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20 Beitrag * ) Britt Niggemann, Dipl.-Kffr., Partnerin, Institut für Wirtschaftsberatung (ISM), Dreieich. * ) Prof. Dr. Diethard B. Simmert, Studiengangsleiter „Corporate Finance“ International School of Management (ISM), Dortmund und Frankfurt. Britt Niggemann, Prof. Dr. Diethard B. Simmert* ) Kapitalanlage von Unternehmen Die Finanzkrise, die hohe Volatilität an den Kapitalmärkten und die hohen Wertverluste in manchen Depots haben Kapitalanlegern bewusst gemacht, dass es heute mehr denn je erforderlich ist, das angelegte Vermögen laufend zu beobachten. Dies gilt auch für kapitalanlegende Unternehmen, die ihre Kapitalanlagen nicht nur regelmäßig an die Unternehmenssituation und den möglichen Liquiditätsbedarf anpassen müssen, sondern auch die Vermögenszusammensetzung überwachen sollten. Damit können Risiken erkannt und rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um diese zu verringern. Manche Unternehmen verfügen trotz Wirtschaftskrise über beachtliche liquide Mittel, die sie am Kapitalmarkt anlegen. Die beliebtesten Anlageformen sind zwar Tages- und Festgeldkonten, aber auch in Anleihen und Aktien wird Firmenvermögen investiert. Die Finanzkrise, die hohe Volatilität an den Kapitalmärkten und die grossen Wertverluste in manchen Depots haben Kapitalanlegern bewusst gemacht, dass es heute mehr denn je erforderlich ist, das angelegte Vermögen laufend zu beobachten. So kann die Vermögenszusammensetzung entsprechend der individuellen Risikoneigung an die jeweilige Kapitalmarktlage angepasst werden. Durch das rechtzeitige Erkennen von Risiken können Maßnahmen ergriffen werden, um drohende Wertverluste zu verhindern. Was ist ein gutes Anlageergebnis? Die Definition eines guten Anlageergebnisses ist nicht nur von der absoluten Rendite und dem dafür eingegangenen Risiko abhängig, sondern v.a. davon, ob es den Anforderungen an eine risikobewusste Unternehmensführung genügt. Ein verantwortungsvoller Unternehmer wird nicht durch risikoreiche Kapitalanlagen die Unternehmensexistenz aufs Spiel setzen. Ein Unternehmen wird ausreichende liquide Mittel vorhalten, um die jederzeitige Zahlungsfähigkeit sicherzustellen. Wird z.B. in naher Zukunft eine größere Investition geplant, erscheint es nicht ratsam, das Kapital in volatile Anlagen wie z.B. Aktien zu investieren. Deshalb wird für das Unternehmen die attraktivste Anlage diejenige sein, die sehr liquide ist und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bis zum geplanten Auszahlungszeitpunkt die höchste Verzinsung erzielt. Die Bedürfnisse und Erwartungen in Bezug auf die Verfügbarkeit und den Ertrag der Kapitalanlage sowie die Risikobereitschaft sind entscheidend für die Wahl der Anlageform. Dabei kann die Kapitalanlage anhand dreier Kriterien beurteilen werden: Sicherheit, Rendite und Liquidität (sog. „Magisches Dreieck der Kapitalanlage“). Zwischen den Kriterien bestehen Zielkonflikte: Im Allgemeinen erzielen liquidere (d.h. schneller verfügbare) Anlagen niedrigere Erträge. Genauso muss für einen möglichst hohen Grad an Sicherheit üblicherweise eine niedrigere Rendite in Kauf genommen werden. Hinsichtlich der gewünschten Merkmale Sicherheit, Rendite und Liquidität weisen die einzelnen Formen der Kapitalanlage (Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe, Beteiligungen etc.) unterschiedliche Ausprägungen auf. Keine Kapitalanlage ist in allen Punkten einer anderen überlegen. Deshalb streuen Investoren ihr Vermögen auf verschiedene Anlageklassen. Je nach individueller Rendite-Risiko- Erwartung werden einzelne Anlageklassen gewichtet. Dadurch können negative mit zeitgleichen positiven Wertveränderungen in anderen Anlageklassen geglättet werden. Auch für den Ausgleich von Risiken innerhalb einer Anlageklasse (z.B. Renten) wird das Vermögen auf mehrere einzelne Positionen (z.B. Anleihen verschiedener Emittenten) verteilt. Welche Risiken bestehen bei Kapitalanlagen? Die mit der Kapitalanlage verbundenen Risiken werden in systematische und unsystematische Risiken unterteilt. Unter einem systematischen Risiko wird das eigentliche Marktrisiko von Kapitalanlagen verstanden. Hierbei handelt es sich um alle Gefahren, die von Faktoren abhängen, die den gesamten Markt beeinflussen und nicht durch eine entsprechende Streuung des Vermögens gemindert oder vermieden werden können. Das unsystematische Risiko bezeichnet Schwankungen, die durch titelspezifische oder