Finanzierung im Mittelstand - BDO
Finanzierung im Mittelstand - BDO
Finanzierung im Mittelstand - BDO
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
10 Beitrag<br />
* ) Prof. Dr. Michael<br />
Schlitt, Rechtsanwalt,<br />
Partner, Hogan Lovells<br />
International LLP,<br />
Frankfurt/M.<br />
* ) Dr. Roman A.<br />
Kasten , Rechtsanwalt,<br />
Hogan Lovells<br />
International LLP,<br />
Frankfurt/M.<br />
Prof. Dr. Michael Schlitt, Dr. Roman A. Kasten* )<br />
Anleiheemissionen mittelständischer<br />
Unternehmen<br />
Mittelständische Unternehmen decken ihren Kapitalbedarf traditionell entweder <strong>im</strong> Wege der Innenfinanzierung<br />
oder über den Bankkredit als klassisches Fremdkapitalinstrument. Eine der Ursachen<br />
dafür ist, dass viele Unternehmen keinen Zugang zu kapitalmarktbezogenen Formen der Unternehmensfinanzierung<br />
hatten. Viele mittelständische Unternehmen scheuen sich vor einem Börsengang,<br />
die <strong>Finanzierung</strong> über eine Anleiheemission war ihnen versperrt. Dies dürfte sich zeitnah ändern. Der<br />
Beitrag gibt einen Überblick über die mögliche Strukturierung der Emission einer Anleihe und beleuchtet<br />
dabei insbesondere ein Listing an den neuen <strong>Mittelstand</strong>ssegmenten der Börsen.<br />
Mittelständische Unternehmen decken ihren Kapitalbedarf<br />
traditionell entweder <strong>im</strong> Wege der Innenfinanzierung<br />
in Form von Gesellschaftereinlagen und -darlehen bzw.<br />
der Gewinnthesaurierung oder über den Bankkredit als<br />
klassisches Fremdkapitalinstrument. Eine der Ursachen<br />
dafür ist, dass viele Unternehmen keinen Zugang zu kapitalmarktbezogenen<br />
Formen der Unternehmensfinanzierung<br />
hatten.<br />
So scheuen sich viele mittelständische Unternehmen<br />
vor einem Börsengang, da damit eine große Transparenz<br />
bislang vertraulicher Unternehmensinformationen<br />
sowie eine Reduzierung des Gesellschaftereinflusses<br />
verbunden ist. Zum anderen war vielen mittelständischen<br />
Unternehmen die Möglichkeit versperrt, ihren<br />
Kapitalbedarf <strong>im</strong> Wege einer Anleiheemission (Corporate<br />
Bonds) zu decken. Für eine erfolgreiche Platzierung<br />
von Unternehmensanleihen bedurfte es nämlich in der<br />
Vergangenheit eines kritischen Emissionsvolumens von<br />
ca. 200 Mio. €. Einen solchen Kapitalbedarf können<br />
viele Mittelständler indessen nur selten geltend machen;<br />
<strong>im</strong> Übrigen gestaltete es sich schwierig, für ein<br />
solches Volumen eine ausreichende Anzahl von Investoren<br />
zu finden.<br />
Dies dürfte sich zeitnah ändern: Mit den neuen Börsensegmenten<br />
der Börsen Stuttgart (Bondm), Düsseldorf<br />
(mittelstandsmarkt), München (m:access bonds),<br />
Hamburg-Hannover (<strong>Mittelstand</strong>sbörse Deutschland)<br />
und der Frankfurter Wertpapierbörse (Entry Standard)<br />
wird v.a. mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit<br />
eröffnet, Anleihen auch in geringen Volumina zu<br />
emittieren und so den Kapitalmarkt als alternative <strong>Finanzierung</strong>sform<br />
zum klassischen Bankkredit zu nutzen,<br />
der in Zeiten der Finanzkrise häufig schwer verfügbar<br />
war, <strong>im</strong> Fall seiner Gewährung mit umfassenden<br />
Reportingpflichten (financial covenants) einhergeht<br />
und zudem die Stellung umfangreicher Sicherheiten<br />
erfordert.<br />
Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über die mögliche<br />
Strukturierung der Emission einer Anleihe und beleuchtet<br />
dabei insbesondere ein Listing an den neuen<br />
<strong>Mittelstand</strong>ssegmenten der Börsen.<br />
Entscheidung der Unternehmensleitung<br />
über die Strukturierung der Anleihe<br />
Die Anleiheemission kann auf verschiedene Weise strukturiert<br />
werden. So kann eine Anleihe entweder als Eigen-<br />
oder Fremdemission begeben werden. Im Rahmen einer<br />
Eigenemission (Direktplatzierung) wird die Anleihe vom<br />
Unternehmen unmittelbar an die Anleger emittiert. Diese<br />
Variante kommt <strong>im</strong>mer dann in Betracht, wenn das Unternehmen<br />
bereits selbst Kontakt zu einer Vielzahl von<br />
Investoren hat. Dabei kann sich der Emittent noch von<br />
einer Bank als sog. Selling Agent unterstützen lassen,<br />
wenn er zusätzlich die Vermittlung von weiteren Investoren<br />
durch die Bank in Anspruch nehmen möchte. Bei der<br />
Selbstemission tritt das Unternehmen gegenüber den<br />
Investoren selbst als Veräußerer auf. Von der Möglichkeit<br />
einer Eigenemission haben etwa die Halloren Schokoladenfabrik<br />
AG sowie der Klett-Verlag in der jüngeren<br />
Vergangenheit Gebrauch gemacht. Ihre Anleihen lagen<br />
<strong>im</strong> Volumen zwischen zehn und 50 Mio. € und wurden<br />
bei ausgewählten, dem Emittenten bekannten Investoren<br />
(z.B. Family Offices) mithilfe von kleineren, spezialisierten<br />
Wertpapierhäusern sowie bei eigenen Kunden-/Lieferanten<br />
platziert; daneben konnten Investoren über die<br />
Homepage des Unternehmens ihre Zeichnungserklärung<br />
abgeben.<br />
Demgegenüber wird bei einer Fremdemission die Anleihe<br />
zunächst von einer oder mehreren Banken (Arrangeur)<br />
übernommen, die diese dann bei den Investoren weiterplatziert.<br />
Abhängig von der Verteilung des Platzierungsrisikos<br />
kommen insoweit zwei Varianten der Übernahmeverpflichtung<br />
in Betracht: Be<strong>im</strong> sog. Hard- oder Firm Underwriting<br />
verpflichtet sich die Emissionsbank zur Übernahme<br />
des kompletten Emissionsvolumens unabhängig<br />
von der bestehenden Nachfrage zu einem festgelegten<br />
(Mindest-)Betrag. Wenn nicht alle Anteile untergebracht<br />
werden können, muss die Bank selbst eintreten. Hiervon<br />
zu unterscheiden ist das sog. Soft- oder Best Efforts-<br />
Underwriting.<br />
Bei Letzterem besteht eine Übernahmeverpflichtung der<br />
Bank nur in dem Umfang, wie die angebotenen Wertpapiere<br />
nach Lage des Orderbuchs, in das eingehende<br />
<strong>Finanzierung</strong> <strong>im</strong> <strong>Mittelstand</strong> 02/2011