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Schwerpunktthema: - Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag

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Vor sieben Jahren verkündete der damalige<br />

SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder den<br />

rot-grünen „Fahrplan“ zur Reformierung des<br />

bundesrepublikanischen Arbeitsmarktes.<br />

Er nannte ihn „Agenda 2010“. Jetzt haben<br />

wir „2010“ – und den Salat.<br />

Mit der Agenda 2010 begann der Paradigmenwechsel:<br />

weg vom Sozialstaatsprinzip,<br />

hin zum neoliberalen Prinzip der beschleunigten<br />

Verteilung von unten nach oben. Wie<br />

sich das konkret auf die Bürgerinnen und<br />

Bürger Sachsens auswirkte, hat Dr. Dietmar<br />

Pellmann in der Studie „Sieben verlorene<br />

Jahre – Eine Bilanz der Umsetzung der Agenda<br />

2010 für Sachsen“ zusammengefasst.<br />

Die Agenda 2010 und vor allem Hartz IV haben<br />

dazu geführt, dass es <strong>im</strong>mer mehr arme<br />

Familien gibt. Über 800.000 Menschen gelten<br />

<strong>im</strong> Freistaat als arm. Es ist nicht übertrieben,<br />

für Sachsen von einer aktuellen Armutsquote<br />

von 20 Prozent zu sprechen;<br />

bei Kindern nähert sie sich der 30-Prozent-<br />

Schwelle und bei Alleinerziehenden liegt sie<br />

gar über 40 Prozent.<br />

Die Zahl derer, die Arbeit haben, ging in Sachsen<br />

seit 1989 um mehr als eine halbe Million<br />

zurück. Daran änderten die kurzen Erholungsphasen<br />

zwischen 2006 und 2008 nichts. Zwischen<br />

2003 und 2008 sank die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten in<br />

Sachsen um 30.000. Der Rückgang der offi -<br />

ziell registrierten Arbeitslosen ist vor allem<br />

seit 2003 auf zahlreiche Veränderungen bei<br />

ihrer statistischen Erfassung zurückzuführen.<br />

Die aktuelle Zahl der Arbeitslosen liegt nicht<br />

– wie offi ziell angegeben – bei 292.000, sondern<br />

bei etwa 450.000, sofern auf Vollzeitbeschäftigte<br />

umgerechnet wird.<br />

Dr. Dietmar Pellmann, Sozialexperteexperte<br />

der <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong> hat die Zeit<br />

zwischen Schröders Verkündung und und<br />

heute für für Sachsen analysiert und<br />

resümiert:<br />

Sieben Jahre Agenda 2010:<br />

sieben verlorene Jahre<br />

In Sachsen arbeiten <strong>im</strong> Vergleich zu allen<br />

anderen Bundesländern die zahlenmäßig<br />

meisten Menschen in Mini-Jobs, Midi-Jobs<br />

und in Teilzeit. Gegenwärtig gibt es in Sachsen<br />

etwa eine Viertelmillion Minijobber,<br />

auch die Zahl der Teilzeitbeschäftigten verharrt<br />

mit 211.000 auf hohem Niveau. Sachsen<br />

ist zudem Spitzenreiter be<strong>im</strong> Anteil der<br />

Beschäftigten <strong>im</strong> Niedriglohnsektor. 2008<br />

lag die bundesweite Grenze zum Niedriglohn<br />

bei 9,17 Euro Stundenlohn. Unter dieser<br />

Schwelle lagen damit mehr als 40 Prozent<br />

der Beschäftigten in Ostdeutschland,<br />

während es in den alten Bundesländern<br />

etwa 20 Prozent waren.<br />

Durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen,<br />

wie ABM, Ein-Euro-Jobs oder Kurzarbeiterregelung,<br />

wurde die Arbeitslosenstatistik<br />

erheblich verfälscht. Aktuell dürfte dies<br />

einem Arbeitsvermögen von etwa 70.000<br />

Menschen entsprechen, wenn ABM<br />

nicht mit berücksichtigt werden.Nicht<br />

einbezogen werden auch die 2008<br />

tätigen 43.000 Leiharbeiter.<br />

Die Absicht, mit Hartz IV die Zahl der Langzeitarbeitslosen<br />

spürbar zu senken, ist in<br />

Sachsen gescheitert. Aktuell sind mehr<br />

als 500.000 Menschen auf Arbeitslosengeld<br />

II oder Sozialgeld angewiesen und damit<br />

ebenso viele wie be<strong>im</strong> Start von Hartz<br />

IV. Hinzu kommen allerdings noch etwa<br />

100.000, die aufgrund des Einkommens<br />

Die Broschüre erhalten Sie über:<br />

� <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Sächsischen</strong> <strong>Landtag</strong><br />

Bernhard-von-Lindenau-Platz 1<br />

01067 Dresden<br />

oder telefonisch unter<br />

� (0351) 4935833<br />

oder als Download unter<br />

� www.linksfraktion-sachsen.de<br />

ihrer Partner oder bei unter<br />

25-Jährigen der Eltern erst gar keinen Leistungsanspruch<br />

haben.<br />

Fazit: Wenn schwarz-gelbe Koalitionen in<br />

Dresden und Berlin davon reden, dass sich<br />

Arbeit lohnen muss, sollten sie endlich die<br />

Initiativen der <strong>LINKE</strong>N auf Landes- und<br />

Bundesebene für einen fl ächendeckenden<br />

gesetzlichen Mindestlohn unterstützen,<br />

denn nichts trägt so sehr zur zunehmenden<br />

Armut in Sachsen bei wie das zu niedrige<br />

Lohnniveau!<br />

Die Sächsische Staatsregierung, die unter<br />

den Ministerpräsidenten Milbradt und<br />

Tillich die Agenda 2010 in der Umsetzung<br />

eher noch verschärft hat, darf den realen<br />

sozialen Niedergang nicht länger ignorieren.<br />

Statt wie Wirtschaftsminister Morlok<br />

von einer Zukunft als Geberland zu träumen,<br />

sollte das Kabinett Tillich lieber ein<br />

Armutsbekämpfungskonzept vorlegen.<br />

Darauf werden wir drängen, bestärkt von<br />

den Ergebnissen der Studie, deren Lektüre<br />

wir auch den Regierungsmitgliedern<br />

ans Herz legen.<br />

MdL Dr.<br />

Dietmar Pellmann<br />

Sprecher für<br />

Sozialpolitik<br />

14 pvl 2/2010<br />

© Andre Dollan, Matthias Balzer / PIXELIO

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