unternehmensspezifische Faktoren ausgelöst werden. Da es unabhängig vom Gesamtmarkt ist, tritt das unsystematische Risiko nur bei bestimmten Einzelwerten und nicht bei allen Wertpapieren gleichzeitig auf. Eine Reduzierung des unsystematischen Risikos kann durch Diversifizierung der Kapitalanlagen erreicht werden, wenn die verschiedenen Anlagen nicht vollständig miteinander korrelieren (Abb. 1). Das Marktrisiko resultiert aus der allgemeinen Marktentwicklung und lässt sich durch den Investor nicht beeinflussen. Banken und institutionelle Investoren verwenden verschiedene Modelle, um das Marktrisiko eines Portfolios zu quantifizieren und zu steuern. Dazu zählen neben Sensitivitätskennzahlen auch Value at Risk-Berechnungen, bei welchen aus einem statistischen Modell für Marktbewegungen eine Aussage über potenzielle Verluste getroffen wird, und Stresstesting, welches den Finanzierung im Mittelstand 02/2011
Abb. 1: Das Gesamtrisiko beeinflussende Faktoren Einfluss bestimmter hypothetischer Marktbewegungen auf den Wert eines Portfolios analysiert. Da diese Verfahren sehr aufwendig sind, ist ihr Einsatz erst bei einem hohen Anlagevolumen sinnvoll. Viele Anleger versuchen deshalb, das Marktrisiko durch Diversifizierung zu reduzieren. Häufig werden auch max. Anteile für einzelne Anlageklassen und Regionen vorgegeben. Zu den Marktrisiken, die nicht vom Anleger beeinflusst werden können, zählen das Zinsänderungs-, Inflations- und Wechselkursrisiko. Zinsänderungsrisiko Das Zinsänderungsrisiko ist das Risiko, das der Käufer eines festverzinslichen Wertpapiers trägt, wenn die Zinsen steigen. Steigende Zinsen führen zu fallenden Anleihekursen. Wird die Anleihe vor Endfälligkeit verkauft, entsteht ein Kursverlust. Der Kurs einer Anleihe wird von den Faktoren Marktzinsniveau, Nominalzins und der Restlaufzeit beeinflusst. Duration Systematisches Risiko (= Marktrisiko) Allgem. wirtschaftl. Entwicklung Politische Rahmenbedingungen Marktzinsentwicklung Inflation Devisenkurse Der Gesamteffekt einer Zinsänderung auf den Kurs einer Anleihe wird mithilfe der Duration ermittelt, die die durchschnitt- 02/2011 Finanzierung im Mittelstand Gesamtrisiko Tab. 1: Auswirkungen von Zinsänderungen auf die Kurse von Anleihen WKN Laufzeit bis Aktuelle Rendite v. St. 29.07.2010 Modified Duration 29.07.2010 Kaufpreis Anleihe (Bsp.) 29.07.2010 Unsystematisches Risiko (= Investmentspezifisches Risiko) Managementfehler Unternehmensinterne Probleme Unternehmensstrategie Standort Individuelle rechtl. und steuerl. Risiken Beitrag liche Kapitalbindungsdauer anzeigt. Die Duration entspricht dem Zeitpunkt der durchschnittlichen Fälligkeit der Zahlungsströme. Sie wird auch als „zeitlicher Schwerpunkt“ einer Anleihe bezeichnet. Der Anleger sollte eine Anleihe auswählen, deren Duration seinem zeitlichen Anlagehorizont entspricht. Anleihen mit hohem Coupon haben eine geringere Duration als niedrig-verzinsliche Anleihen, weil über die höheren Couponzahlungen das eingesetzte Kapital schneller zurückfließt. Die Duration wird in der Einheit Jahre gemessen. Dies verkompliziert jedoch die praktische Anwendbarkeit. Eine Aussage über die relative Veränderung des Anleihekurses in Abhängigkeit von einer Veränderung des Marktzinsniveaus ist durch die modifizierte Duration (engl.: modified duration) möglich. Sie gibt an, um wie viel Prozent sich der Anleihekurs ändert, wenn sich das Marktzinsniveau um einen Prozentpunkt ändert. Hiermit können die Kursverluste (oder auch Kursgewinne) von Anleihen in verschiedenen Zinsszenarien berechnet werden. Beispiel: Siehe Tab. 1. Steigt z.B. das Zinsniveau um zwei Prozent, sinkt der Kurs der bis 2019 laufenden Bundesanleihe um -14,2%. Die modifizierte Duration sinkt mit abnehmender Laufzeit der Anleihe. Bei der bis 2013 laufenden Bundesanleihe würde der Kursverlust bei einem um zwei Prozent gestiegenen Marktzinsniveau nur noch -4,6 % betragen. Wertänderung der Anleihe bei Zinsänderung um Wert der Anleihe bei Zinsänderung um 1,00% 2,00% 3,00% -1,00% 1,00% 2,00% 3,00% -1,00% 113521 04.01.2013 0,95% 2,29 10.000 -229 -458,6 -688 229,3 9.771 9.541 9.312 10.229 Kursveränderung in % -2,3% -4,6% -6,9% 2,3% 113529 04.01.2016 1,99% 4,88 10.000 -488 -975 -1.463 487,6 9.512 9.025 8.537 10.488 Kursveränderung in % -4,9% -9,8% -14,6% 4,9% 113537 04.01.2019 2,57% 7,11 10.000 -711 -1.422 -2.132 710,8 9.289 8.578 7.868 10.711 Kursveränderung in % -7,1% -14,2% -21,3% 7,1% 21
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