3 Aufgabe 2 - Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik ...
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1.4 Bedeutung früher Rückwürfe bei der Hörereignisbildung<br />
Die Wahrnehmung mehrerer korrelierter Schallereignisse führt häufig nur zu einem Hörereignis:<br />
Die beiden wichtigsten Ursachen <strong>für</strong> dieses Phänomen sind die Summenlokalisation<br />
<strong>und</strong> der Präzedenzeffekt. Die Summenlokalisation ist u. a. Gr<strong>und</strong>lage stereofonischer<br />
Systeme; die Bedingungen, unter denen Summenlokalisation zustande kommt, werden<br />
von Blauert [4] beschrieben. Der Präzedenzeffekt ist insbesondere beim Hören in reflexionsbehafteter<br />
Umgebung von Bedeutung. Hierbei führt die Überlagerung von Direktschall<br />
<strong>und</strong> Rückwürfen zu einem Hörereignis, dessen Ort von der Position der Quelle des<br />
Direktschalls bestimmt wird 2 . Ein ausführlicher Überblick über zahlreiche gr<strong>und</strong>legende<br />
Untersuchungen zum Präzedenzeffekt wird von Blauert [4] gegeben. Für die Gestaltung eines<br />
Auditory Display ist es wichtig, dass beim Präzedenzeffekt die Rückwürfe nicht einfach<br />
unterdrückt werden: Stattdessen ist es so, dass bestimmte Merkmale des Hörereignisses<br />
(z. B. Entfernung <strong>und</strong> Ausdehnung) durch die Rückwürfe entscheidend mitbestimmt<br />
werden. Diese Merkmale können aber als Informationsträger genutzt werden (z. B. kann<br />
der Hörereignisort eines Warnsignals genutzt werden, um den Ort der Gefahrenquelle zu<br />
konnotieren). Auf die Auralisierung von Rückwürfen kann also nicht verzichtet werden.<br />
Hartmann [18] beschreibt Lokalisationsexperimente in einem realen Raum, bei dem<br />
sowohl die Raumgeometrie als auch die akustischen Eigenschaften der Wände verändert<br />
wurden; zusätzlich wurden diese Experimente mit unterschiedlichen Arten von Stimuli<br />
durchgeführt. Hartmann beobachtete eine Beeinflussung der Lokalisation durch die<br />
zeitliche Reihenfolge früher Rückwürfe, die er durch<br />
Änderungen der Raumgeometrie<br />
beeinflusste. Er beschreibt außerdem eine größere Unbestimmtheit der Lokalisation bei<br />
frühen seitlichen Rückwürfen, was im Prinzip mit dem bereits erwähnten Begriff der<br />
Räumlichkeit aus der Konzertsaalakustik übereinstimmt.<br />
Dieser Einfluss der frühen seitlichen Rückwürfe wird von Blauert <strong>und</strong> Lindemann<br />
[19] bestätigt, die ihre Versuche mit realen Quellen in einem reflexionsarmen Raum<br />
durchführten. Der Direktschall wurde über einen frontalen Lautsprecher wiedergegeben.<br />
Die Rückwürfe wurden mit seitlich aufgestellten Lautsprechern simuliert, über die das<br />
Signal zeitverzögert <strong>und</strong> z. T. spektral modifiziert wiedergegeben wurde; als Tonmaterial<br />
diente reflexionsarm aufgenommene Orchestermusik. Diese Darbietungen wurden mit<br />
einem Kunstkopf binaural aufgezeichnet <strong>und</strong> den Versuchspersonen im Paarvergleich<br />
dargeboten.<br />
Guski [20] führte Lokalisationsexperimente ebenfalls in einem reflexionsarmen Raum<br />
durch, in den zusätzlich eine reflektierende Fläche eingebracht wurde. Die Position dieser<br />
Fläche wurde zwischen den einzelnen Versuchsdurchläufen verändert. Hierdurch wurde<br />
entweder eine seitliche, eine Boden-, oder eine Deckenreflexion erzeugt. Als Schlussfolgerung<br />
aus den Ergebnissen schreibt Guski der Bodenreflexion eine besondere Bedeutung<br />
zu: Bei dieser Anordnung wurde die Elevation der Schallquelle von den Versuchspersonen<br />
präziser geschätzt.<br />
2 Der Präzedenzeffekt wird deswegen häufig auch als ,,Gesetz der ersten Wellenfront” bezeichnet.<br />
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