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Deutsch - Internationales Bildungs

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Das Projekt „Erinnern für die Zukunft“ und seine Ziele<br />

in diesem Zusammenhang auch über gesellschaftliche Schuld beziehungsweise<br />

Verantwortung diskutiert – auch aus Sicht der <strong>Deutsch</strong>en.<br />

An dieser Stelle und bei späteren Anlässen, wie bei dem Besuch in Buchenwald,<br />

der die jungen Menschen aus Südosteuropa stark beeindruckte, wurde wiederholt<br />

darauf hingewiesen, dass die ersten Jahre nach der Befreiung <strong>Deutsch</strong>lands stark<br />

von einer „Schlussstrich“-Mentalität geprägt waren. Es dauerte lange bis damit<br />

begonnen wurde, die Ursachen des Nationalsozialismus zu erforschen und eine<br />

sowohl öffentliche als auch kritische Auseinandersetzung mit diesem Thema zu<br />

suchen (Frei 1996).<br />

Die erst in den siebziger Jahren an vielen Orten entstandenen Geschichtswerkstätten<br />

sind ein Beispiel dafür. In ihnen engagierten sich auch viele Lehrer und<br />

Jugendliche. Sie wollten die Spuren der NS-Geschichte in ihren Heimatorten<br />

freilegen und die Erinnerung an das geschehene Unrecht wach halten. Daraus<br />

entwickelten sich nicht wenige Initiativen, die sich für die Einrichtung von Mahnmalen<br />

und Gedenkstätten einsetzten. Diese Vorhaben wurden oft von enormen politischen<br />

Widerständen begleitet, die dazu führten, dass es teilweise mehrere Jahre<br />

dauerte, bis sie verwirklicht werden konnten (vgl. Abschnitt 3.3.2, „Alte Synagoge<br />

in Essen“). Fast parallel kam es zu einer Abwendung vom lehrer- und gegenstandsorientierten<br />

Unterricht hin zu mehr Praxisnähe und Schülerorientierung. Die<br />

Suche nach Materialien, die den Interessen der Schüler entgegenkamen, führte<br />

zur Lokal- und Alltagsgeschichte und ihren speziellen Methoden und Arbeitstechniken<br />

(vgl. Ehmann/Rathenow 2000). Projektorientierte Arbeitsformen wurden<br />

entwickelt wie Zeitzeugenbefragung (vgl. Abschnitt 4.13), lokale Spurensuche<br />

(vgl. Abschnitt 4.16), Exkursionen zu Gedenkstätten (vgl. Abschnitt 4.8) etc.<br />

Die deutsche Vergangenheitsbearbeitung und der damit verbundene Lernprozess<br />

hält bis heute an. Das Seminar sollte kein „leuchtendes Beispiel“ geben oder<br />

ein Universalrezept vermitteln, sondern Möglichkeiten und Erfolge, aber auch<br />

Hindernisse und Versäumnisse aufzeigen. Die Entwicklung und Widersprüchlichkeit<br />

der deutschen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, sowohl<br />

mit der NS-Diktatur als auch mit dem DDR-Regime, wurde den Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern des Seminars zugänglich gemacht. Insbesondere der zweitägige<br />

Methoden-Workshop ermöglichte eine intensivere Auseinandersetzung mit<br />

einigen ausgewählten Methoden und deren Nutzung für die eigene Situation in<br />

Südosteuropa (vgl. Abschnitt 3.3).<br />

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