Deutsch - Internationales Bildungs
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„Wir brauchen Begegnung“<br />
Ist das auch auf andere südosteuropäische Länder übertragbar, die Diktaturerfahrungen<br />
hatten, wie Rumänien und Bulgarien?<br />
Sie haben zwei Erlebnisse nicht: Erstens den internationalen Krieg und zweitens<br />
die nationale Spaltung. Aber ansonsten gibt es ähnliche Mechanismen, auch die<br />
Ausgrenzung, zum Beispiel der Roma und Sinti. Wir haben also die Probleme<br />
auf dem ganzen Balkan. Je mehr die jungen Menschen darüber nachdenken,<br />
dass das der falsche Weg ist, dass ein anderer Weg zu gehen ist, desto besser<br />
wird es.<br />
Die Rumänen und Bulgaren haben auch nicht solche Komplexe mit ihrer nationalen<br />
Geschichte, wie die Bosniaken, Serben, Kosovaren, Mazedonier oder<br />
Kroaten. Die Bulgaren stehen zur russischen Geschichte; der Zar hat sie befreit<br />
von den Türken. Rumänien hat eine brutale Diktatur unter Nicolae Ceauçescu zu<br />
verarbeiten, aber ansonsten sind es ähnliche Probleme und Herausforderungen.<br />
Wenn man die Nationalkonflikte abzieht, bleibt immer noch die Frage, wie stark<br />
die Menschen in der Vergangenheit verankert sind.<br />
Man muss in der ganzen Region neue Formen der pädagogischen Vermittlung<br />
lehren und die beste Methode ist, nicht zu sagen, wir wissen es besser, sondern<br />
wir bieten Möglichkeiten. Man darf nicht mit einer Erfolgsgeschichte als Vorbild<br />
daherkommen. Wir brauchten fünfzig Jahre; die Balkanvölker hatten erst sechs,<br />
sieben Jahre Zeit. Das einzige ist zu zeigen, wie es anders sein kann und auch<br />
Rückschläge hinzunehmen.<br />
Mit den Menschen, die in Mostar für Rechtspflege zuständig waren, sind wir in die<br />
Schweiz gefahren und haben ihnen die Kantone gezeigt. Sie sahen wie Kooperation<br />
auch zwischen unterschiedlichen Sprachgruppen funktioniert und sie kamen<br />
beeindruckt wieder. Mit den Verantwortlichen für Innenpolitik und der Polizei waren<br />
wir in Belgien, um zu zeigen wie Flamen, Wallonen, <strong>Deutsch</strong>e zusammenleben,<br />
auch wenn der Staat nicht gut funktioniert. Man kann zusammenleben, nicht konfliktfrei,<br />
aber es geht. Am letzten Tag, die bosnische Gruppe hatte alles gesehen,<br />
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren beeindruckt, hatten zivile Staatlichkeit,<br />
große Vorträge gehört, da erleben sie eine Bauerndemonstration in Brüssel. Wie<br />
die Bauern so sind, haben sie Wagenladungen mit Mist und Kohlköpfen vor die<br />
EU-Institutionen gekippt. Die Brüsseler Polizei kam normal zum Einsatz mit Knüppeln<br />
und Wasserwerfern. Auf die Frage, was hat euch in Brüssel, in Belgien gut<br />
gefallen, welche Lehren habt ihr gezogen, kam die Antwort aller drei Seiten: „Wir<br />
brauchen auch Wasserwerfer.“ Sie riefen nach dem starken Staat. Da fragt man<br />
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