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RDT 4/2009 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev

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Tierische Dauergäste<br />

Von Frank Weber, Leiter des Franziskus-Tierheim<br />

Schwer Vermittelbare:<br />

Misu hat noch kein Zuhause!<br />

Ein Tierheim ist ja eigentlich als Durchgangsstation gedacht. <strong>Tiere</strong>, die sich in Not befinden, werden<br />

untergebracht, versorgt und sollen in gute Hände vermittelt werden. Das ist eine einfache Gleichung<br />

und funktioniert in <strong>der</strong> Regel ziemlich gut. Allerdings gibt auch hier, wie immer, Ausnahmen. Und die<br />

sind bei uns tierischer Natur und bestechen zumeist durch einen ausgeprägten Hang zum Individualismus.<br />

Bei den vielen <strong>Tiere</strong>n, die ein Mitarbeiter im Laufe des Jahres<br />

betreut, bleibt es nicht aus, dass man zu manchen<br />

Schützlingen eine beson<strong>der</strong>e Beziehung aufbaut.<br />

Dabei lernt man von den schwierigen <strong>Tiere</strong>n am meisten;<br />

sie sind ein unerschöpflicher Quell für alle, die die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

angenommen haben, dem komplexen Verhaltensrepertoire<br />

<strong>der</strong> Vierbeiner auf den Grund zu gehen.<br />

Und an schwer Vermittelbaren<br />

herrscht in keinem Tierheim ein<br />

echter Mangel. Im Gegenteil:<br />

Rund 40 Prozent verbringen<br />

manchmal mehrere Jahre bei<br />

uns. Auch Misu wartet inzwischen<br />

seit mehr als einem Jahr<br />

auf adoptionswillige Menschen.<br />

Mit 8 Wochen kommt die Hündin<br />

aus dem ungarischen Pecs<br />

zu uns nach Hamburg. Und bereits<br />

da hat das zierliche Tierchen<br />

das Regiment in <strong>der</strong> Hundegruppe<br />

fest in <strong>der</strong> Hand. Im<br />

Gegensatz zu ihrer aufbrausenden<br />

Erscheinung hat sie körperlich<br />

eher wenig zu bieten. Trotz<br />

bester mehrmalig täglicher Fütterung<br />

scheint sie immer kleiner<br />

und dünner zu werden.<br />

Nachdem mehrere Tierärzte konsultiert werden, wird eine<br />

Pankreas-Insuffizienz festgestellt. Ein Enzymmangel mit <strong>der</strong><br />

Folge, dass sie ihr Futter nicht verwerten kann.<br />

Nach <strong>der</strong> Diagnose können wir reagieren und eine passende<br />

Familie für den kleinen Wurm finden. Herrchen ist<br />

Mediziner, und die Weichen für ihr Leben scheinen optimal<br />

gestellt zu sein. Doch trotz lieb<strong>ev</strong>oller Betreuung und regelmäßiger<br />

Welpenspielstunde hat Misu Probleme im Umgang<br />

mit Artgenossen.<br />

F RANZISKUS-TIERHEIM<br />

Es kommt zu einem Vorfall, in dem ein Hund sehr schwer<br />

verletzt wird. Dutzende von kostspieligen Trainerstunden<br />

folgen. Und tatsächlich wird es besser mit ihr, bis Frauchen<br />

die mittlerweile geläuterte und einigermaßen pflegeleichte<br />

Misu kastrieren lässt - eine Entscheidung mit verheerenden<br />

Folgen.<br />

Hündinnen, die Probleme im Sozialverhalten mit Artgenossen<br />

zeigen, sollten auf keinen<br />

Fall kastriert werden. Durch<br />

die Testosteronumstellung kann<br />

es zu einer völligen Unverträglichkeit<br />

mit Artgenossen kommen.<br />

Und Misu verletzt in Folge<br />

mehrere Hunde schwer. Trotz<br />

enormer Schadenersatzfor<strong>der</strong>ungen<br />

halten ihre Herrchen zu<br />

ihr. Doch das Ende ist vorprogrammiert,<br />

als die Tochter mit<br />

Kind wie<strong>der</strong> in die Familie<br />

zieht...<br />

Zurück im Tierheim zeigt Misu,<br />

dass sie neben ihren problematischen<br />

Seiten ein ausgesprochen<br />

intelligenter, lernwilliger<br />

Hund ist, <strong>der</strong> voller Tatendrang<br />

steckt. Dieser Malinois im Kleinformat<br />

brennt darauf, Aufgaben<br />

zu erledigen - <strong>der</strong> ideale Arbeitshund für den fortgeschrittenen<br />

Hundehalter, <strong>der</strong> einen triebstarken und arbeitswilligen<br />

Vierbeiner sucht.<br />

Misu braucht Menschen, die sich auf ihren starken Charakter<br />

einstellen, keine Kin<strong>der</strong> und an<strong>der</strong>e Haustiere haben<br />

und jede Menge Zeit, Liebe und Geduld in sie investieren.<br />

Echte Hundemenschen eben, die einem Notfall aus dem<br />

Tierschutz eine Chance geben...<br />

Fotos: Debra Bardowicks, www.animal-photography.de<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2009</strong><br />

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