Schwerpunktthema: - Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag
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Jugend ist mehr wert!<br />
Sachsens Staatsregierung hat ein Sparprogramm<br />
aufgelegt, nachdem bereits <strong>im</strong> laufenden<br />
Jahr 170 Mio. Euro und die folgenden<br />
beiden Jahre je 1,7 Mrd. Euro eingespart<br />
werden sollen. Dass vor dem Hintergrund<br />
wegbrechender Einnahmen gespart werden<br />
muss, steht außer Frage. Nur das WO und<br />
WIE ist mehr als strittig. Zumal Informationen<br />
dazu nur tröpfchenweise die einzelnen Ministerien<br />
verlassen.<br />
Bezeichnend jedoch ist, dass die ersten<br />
konkret vernehmbaren Sparvorgaben ausgerechnet<br />
den Kinder- und Jugendbereich<br />
treffen. In Folge dessen drohen unzählige<br />
Projekte und Initiativen der Verbände, Beratungsstellen,<br />
der Kinder- und Jugendhäuser<br />
<strong>im</strong> ganzen Land den Bach runterzugehen.<br />
Dagegen protestierten rund 4.000 junge<br />
Menschen, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
sowie zahlreiche Ehrenamtler aus verschiedenen<br />
Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe<br />
am 10. März vor dem <strong>Landtag</strong>. Und das völlig<br />
zu Recht, denn: Jugend ist mehr wert!<br />
„Der Freistaat fördert die Kinder- und Jugendarbeit<br />
mehr als andere Bundesländer. In Sachsen<br />
haben wir zum Teil sehr leistungsstarke<br />
Strukturen. Diese wollen wir festigen. Wir<br />
müssen von temporären Förderprogrammen<br />
Abstand nehmen. Für eine gute Arbeit braucht<br />
es Planungssicherheit durch eine stabile Finanzierung.<br />
Auch in der Zukunft sollen die<br />
Kommunen die Jugendpauschale bekommen,<br />
damit vor Ort Jugendclubs und Beratungsstellen<br />
betrieben werden können. Die landesweiten<br />
Träger der Jugendarbeit unterstützen wir<br />
weiterhin.“<br />
aus dem „Vertrag für Sachsen.<br />
Wissen, wo’s lang geht.“ Regierungsprogramm<br />
der CDU Sachsen 2009–2014“<br />
Soweit die CDU Sachsen vor der Wahl. Die<br />
Realität von heute sieht so aus: Mitte Februar<br />
erhielten die überörtlichen Jugendverbände<br />
die Nachricht, dass für sie – <strong>im</strong> laufenden<br />
Haushaltsjahr und entgegen aller Planungen<br />
– ganze 600.000 Euro weniger zur Verfügung<br />
stehen. Das bedeutet nichts anderes,<br />
als dass gezielt auf den Wegfall von Stellen<br />
hingearbeitet wird. Beispielsweise teilen<br />
sich bei der „Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Mädchen und junge Frauen e.V.“ schon heute<br />
drei Mitarbeiterinnen die 1,8 Stellen. Die<br />
genannte Kürzungssumme entspricht <strong>im</strong> Übrigen<br />
fast exakt der Summe, die seit Beginn<br />
(…) „Die Einsparungen <strong>im</strong> Bereich<br />
der verbandlichen, offenen und mobilen<br />
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen<br />
werden die hier tätigen Sozialpädagogen<br />
und Jugendmitarbeiter<br />
genauso demoralisieren wie die<br />
bisher erreichten Kinder und Jugendlichen.<br />
Wie ist der heranwachsenden<br />
Generation zu vermitteln, dass ausgerechnet<br />
bei Kindern und Jugendlichen<br />
der „Rotstift“ unverhältnismäßig<br />
angesetzt wird? (…)<br />
Tobias Bilz, Landesjugendpfarrer<br />
(…) „Wir rufen die Landespolitik auf,<br />
gerade in Krisenzeiten fachlich fundierte<br />
und transparent erarbeitete<br />
Entscheidungen zu treffen, die auch<br />
der örtlichen Ebene eine mittelfristige<br />
Planungssicherheit geben. Landkreise,<br />
Kommunen und Freie Träger<br />
haben bisher diese Prozesse engagiert<br />
gestaltet und haben es in keiner<br />
Weise verdient, dass ihnen mit<br />
Ignoranz und Geringschätzigkeit begegnet<br />
wird. Nicht nur der Inhalt der<br />
Entscheidungen – sondern vor allem<br />
die Art und Weise der Kommunikation<br />
stellt einen Vertrauensbruch dar<br />
und hat so bereits jetzt zur Demotivation<br />
tausender in diesen Arbeitsfeldern<br />
tätiger und engagierter<br />
Bürgerinnen und Bürger geführt. (…)<br />
T. Moritz, Th. Kadenbach /<br />
AG Jugendhilfeverbundsystem<br />
<strong>im</strong> Landkreis Bautzen<br />
Erst <strong>im</strong> vergangenen Herbst wurde<br />
die überörtliche Jugendhilfeplanung<br />
für 2010 bis 2014 aktualisiert und<br />
verabschiedet. Diese begründet den<br />
aktuellen Bedarf und konstatiert darüber<br />
hinaus einen Mehrbedarf in best<strong>im</strong>mten<br />
Bereichen der Jugendhilfe.<br />
Von Einsparpotenzialen ist hier<br />
genauso wenig die Rede wie <strong>im</strong><br />
3. <strong>Sächsischen</strong> Kinder- und Jugendbericht,<br />
der ebenfalls <strong>im</strong> letzten Jahr<br />
veröffentlicht wurde. Kinder und<br />
Jugendliche sind unsere Zukunft,<br />
in die es zu investieren lohnt. (…)<br />
Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten<br />
Sachsen e.V. (AGJF)<br />
(..) Nun ist auch klar, dass die Kürzungen<br />
nicht mehr nur durch Enthaltsamkeit<br />
<strong>im</strong> Bürobedarf oder durch<br />
die Zahlung von Gehältern jenseits<br />
von Gut und Böse zu kompensieren<br />
sind. Vereine und deren Angestellte<br />
blicken in eine düstere Zukunft,<br />
wenn sie denn überhaupt eine<br />
haben. Angebote an Kinder und<br />
Jugendliche werden sich aufgrund<br />
der ausbleibenden Förderung verteuern<br />
müssen, ein Schritt, den nicht<br />
alle jungen Menschen oder deren<br />
4 pvl 2/2010<br />
Fotos: efa