Finanzierung im Mittelstand - BDO

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12 Beitrag Neue Mittelstandssegmente der Börsen führen zu weiteren Finanzierungsquellen des Mittelstands Für Anleger, insbesondere Privatanleger, ist es wichtig, dass ein liquider Sekundärhandel existiert, damit die Möglichkeit besteht, sich rasch und zu marktgerechten Preisen von dem getätigten Investment zu trennen. Zwar war die Luxemburger Börse in der Vergangenheit der bevorzugte Markt für deutsche Unternehmensanleihen; indessen hat es in vielen Fällen an einem liquiden Handel in den Anleihen gefehlt. In diese Lücke sind jetzt die Regionalbörsen Stuttgart, Düsseldorf, München und Hamburg-Hannover getreten, die im vergangenen Jahr speziell auf Anleihen mittelständischer Unternehmensanleihen ausgerichtete Segmente geschaffen haben. Im Bondm der Stuttgarter Börse sind seit dem Start im Mai 2010 mittlerweile neun Anleihen (z.B. Dürr AG, Air Berlin PLC, und Windreich AG) gelistet. In der Folge nahmen die Börsen in Düsseldorf und München den Betrieb ihrer Segmente mittelstandsmarkt bzw. m:access bonds im November 2010 auf. Zum Januar 2011 hat schließlich auch die Frankfurter Wertpapierbörse ihr Freiverkehrssegment Entry Standard auf Anleihen erweitert. Die Börsen Hamburg-Hannover haben ihr Segment „Mittelstandsbörse Deutschland“ Ende Januar gestartet. Gemeinsamer Zweck all dieser speziellen Bonds-Segmente ist es, für Emittenten und Investoren einen liquiden Sekundärhandel zu schaffen. Um auch Kleinanlegern die Möglichkeit zu eröffnen, Anleihen zu erwerben, darf die Mindeststückelung der Anleihe max. 1.000 € betragen. Das Emissionsvolumen von Anleihen dürfte sich in einer Größenordnung von ca. 50 bis 150 Mio. € bewegen und damit deutlich unter der Benchmark für Corporate Bonds von 500 Mio. € liegen. Dies kommt dem Finanzierungsbedarf von Mittelständlern entgegen. Die Börse Düsseldorf hat ihr Segment sogar für Anleihen mit einem Mindestvolumen ab zehn Mio. € konzipiert. Ähnliche Anforderungen bestehen für ein Listing in Stuttgart und München, wo Unternehmen eine Mindesthistorie von drei Jahren aufweisen sollen (im Segment m:access bonds) und das Anleihevolumen mind. 25 Mio. € betragen soll. Einbeziehungsvoraussetzungen und Folgepflichten eines Listings in den Mittelstandssegmenten Bei all diesen speziellen Anleihesegmenten handelt es sich um privatrechtlich ausgestaltete Segmente der jeweiligen Börsen im ungeregelten Freiverkehr, bei dem geringere Einbeziehungsvoraussetzungen- und Folgepflichten im Vergleich zum regulierten Markt bestehen. Um die Transparenz zugunsten der Investoren zu erhöhen, haben die Börsen in Stuttgart, Düsseldorf und München für ihre Segmente zusätzliche, dem Anlegerschutz dienende Pflichten des Emittenten aufgestellt. So muss der Emittent für ein Listing der Anleihe zunächst einen Vertrag mit einem von der jeweiligen Börse akzeptierten „Betreuer“ („Bondm- Coach“, „Kapitalmarktpartner“ bzw. „Emissionsexperte“) unterzeichnen, der ihn im Rahmen der Erstnotiz und in der Folge gegenüber der Börse beratend bei der Strukturierung, Risikobeurteilung und für Investorenkontakte zur Seite steht. Während bei einer Notierung am regulierten Markt der Zulassungsantrag von einem Kredit- oder Finanzdienstleistungsinstitut mitbeantragt werden muss, muss es sich bei dem Betreuer nicht notwendigerweise um eine Bank handeln. Unternehmen, die eines dieser Mittelstandssegmente nutzen möchten, müssen fortan unverzüglich all diejenigen konkreten Informationen veröffentlichen, die wegen ihrer Auswirkungen auf die Vermögens-, Ertrags- oder Finanzlage geeignet sind, den Börsenpreis der Anleihe erheblich zu beeinflussen. Auf diese Weise wird quasi eine Ad-hoc-Publizitätspflicht etabliert. Für noch nicht börsennotierte Unternehmen kann diese Pflicht eine erhebliche Umstellung in ihrer bisherigen Unternehmenskommunikation darstellen. Weiterhin müssen Unternehmen bedenken, dass es sich bei den gelisteten Anleihen um Wertpapiere/Finanzinstrumente i.S.d Wertpapierhandelsgesetzes handelt und somit das Insiderrecht zu beachten ist. Hat der potenzielle Emittent zusammen mit seinem Betreuer nach Erstellung eines ersten Fact-Sheets eine positive Rückmeldung seitens der Börse erhalten, so muss für ein Listing der Anleihe grundsätzlich ein von der BaFin zu billigender Wertpapierprospekt gefertigt werden, selbst wenn kein öffentliches Angebot vorliegt. Lediglich die Börse München fordert kein Wertpapierprospekt, sondern nur eine aktuelle Unternehmensdarstellung, wenn das Angebot so ausgestaltet wird, dass kein Prospekt erforderlich ist. Ferner muss die Anleihe nach sämtlichen Segmentregelwerken mit einem Unternehmensrating einer Ratingagentur ausgestattet sein, wobei die Börse Düsseldorf zusätzlich ein Mindestrating von BB fordert. Für die Ratingerstellung werden unter anderem die Gewinn-/Verschuldungssituation des Unternehmens, die Produkte, Kunden und Lieferanten sowie die Finanzierungs- und Banksituation untersucht. Dieser gegenüber dem Listing im bloßen Freiverkehr aufwendigere Prozess bei Einbeziehung in ein spezielles Anleihesegment mit Wertpapierprospekt und Rating erfordert einen Zeitraum von ca. drei bis vier Monaten. Nach der Einbeziehung sind für die gesamte Dauer des Listings sowohl ein geprüfter Jahres- als auch ungeprüfte Halbjahresabschlüsse wie auch ein sog. Finanzkalender (wesentliche Termine des Emittenten als auch der Anleihe wie z.B. Zinszahlungs- und Rückzahlungstermine) auf der Homepage des Unternehmens zu veröffentlichen. Auch hat der Emittent eine Ratingagentur mit Folgeratings zu beauftragen, die einmal jährlich zu veröffentlichen sind. Neue Möglichkeiten der Unternehmensfinanzierung Mit den fünf neuen Segmenten der Börsen Stuttgart (Bondm), Düsseldorf (mittelstandsmarkt), München (m:access bonds) sowie der Frankfurter Wertpapierbörse (Entry Standard) und der Börsen Hamburg-Hannover (Mittelstandsbörse Deutschland) hat sich für mittelständische Unternehmen ein neuer Markt zur Deckung ihres Kapitalbedarfs ergeben. Zugeschnitten auch auf kleinere Emissionsvolumina bietet sich die Chance, Finanzmittel am Kapitalmarkt aufzunehmen und damit die Abhängigkeit vom Bankkredit zu verringern, ohne wie bei einem Börsengang eine Reduzierung des Gesellschaftereinflusses hinnehmen zu müssen. Finanzierung im Mittelstand 02/2011
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