28.01.2013 Aufrufe

Ausgabe Nr. 21 / November 2007, Thema: Verwalter und - KonNet e.V.

Ausgabe Nr. 21 / November 2007, Thema: Verwalter und - KonNet e.V.

Ausgabe Nr. 21 / November 2007, Thema: Verwalter und - KonNet e.V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

kommt immer anders als man denkt. Als<br />

Unternehmensplaner des deutsch-französischen<br />

Kulturkanals ARTE empfahl ich<br />

dem Vorstand, eine neue Onlinestrategie<br />

aufzulegen – mit der Folge, dass ich im<br />

Jahr 2000 Leiter der Multimediaredaktion<br />

wurde, quasi, um meine Empfehlungen<br />

gleich in die Tat umzusetzen. Das funktionierte<br />

auch alles in allem ganz gut, erwies<br />

sich aber doch recht schnell als<br />

technik- <strong>und</strong> nicht content-getrieben (über<br />

wenige mediale Hervorbringungen wird<br />

übrigens soviel geflunkert wie über den<br />

angeblichen Online-Journalismus).<br />

Da kam es ganz gelegen, im Herbst 2002<br />

Leiter der NDR-Intendanz werden zu können.<br />

Das klang irgendwie generalistisch<br />

<strong>und</strong> wichtig <strong>und</strong> war außerdem eine gute<br />

Gelegenheit aus dem alemannischen Südwesten<br />

(zu dem das Elsass ja auch gehört)<br />

mal rauszukommen.<br />

Nun also Hamburg, Stabs-Chef beim<br />

NDR-Intendanten Jobst Plog, inklusive<br />

Zuarbeit für den ARD-Vorsitz, den Plog<br />

in den Jahren 2003/2004 innehatte. Eine<br />

spannende Aufgabe, in der man viel mit<br />

politisch-administrativen Prozessen,<br />

R<strong>und</strong>funkpolitik usw. zu tun hat – indessen<br />

so gut wie nichts mit dem Programm.<br />

Insofern war es auch nicht so überraschend,<br />

vom Bürovorsteher des Intendanten<br />

im Jahr 2006 zum Verwaltungsdirektor<br />

befördert zu werden.<br />

Hier leite ich einen Bereich mit r<strong>und</strong> 600<br />

Mitarbeitern <strong>und</strong> bin unter anderem verantwortlich<br />

für Querschnittsfunktionen<br />

wie Finanzen (bei einem Haushaltsvolumen<br />

von r<strong>und</strong> 1 Mrd. Euro), Personal<br />

(3.500 Festangestellte) <strong>und</strong> Logistik. Ich<br />

sitze im Verwaltungsrat der b<strong>und</strong>esweit<br />

beliebten Gebühreneinzugszentrale<br />

(GEZ), beschäftige mich viel mit der nächsten<br />

Gebührenanpassung <strong>und</strong> mache alles<br />

in allem das, was man public administration<br />

im Bereich Medien nennt. Das<br />

scheint ganz gut zu Verwaltungswissenschaft<br />

zu passen.<br />

Aber wie gesagt: eigentlich wollte ich mal<br />

Steffen Sommer<br />

Die Prophezeiung des Leonhard Neidhart<br />

Steffen Sommer arbeitet als freier Journalist,<br />

Schreibtrainer <strong>und</strong> Medienberater<br />

in Stuttgart. Mit Verwaltungswissenschaft<br />

hat das auf den ersten<br />

Blick wenig zu tun. Warum ihm sein<br />

Studium im Beruf trotzdem oft weiterhilft,<br />

erläutert er hier.<br />

„Büro für klare Sprache“ heißt die Ein-<br />

Mann-Firma, die ich im Mai <strong>2007</strong> gegründet<br />

habe. Ich biete drei Dienstleistungen:<br />

Texte für Print- <strong>und</strong> Onlinemedien,<br />

