Nr. 2 · Mär/Apr. 2008 - Mediaport - Das Magazin für die Medienstadt ...
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MARKETING UND KOMMUNIKATION IN HAMBURG<br />
myriam lemke<br />
Die drei Sprayer genießen das Tageslicht:<br />
unbehelligt von Polizei oder Hauswart<br />
besprühen sie konzentriert <strong>die</strong> riesige<br />
Hauswand in Rothenburgsort. In<br />
dem sozial benachteiligten Stadtteil an<br />
den Elbbrücken bringen sie wochenlang<br />
wahre Massen von Farbe an den<br />
hellen Putz. Am Schluss sind 00 Farbdosen<br />
verbraucht, ist jeder Quadratzentimeter<br />
der 4 mal 12 Meter großen<br />
Hochhauswand mit einer bunten<br />
Schicht bedeckt. Die Polizei hat das<br />
nie interessiert, Passanten und Nachbarn<br />
amüsieren sich, und der Eigentümer<br />
der Wohnblocks, Vermieter SAGA<br />
GWG, ist hoch erfreut über das Stadtteilkunstwerk.<br />
Die Aktion am Billhorner Röhrendamm<br />
ist ein wichtiger Auftrag <strong>für</strong> <strong>die</strong> Künstlergruppe<br />
„getting up“, <strong>die</strong> mitten im<br />
Quartier ein Atelier hat. Vorher hatten<br />
<strong>die</strong> Kunstsprayer den Hausbewohnern<br />
drei Entwürfe zur Auswahl vorgelegt.<br />
Die 00 SAGA GWG-Mieter entschieden<br />
sich demokratisch <strong>für</strong> das Motiv<br />
„Identität“. Dazu <strong>die</strong> Künstler: „<strong>Das</strong><br />
zentrale Element des Bildes erinnert an<br />
<strong>die</strong> geöffnete Blüte einer Blume und<br />
vermittelt ein Gefühl von Freundlichkeit<br />
und Weltoffenheit. Pfeile stehen<br />
<strong>für</strong> Impulse, <strong>die</strong> künftig von Rothenburgsort<br />
ausgehen sollen. Unterschiedliche<br />
Gruppen im Stadtteil entwickeln<br />
ein Gemeinschaftsgefühl, ohne ihre<br />
Identität zu verlieren. Etwas Neues<br />
kann entstehen.“<br />
Die Künstler haben ihr Werk so gut<br />
durchdacht wie SAGA GWG später den<br />
Präsentationstermin mit Stadtteilvertre-<br />
46 MediaPort <strong>Nr</strong>. 2 <strong>Mär</strong>z/<strong>Apr</strong>il <strong>2008</strong><br />
Von der Betonburg<br />
zum Hochkant-Dorf<br />
Hamburgs SAGA GWG verwandelt Stadtteile mit sozialen<br />
und städtebaulichen Defiziten in attraktive Wohnquartiere.<br />
Der verblüffende Erfolg ist auch Ver<strong>die</strong>nst<br />
einer klugen Kommunikationsstrategie.<br />
ad personam<br />
Carl Mario Spitzmüller, 1964 in Hamburg<br />
geboren, stu<strong>die</strong>rte Anglistik, Germanistik<br />
und Journalistik an der Universität<br />
Hamburg, begann 1991 seine berufliche<br />
Laufbahn im Heinrich Bauer Verlag und produzierte<br />
ab 1993 als Fernsehredakteur bei<br />
RTL Nord <strong>Magazin</strong>beiträge <strong>für</strong> aktuelle Formate<br />
des Kölner Senders. 1997 wechselte<br />
Spitzmüller als Pressesprecher in <strong>die</strong> Energiewirtschaft<br />
zur HEW AG, seit 2003 leitet<br />
er <strong>die</strong> Unternehmenskommunikation SAGA<br />
GWG. Spitzmöller ist verheiratet und Vater<br />
von drei Söhnen. Seine Hobbys sind Rennradfahren,<br />
Laufen, Golfen.<br />
tern, Journalisten und Bezirksamtsleiter<br />
Markus Schreiber: Auf <strong>die</strong> gute Stimmung<br />
folgte gute Presse. Vorbei <strong>die</strong><br />
Zeiten, als <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n über das städtische<br />
Großunternehmen mit seinen<br />
rund 1 5.000 Wohnungen vor allem<br />
dann berichteten, wenn sich Mieter<br />
über Mängel beschwerten. Längst wird<br />
der Konzern, der 800 Mio. Euro Jahresumsatz<br />
macht und schwarze Zahlen<br />
schreibt, als sympathisches Hamburger<br />
Charakterunternehmen wahrgenommen.<br />
In einer Image-Umfrage im Sommer<br />
200 antworteten 41 Prozent dem<br />
infas-Institut, Hamburgs Großvermieter<br />
habe sich gegenüber 2002 insgesamt<br />
verbessert oder sehr verbessert.<br />
„Früher waren viele versucht, ihre<br />
Stadtteile schlecht zu reden in der<br />
Hoffnung, dass der Senat dann besonders<br />
viel Geld hineinstecken würde.<br />
Man nahm in Kauf, das Image auf lange<br />
Zeit zu schwächen“, erläutert Carl<br />
Mario Spitzmüller, 44, Leiter der Unternehmenskommunikation<br />
von SAGA<br />
GWG. „Wir gehen heute den entgegen<br />
gesetzten Weg: Wir bestärken unsere<br />
Mieter darin, in ihren Quartieren möglichst<br />
<strong>die</strong> Stärken zu erkennen. Wichtig<br />
ist <strong>die</strong> Identifikation mit der Nachbarschaft.<br />
Wir fördern <strong>die</strong> positiven Aspekte,<br />
<strong>die</strong> eigentlich jedes Viertel hat,<br />
und geben den Quartieren über unsere<br />
Print- und TV-Me<strong>die</strong>n eine Bühne in der<br />
Stadt“ – etwa im Kundenmagazin WIR<br />
gemeinsam, das jeden zweiten Monat<br />
in einer Auflage von 1 .000 Exemplaren<br />
erscheint, oder im Stadtteilfernsehen<br />
WIR in Hamburg, das jeden zwei