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Finanzierung im Mittelstand - BDO

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6 Beitrag<br />

* ) Dr. Elmar Jakob, Geschäftsführer<br />

IPONTIX<br />

Equity Consultants<br />

GmbH, Frankfurt/M.<br />

Dr. Elmar Jakob* )<br />

Der Beirat <strong>im</strong> Familienunternehmen<br />

Familienunternehmen sind in Mode. Hochschulabgänger, Kunden oder generell die Öffentlichkeit<br />

schätzen den Charakter eines von einer Unternehmerpersönlichkeit geprägten Unternehmens. Die<br />

Herausforderungen an Familienunternehmen nehmen aber zu. Fragen wie Internationalisierung, externes<br />

Wachstum oder auch die nachhaltige Sicherung der <strong>Finanzierung</strong> sind für manche Unternehmen<br />

nicht <strong>im</strong> Spaziergang und mit „Bordmitteln“ zu bewerkstelligen. Ein Beirat kann Gesellschafter<br />

und Geschäftsleitung unterstützen und den Weg in eine langfristig erfolgreiche Zukunft ebnen. Der<br />

Beitrag skizziert die Vorteile eines Beirats und liefert Antworten auf Fragen, die sich bei der Etablierung<br />

eines Unternehmensbeirats stellen.<br />

Aktuell wird in vielen Familienunternehmen darüber nachgedacht,<br />

einen Beirat zu institutionalisieren. Die Gründe<br />

hierfür sind vielfältig. Unternehmer, die ihr Unternehmen<br />

in familienfremde Geschäftsführer-Hände geben, suchen<br />

eine Möglichkeit der Interessenvertretung. Familienunternehmen,<br />

bei denen Gesellschafter- und Geschäftsführerfunktion<br />

zusammenfallen, geben ein glaubwürdiges Signal<br />

an die Mitarbeiter, dass Corporate Governance nicht nur<br />

ein bloßes Schlagwort ist. In anderen Fällen stehen Themen<br />

an, die best<strong>im</strong>mte Kenntnisse wichtig erscheinen<br />

lassen, die noch nicht <strong>im</strong> Unternehmen vorhanden sind.<br />

Auch hier kann ein Beirat wichtige Beiträge leisten, z.B.<br />

<strong>im</strong> Hinblick auf einen Markteintritt in Südamerika, den<br />

Verkauf eines Unternehmensbereichs oder die Erreichung<br />

der Kapitalmarktfähigkeit, die heute auch für viele Familienunternehmen<br />

ein Ziel ist. Das Nachdenken über die<br />

Etablierung eines Beirats kann aber auch Ausdruck einer<br />

aufgeschlossenen Haltung gegenüber modernen Unternehmensorganisationen<br />

sein, in denen Corporate Governance<br />

in einer für Familienunternehmen angepassten und<br />

flexiblen Art und Weise gelebt wird. Für den Beirat gibt<br />

es keine gesetzliche Grundlage. Dies unterscheidet die<br />

Beiratsfunktion maßgeblich von gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Kontrollgremien z.B. in der AG, der KGaA oder der<br />

