als Vorreiter für bezahlbare 3D-<br />

Printer gelten, dem andere Hersteller<br />

im Laufe der Jahre gefolgt<br />

sind. Heute beginnen die Preise bei<br />

14 900 Dollar (rund 11 200 Euro)<br />

und liegen damit etwas unterhalb<br />

der vor kurzem von 3D Systems<br />

vorgestellten einfarbigen ProJet<br />

1000 und dem mehrfarbigen Pendant<br />

ProJet <strong>15</strong>00.<br />

Gute 3D-Drucker gibt es<br />

heute ab rund 11 000 Euro<br />

Wie hoch die Kosten pro Bauteil<br />

bei den einzelnen Geräten und<br />

Verfahren sind, lässt sich nur<br />

schwer beantworten. Die Anbieter<br />

machen hierzu gar keine oder nur<br />

sehr wage Angaben. Anhaltspunkte<br />

können die Einkaufspreise für<br />

die Bauwerkstoffe bieten. Hier haben<br />

zum Beispiel Polymerwerkstoffe<br />

mit hohem Gips-Anteil, wie<br />

sie bei den Z Printern verwendet<br />

werden, Vorteile gegenüber den<br />

sehr teuren Original-Kassetten mit<br />

denen die Dimension-Drucker be-<br />

schickt werden. Da bei Dimension<br />

handelsübliche ABS-Werkstoffe<br />

verschmolzen werden, findet man<br />

im Web inzwischen einige Drittanbieter,<br />

bei denen der Kunststoffdraht<br />

wesentlich günstiger bezogen<br />

werden kann. Aber auch die<br />

Möglichkeit, durch dünnwandige<br />

Bauteile Werkstoffkosten einsparen<br />

zu können, sollte man beim<br />

Kostenvergleich berücksichtigen.<br />

Einen Bausatz gibt es im Web<br />

schon für rund 1 000 Euro<br />

Zum Schluss noch ein Abstecher<br />

in das unterste Preissegment. Als<br />

2009 einige Basispatente des von<br />

Stratasys entwickelten FDM-Verfahrens<br />

abgelaufen waren, hat sich<br />

sofort eine kleine Szene von Anbietern<br />

entwickelt, die FDM im Low-<br />

Budget-Bereich nutzen und die<br />

ihre 3D-Drucker – teilweise in<br />

Form von Bausätzen – fast ausschließlich<br />

über das Web anbieten.<br />

Ein Beispiel ist der britische Anbieter<br />

A1 Technologies, dessen Fertiggerät<br />

BfB 3000 als Nachfolger des<br />

mit zwei Awards ausgezeichneten<br />

RepMan Pro bereits für 1 995 Pfund<br />

(etwa 2 380 Euro) zu haben ist. Und<br />

wer sich vor ein wenig Bastelarbeit<br />

nicht scheut, kann bei A1 einen<br />

Bausatz des RepMan für 795 Pfund<br />

bestellen. Dass die Großen der Rapid-Branche<br />

die Aktivitäten der<br />

Szene durchaus ernst nehmen,<br />

zeigt die Übernahme des britische<br />

Start-up-Unternehmen Bits From<br />

Bytes durch 3D Systems.<br />

Fazit<br />

Keine Frage, 3D-Drucker sind erschwinglich<br />

geworden. Wer als<br />

Single-User nur hin und wieder ein<br />

ABS-Modell bauen will oder muss<br />

und keine großen Ansprüche an<br />

die Genauigkeit stellt, für den sind<br />

Geräte der Low-Cost-Klasse wie<br />

der BfB 3000 oder der Cube sicherlich<br />

keine schlechte Wahl. Wer<br />

hochpräzise, dünnwandige und<br />

vielleicht mehrfarbige Gegenstände<br />

benötigt oder sogar Gussformen<br />

erzeugen möchte, was mit einigen<br />

Geräten ebenfalls möglich<br />

ist, bewegt sich bei den Investitionskosten<br />

schnell im unteren bis<br />

mittleren fünfstelligen Bereich.<br />

Die alte Weisheit, man muss wissen,<br />

was man will, gilt auch beim<br />

Kauf von 3D-Druckern.<br />

Seite 27 Fertigung PRO_2012_<strong>15</strong>.indd 27 03.04.2012 14:32:46

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