Schreibtrainings für Journalisten, PR-Texter<br />

<strong>und</strong> Redenschreiber sowie Beratung<br />

beim Launch <strong>und</strong> Relaunch von Zeitschriften,<br />

Zeitungen <strong>und</strong> Websites.<br />

Wenn ich mich vor einem Schreibseminar<br />

den Teilnehmern vorstelle, freue ich mich<br />

auf eine Stelle immer ganz besonders. Auf<br />

die, an der ich gestehe, dass ich Diplom-<br />

Verwaltungswissenschaftler bin. Manche<br />

Seminarteilnehmer äußern ihr Beileid,<br />

anderen steht die Ratlosigkeit ins Gesicht<br />

geschrieben <strong>und</strong> fast immer fragt einer,<br />

was denn Verwaltungswissenschaft mit<br />

Journalismus <strong>und</strong> dem Schreiberhandwerk<br />

gemein habe. Dann erzähle ich häufig<br />

diese Geschichte:<br />

Nach dem Abitur wusste ich nicht, was<br />

aus mir werden sollte. Also verpflichtete<br />

ich mich bei der B<strong>und</strong>eswehr. Zwei Jahre<br />

als Reserveoffizieranwärter lehrten mich,<br />

wie sehr es das Leben erleichtert, einen<br />

Beruf zu haben, der Spaß macht. Ich wollte<br />

möglichst viel erleben <strong>und</strong> es so zu Papier<br />

bringen, dass andere auch etwas davon<br />

haben.<br />

Meine Journalistenlaufbahn begann mit<br />

einem sechsmonatigen Praktikum bei<br />

meiner Heimatzeitung, dem „Coburger<br />

Tageblatt“. Als das Praktikum sich dem<br />

Ende näherte, bot mir die Redaktionsleiterin<br />

eine Volontärsstelle an. Also blieb<br />

ich zwei weitere Jahre. Ich habe Coburgs<br />

Oberbürgermeister auf einer Radtour in<br />

die französische Partnerstadt Niort begleitet,<br />

den Mord an einem Bauern rekonstru-<br />

<strong>Thema</strong><br />

Chefreporter werden. Doch es kommt<br />

eben immer anders, als man denkt.<br />

Albrecht Frenzel<br />

PS: Die Verwaltungswissenschaft trifft<br />

daran keine Schuld, sie war allenfalls bei<br />

dieser Entwicklung ein bisschen behilflich.<br />

iert, der aus der DDR in den Landkreis<br />

Coburg fliehen wollte, Gemeinderatsbeschlüsse<br />

kommentiert, Coburgs einziger<br />

Straßenprostituierten ein Porträt gewidmet<br />

– kurz: es war eine fabelhafte Zeit.<br />

Wunsch: Weiter lernen<br />

Trotzdem wollte ich mein Leben nicht als<br />

Lokalredakteur fristen, sondern weiter lernen,<br />

studieren gehen. Bloß was? Vom<br />

Journalistik-Studium haben mir alle Journalisten<br />

abgeraten, die ich damals kannte.<br />

Wer ein Volontariat hinter sich habe,<br />

brauche sein Handwerk nicht noch ein<br />

zweites Mal an der Uni erlernen. Was also<br />

dann? Diese Frage habe ich mit einem<br />

Studienberater des Coburger Arbeitsamts<br />

erörtert. Sport zu studieren könne ich mir<br />

vorstellen, habe ich zu ihm gesagt, Politik,<br />

BWL, VWL, Jura oder Kunstgeschichte<br />

– im Gr<strong>und</strong>e alles <strong>und</strong> nichts.<br />

Was soll ich nur tun, Herr Studienberater?<br />

Ich will viel lernen, ohne die Uni als Fachidiot<br />

zu verlassen - hoch qualifiziert, aber<br />

KonText <strong>21</strong> I <strong>November</strong> <strong>2007</strong> 09

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!