SE. Entsprechend sind die Ausprägungen von Beiräten<br />

hinsichtlich ihrer Funktion, ihres Rechte- und Pflichtenspektrums<br />

sehr vielfältig. Ein Beirat kann grundsätzlich<br />

bei Unternehmen jeder Rechtsform eingerichtet werden.<br />

Je nach Ausgestaltung unterstützt ein Beirat die Gesellschafter<br />

und/oder Geschäftsleitung eines Unternehmens.<br />

Sparringspartner und Berater der<br />

Geschäftsführung<br />

Ein Familienunternehmer ist nicht selten einsam. Und<br />

auch ausgeprägte „Alphatiere“, wie manche Familienunternehmer<br />

oft wahrgenommen werden, sehnen sich nach<br />

einen Gedankenaustausch auf Augenhöhe in einem „geschützten<br />

Rahmen“. Ein Beirat kann hier als Sparringspartner<br />

und Berater gute Dienste leisten. Mancher Unternehmer<br />

denkt auch <strong>im</strong> Rahmen einer Nachfolgelösung<br />

über die Etablierung eines Beirats nach: Um diese Nachfolgelösung<br />

langfristig und kompetent zu planen oder um<br />

dem Sohn bzw. der Tochter einen erfahrenen Fachmann<br />

an die Seite zu stellen. Dem Beirat kann auch die Rolle<br />

eines Moderators einnehmen, wenn es darum geht, zwischen<br />

Gesellschaftern oder zwischen Geschäftsleitung<br />

und Gesellschafterebene zu vermitteln.<br />

Ohne Informationen geht nichts<br />

Um seinen Aufgaben als Berater tatsächlich nachkommen<br />

zu können, müssen dem Beirat umfassende Informationen<br />

zur Verfügung gestellt werden. Max<strong>im</strong>e sollte dabei<br />

stets die Vollständigkeit und Wahrheit der Informationen<br />

sein. Die Einrichtung eines Beirats ist auch eine Chance,<br />

ein ordentliches Reporting einzurichten, das nicht nur die<br />

notwendigen Informationen für den Beirat generiert, sondern<br />

selbstverständlich auch der Unternehmensleitung<br />

gut aufbereitete Informationen und Kennzahlen bereitstellt.<br />

In manchen Fällen ist in der Praxis zu beobachten,<br />

dass best<strong>im</strong>mte Informationen – vielleicht die „optisch“<br />

nicht ganz so guten Nachrichten – zurückgehalten werden.<br />

Ein anderes Phänomen ist der defensive Umgang mit strategischen<br />

Entscheidungen. Mitunter werden wichtige Entscheidungen<br />

dem Beirat präsentiert, nachdem sie getroffen<br />

oder gar bereits umgesetzt sind. Argument für ein solches<br />

Verhalten ist nicht selten der Hinweis auf Vertraulichkeit.<br />

Ein guter Beirat wird dies zu Recht nicht verstehen.<br />

Das Thema Vertraulichkeit sollte kein Thema sein, sobald<br />

ein Beirat nominiert ist. Letztlich geht es darum, den Beirat<br />

in wichtige Entscheidungen einzubinden, um <strong>im</strong> Ergebnis<br />

zu besseren Entscheidungen zu kommen. Daher ist eine<br />

kontinuierliche und aktive Kommunikationspolitik Pflicht.<br />

In Situationen, wo ein familienfremdes Management das<br />

Ruder übernommen hat und die Gesellschafter dem Beirat<br />

eine Überwachungsfunktion zuordnen, ist es überlegenswert,<br />

eine Berichtspflicht seitens der Geschäftsleitung<br />

festzuschreiben. Um Missverständnissen von vornherein<br />

aus dem Weg zu gehen, sollte diese Berichtspflicht klar<br />

ausgestaltet sein. Die Geschäftsleitung sollte eindeutig<br />

wissen, welche Informationen, z.B. Finanzinformationen<br />

in welchem Detailgrad und mit welchem Planungshorizont,<br />

seitens des Beirats erwartet werden. An dieser Stelle ist<br />

Augenmaß empfohlen: Die Bereitstellung der Informationen<br />

muss zeitlich darstellbar und die Quantität vom Beirat<br />

verdaubar sein. In der Praxis bildet sich regelmäßig nach<br />

einem Jahr Beiratsarbeit der gemeinsame Nenner heraus.<br />

Beiräte, die aus unterschiedlichen Welten kommen, haben<br />

auch unterschiedliche Bedürfnisse und sollten die Chance<br />

haben, <strong>im</strong> Dialog mit der Unternehmensleitung das richtige<br />

Quantum an Information festzulegen.<br />

Ein guter Beirat hat Zeit und ist unabhängig<br />

Für das Verhältnis zwischen der Geschäftsführung, den<br />

Gesellschaftern und dem Beirat ist es wichtig, dass der<br />

<strong>Finanzierung</strong> <strong>im</strong> <strong>Mittelstand</strong> 02/2011

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